Nehmen unsere Kinder bald statt schwerer Schulbücher Tablets und Laptops mit in die Schule?
Wenn es nach einem Pilotprojekt der Bundesregierung und des Hasso-Plattner-Instituts geht, könnte das schon bald Wirklichkeit werden: Die sogenannte Schul-Cloud soll nämlich das schulische Lernen digitalisieren.
Bereits seit Juni diesen Jahres läuft das Projekt testweise an 27 mathematisch-naturwissenschaftlich ausgerichteten Schulen. Dort werden seither sämtliche Lehrmaterialien in einem virtuellen Datenspeicher, auch als Cloud oder Wolke bezeichnet, gesammelt.
Die Kinder greifen also über einen PC oder ein Tablet auf die Unterrichtsmaterialien zu und erledigen auch ihre Hausaufgaben direkt in der Cloud beziehungsweise laden sie dorthin hoch.
Die Schul-Cloud soll zukünftig die teure und aufwändige Infrastruktur ersetzen, die bisher an den meisten Schulen vorherrscht: Computerräume mit veralteten Geräten und mangelhafter Software.
PCs müssen bisher auf Kosten der Unterrichtszeit von den Lehrern am Laufen gehalten werden. Die Cloud wird laut Hassa-Plattner-Institut dagegen in einem Rechenzentrum zentral und professionell gewartet und soll somit auch sicher vor Hackerangriffen sein.
Außerdem können Schüler und Lehrer auf die geschützten Daten von überall zugreifen. Die herkömmlichen PC-Räume sind den Schülern dagegen oft nur stundenweise für spezielle Unterrichtseinheiten oder Projekte zugängig.
Die Schul-Cloud soll also neben dem Schleppen schwerer Bücher auch die teuren PC-Räume überflüssig machen. Die Qualität des Unterrichts soll dadurch steigen, die Kosten sinken.
Das Heinrich-Hertz-Gymnasium in Berlin ist eine der Pilotschulen, die die Schul-Cloud gerade ausprobieren. In einem Bericht des Berliner Kuriers zieht ein Lehrer der Schule eine erste, durchaus positive Bilanz.
Dabei wird unter anderem der eigene Nachrichtendienst der Schul-Cloud hervorgehoben. Er soll als Alternative zu den derzeit von vielen Lehrern und Schülern genutzten, jedoch datenschutzrechtlich nicht ganz unbedenklichen Nachrichtendiensten wie WhatsApp und Co. dienen. Über den Nachrichtendienst können Schüler beispielsweise für Gruppenarbeiten oder sonstigen schulischen Austausch jederzeit sicher in Kontakt treten.
Generell sei der Datenschutz ein wichtiges Thema, das bei der schulischen Digitalisierung streng beachtet werden soll. Sensible Daten wie Schulnoten seien demnach nicht auf der Cloud zu finden.
Die Schul-Cloud soll darüber hinaus Terminabsprachen vereinfachen, individuelle Förderung möglich machen, das Bereitstellen von Inhalten erleichtern und vieles mehr, was in der bisherigen schulischen Infrastruktur meist nur mit größerem Aufwand möglich war.
Bei so viel Effizienz ist es laut Bericht des Berliner Kuriers sogar denkbar, dass Schüler zukünftig vermehrt von zuhause aus Lernen – in einer Drei-Tage-Schulwoche sozusagen.
Hört sich erstmal super an. Wir haben da allerdings noch eine Frage: Wer passt dann auf unsere Fünft- oder Sechstklässler auf, die vormittags zuhause im Mathematik- oder Geschichtsunterricht sitzen, während wir Eltern arbeiten gehen.