Studie zeigt: So stark wirkt sich die Inflation aufs Elterngeld aus

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) rechnet in einer aktuellen Studie vor, wie wichtig ein Inflationsausgleich und damit eine Erhöhung des Elterngeldes wäre. Die Ergebnisse zeigen das Loch in den Haushaltskassen von Elterngeld-Beziehern ganz deutlich auf. Eine Erhöhung ist aber gar nicht in Sicht. Wir fassen die Lage zusammen und zeigen, welche Parteien zur Bundestagswahl eine Elterngeld-Erhöhung ankündigen und welche nicht.

Beim Mindestsatz des Elterngeldes fehlen bereits 113 Euro pro Monat

Seit 2007 liegt der monatliche Mindestsatz beim Elterngeld bei 300 Euro im Monat, der Höchstsatz bei 1.800 Euro monatlich. Mit anderen Worten: Seit nunmehr 18 Jahren wurde das Elterngeld nicht mehr erhöht.

Gleichzeitig ist die Inflation in Deutschland aber immer weiter gestiegen. Das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hat nun eine aktuelle Studie vorgelegt, die zeigt, was das eigentlich für Familien mit Elterngeld bedeutet: Um die Inflation auszugleichen, hätte der monatliche Mindestsatz längst von 300 auf 413 Euro erhöht werden müssen, der Höchstsatz von 1.800 auf 2.480 Euro. Laut IW wäre also jeweils eine Erhöhung um 37,8 Prozent nötig gewesen, um die Inflation auszugleichen.

Das heißt: Durch die Inflation ist die Kaufkraft der Haushalte je nach Höhe des Elterngeldes um 113 bis 680 Euro pro Monat gesunken.

Was bedeutet das konkret – Kaufkraftverlust?

Das bedeutet: Eltern können sich vom selben Geld viel weniger leisten, weil die Preise für Güter seitdem so stark gestiegen sind.

Rechnet man den Kaufkraftverlust einmal auf Windeln um, sieht das Ganze folgendermaßen aus:

  • 2007 lag die Preisspanne einer einzelnen Pampers Baby Dry in Größe 4 etwa bei 0,12-0,14 Cent. Mit dem Elterngeld-Mindestsatz von 300 Euro hättet ihr damals pro Monat also 2.142-2.500 Windeln bekommen, je nach Preis.
  • Heute liegt die Preisspanne einer einzelnen Pampers Baby Dry in Größe 4 bei 0,20-0,22 Cent. Beim Elterngeld-Mindestsatz von 300 Euro bekommt ihr heute nur noch 1.363-1.500 Windeln für dasselbe Geld.

Warum wurde das Elterngeld bisher nicht erhöht?

Zuletzt hatte die Ampelkoalition zwar Verbesserungen beim Elterngeld versprochen, einschließlich einer Dynamisierung des Basis- und Höchstbetrags, setzte dies jedoch bis zum Ende ihrer Legislaturperiode im Februar 2025 nicht um.

Stattdessen gab es sogar Einschränkungen, wie die Absenkung der Einkommensgrenze für den Bezug von 200.000 Euro auf 175.000 Euro pro Jahr – wodurch wesentlich weniger Eltern bezugsberechtigt waren.

Das Thema hatte keinerlei politische Priorität – im Gegenteil. Der klamme Staatshaushalt führte schließlich zur Herabsetzung der Einkommensgrenzen; gleichzeitig wurde der starke Kaufkraftverlust von fast 38 Prozent offensichtlich nicht als dringendes Problem eingestuft.

Welche Parteien planen laut ihres Wahlprogramms, das Elterngeld zu erhöhen?

Wir haben die aktuellen Wahlprogramme der großen Parteien eingehend studiert und kommen zu dem Ergebnis: Die CDU möchte das Elterngeld zwar „verbessern“ (Wahlprogramm der CDU zur Bundestagswahl 2025, S. 60), beziffert diese Erhöhung allerdings nicht. SPD und FDP sprechen gar nicht erst von einer Erhöhung, sondern kündigen lediglich Verbesserungen bei den Modalitäten an (die SPD will die Anzahl der Elterngeldmonate erhöhen, die FDP will das volle Elterngeld über 14 Monate voll auszahlen, wenn beide Partner je mindestens vier Elterngeldmonate in Anspruch nehmen, S. 24 bzw. S. 29 der jeweiligen Wahlprogramme). Bei der AfD ist von keiner Erhöhung oder Ausweitung des Elterngeldes die Rede.

Die einzigen Parteien, die eine Elterngelderhöhung in ihren Wahlprogrammen beziffern, sind Die Grünen und Die Linke:

  • Die Grünen wollen den Mindestsatz von 300 Euro auf 400 Euro und den Höchstsatz von 1.800 Euro auf 2.400 Euro anheben (Quelle: Wahlprogramm Die Grünen zur Bundestagswahl 2025, S. 37).
  • Die Linke plant, den Mindestbetrag beim Elterngeld auf 420 Euro anzuheben und möchte die Entwicklung künftig an den allgemeinen Verbraucherpreisindex koppeln (Quelle: Wahlprogramm Die Linke zur Bundestagswahl 2025, S. 15)

Allerdings muss sich erst zeigen, ob beide Parteien, sofern sie überhaupt in Regierungsverantwortung kämen, diese Pläne auch in einem Koalitionsvertrag absichern und letztlich in die Tat umsetzen könnten.

Ilona Utzig

Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser.

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