Pommes, Pizza, Pasta? Diese Leckereien stehen bei vielen Kindern ganz hoch im Kurs. Klar! Bei uns ja auch. Gemüse und anderes gesundes Essen mögen dagegen nicht alle Kinder. Egal, wie sehr wir uns den Mund auch fusselig reden: „Schatz, probier doch mal! Das ist sooo gesund.“ Probiere ich auch, oft genug. Aber mal im Ernst: Was sollen Kinder mit dieser Info anfangen? Gesund, was ist das? Und überhaupt, je mehr Mama und Papa drängen, desto nerviger ist das und desto bockiger wird das geheiligte Lebensmittel verweigert.
Der bessere Weg, Kinder an gesundes Essen zu gewöhnen?
Forscher von der Washington State University in Vancouver (USA) haben jetzt einen Tipp, wie man Kindern gesunde und sogar recht ungewöhnliche Lebensmittel schmackhaft machen kann.
Frühere Studien hatten gezeigt, dass Eltern auf ihrer Gesundes-Essen-Mission den größten Erfolg hatten, wenn sie den Kindern die Speisen wieder und wieder anboten, die Kinder lobten, wenn sie zumindest probierten oder wenn den Kindern explizit erklärt wurde, welchen Nutzen die Super-Lebensmittel für sie haben.
Für die im „Journal of Nutrition Education and Behavior“ veröffentlichte Studie kombinierten die Wissenschaftler um Studienleiterin Jane Lanigan diese Ansätze. Ganz nach dem Motto: Wir ziehen einfach alle Register – und zwar gleichzeitig. „Wir wollen mit der Studie eine Lücke füllen, denn Eltern wird oft gesagt, was ihre Kinder essen sollten, aber nicht wie sie diese dazu bringen können“, so Lanigan.
So lief der Versuch ab
Testpersonen waren 87 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Die kleinen mäkeligen Esser sollten zu Beginn der Studie einige „schwierige“ Lebensmittel probieren: Tomaten, grüne Paprika, Linsen und Quinoa. Sie durften diese auserkorenen Vier essen, anfassen, untersuchen, an ihnen riechen oder lecken. Danach wurden sie gefragt, wie gerne sie die einzelnen Lebensmittel mögen. Das Ergebnis war natürlich durchmischt.
Dann legten die Forscher los: Eines der beiden ungeliebtesten Lebensmittel wurde den Knirpsen einfach immer wieder angeboten – das andere den Kindern zusätzlich mit Worten schmackhaft gemacht: „Dank den Linsen wirst du schneller laufen und wachsen!“ oder „Das Gemüse hilft dir, nicht krank zu werden!“
Nach sechs Wochen hatten diese beiden Methoden nur einen mittelprächtigen Erfolg. Es wurde einen Monat pausiert und dann bekamen die Kinder wieder ihre einst so ungeliebten Speisen vorgesetzt. Mit einem, naja, zumindest messbaren Erfolg: Jetzt aßen die Kinder plötzlich rund sieben Gramm mehr von den Lebensmitteln, die ihnen wieder und wieder aufgetischt wurden. Von den Speisen, die zusätzlich angepriesen wurden, sogar rund 14 Gramm mehr pro Mahlzeit.
Dass dieser Erfolg erst mit Verspätung einsetzte, erklären sie die Wissenschaftler so: Die Kinder waren vielleicht zunächst etwas gelangweilt von den Lebensmitteln, die ihnen wochenlang täglich aufgetischt wurden. (Äh, ja… sehr wahrscheinlich sogar, oder? Kinder können zwar wochenlang nur von Eiern oder Nudeln ohne Sauce leben, aber wenn sie ihr „Monogam-Gericht“ nicht selber wählen…)
Tja, aber was bedeutet das jetzt für uns?
Natürlich will kein Mensch seinem Kind täglich Quinoa anbieten und die Körnchen dabei so abfeiern, als wären sie der heilige Gral. Aber wir könnten daraus lernen, dass wir nicht so schnell aufgeben und unseren Kindern mit viel Geduld und ohne Zwang immer wieder den Brokkoli mit auf den Teller geben, wenn es ihn nun mal gerade zum Familienessen gibt. Wenn wir dazu noch erwähnen, was der grüne Erzfeind vieler Kinder Tolles mit ihrem Körper anstellt – dann geben sie ihm vielleicht öfter mal eine Chance und lernen seinen Geschmack kennen und lieben. All das ohne Druck (!) und mit der Erlaubnis, dass die Lebensmittel eben auch mit Fingern und der Nase untersucht werden dürfen.
Gute Aussichten
Experten sagen übrigens, dass es schon völlig ausreichend ist, wenn Kinder nur ein, zwei Löffelchen von einem Lebensmittel essen. Es erweitert ihren Speiseplan und ihre Geschmackserfahrung und erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie es irgendwann sehr gerne essen werden.
Hmmh… Ich kann mich sehr gut an einen besonders erfolgreichen Trick meiner Oma erinnern:
Sie hat mir glaubwürdig versichert, dass Gemüse aller Art das absolute Leibgericht von meinem Lieblingshelden Batman wäre. Na, was Batman essen kann, kann ich schon lange essen!
Meine andere Oma hat mir manchmal „Puppenkohl“ (Rosenkohl) serviert, an einem besonderen kleinen „Schneewittchen“-Kindertisch mit feinem weißen (Servietten-)Tischtuch und auf Mutters altem Puppengeschirr. Das war ein Fest, auch wenn ich Puppenkohl – ehrlich gestanden – etwas bitter fand. Aber mit der Zeit habe ich mich an den Geschmack gewöhnt, heute ist es eins meiner Lieblingsgemüse.