Als ich Kind war, war ein Spielplatz für mich eine andere Welt. Eine Welt voller fantastischer Spielgeräte, mit tollen Verstecken und unendlich viel Platz zum Rennen. Ich war jedes Mal aufgeregt, wenn es los ging. Mit Herzklopfen betrat ich „unseren“ Spielplatz und konnte mich nicht entscheiden, womit ich anfangen sollte. Wenn ich mich an diese Nachmittage erinnere, gab es nur Glück.
Woran ich mich nicht erinnern kann: Wie meine Mutter es damals geschafft hat, mich aus meiner Wunderwelt heraus wieder nach Hause zu bringen. Aber freiwillig bin ich bestimmt nicht mitgegangen.
Jedenfalls kann ich deshalb sehr gut verstehen, wie es meinem Kind geht, wenn ich auf dem Spielplatz zum Aufbruch rufe. Noch heute bringt mir Rutschen und Klettern Spaß. Nur bin ich doch etwas bequem geworden mit der Zeit. Vom Schaukeln wird mir schlecht und Sand ist mir entweder zu kalt oder zu trocken, um damit zu bauen. Aber ich sehe in den Augen meiner Tochter genau dieses Glück, das ich früher empfunden habe. Und umso mehr tut es mir leid, wenn ich dieses Glück beenden muss.
Aber jeder Nachmittag auf dem Spielplatz muss ein Ende finden, Abendessen, der Papa und das Bett warten zu Hause. Mit der Zeit habe ich mir ein paar Vorgehensweisen getestet, die uns den Aufbruch erleichtern. Es funktioniert nicht immer alles und es gibt trotzdem manchmal Tränen. Aber um die ganz großen Dramen kommen wir so meistens gut herum.
Hier meine besten Tipps:
- Countdown
Ich kündige es frühzeitig an, dass wir bald gehen müssen. Das ist nur fair. Dann werde ich immer konkreter. Lasse mein Kind die letzte Aktion aussuchen, zum Beispiel Schaukeln. Das kann man natürlich ewig machen. Also limitiere ich es irgendwann. „Noch 20 Mal schubse ich dich an, dann gehen wir“. - Die letzte Sache gemeinsam machen
Meine Tochter liebt es, wenn ich mitmache, egal bei was. Wenn ich also los will und es angekündigt habe, ist mein Kind meist ziemlich einsichtig, wenn wir dafür noch zwei Mal gemeinsam rutschen. Und es bringt ja wirklich Spaß. - Verlockendes Ziel
Egal, ob es den Lieblingskäse zum Abendbrot gibt, der Papa endlich da ist oder die Aussicht besteht, nach dem Abendbrot noch gemeinsam „Sandmännchen“ zu sehen: Als kleine Motivationshilfe funktioniert das meistens ganz gut. Besonders der Papa, der bestimmt schon laaaange wartet, zieht mein Kind weg vom Sand und auf den Heimweg. - Mit anderen gehen
Funktioniert eigentlich immer (sofern jemand verfügbar ist): Gemeinsam mit anderen Kindern und Eltern aufbrechen. Bestenfalls haben wir ein Stück des Weges gemeinsam, so dass die Kinder sich nicht sofort voneinander trennen müssen. - Kein Essen mitnehmen
Wenn ich weiß, dass wir höchstens zwei Stunden auf dem Spielplatz sind, gibt es vorher noch eine Kleinigkeit zu essen und unterwegs dann nichts. So kann ich sicher sein, dass mein Kind zur Abendbrotzeit auch wirklich hungrig ist. Funktioniert nur, wenn die anderen Mütter nicht wieder ein ganzes Buffett auf den Bänken aufbauen und meine Tochter herzlich einladen. - Der Weg ist das Ziel
Das Angebot, einen Teil des Weges auf dem Arm getragen zu werden, kann meine Tochter selten ausschlagen. Es ist zwar ziemlich anstrengend, 15 müde Kilogramm zu schleppen, aber erstens soll sie ihre Kuscheleinheiten gerne bekommen und zweitens ist mein Kind nach der ersten Kurve meistens ziemlich verständnisvoll und lässt sich nicht weiter von ihrer stöhnenden und ächzenden Mutter tragen. - Empathisch sein
Wenn alles nichts hilft, alle Zeitfenster abgelaufen sind, niemand einen begleiten kann, dann geht es nur so: Kind nehmen und los. Es wird vielleicht schreien und heulen und sich wehren. Aber es muss lernen, dass es Grenzen gibt. Und seine hat es gerade überschritten. So anstrengend und unschön die Situation ist, ich versuche dann immer, besonders stark auf die Gefühle meines Kindes einzugehen. Ich reflektiere seinen Kummer und streichle seinen Rücken. Ich bin dann extra nicht die böse Mama, als die sie mich dann meistens beschimpft. Jedenfalls nicht in meinen Augen 😉