Es gibt nur wenige Vorstellungen, die für Eltern schlimmer sind: Wenn das Kind wegläuft, nach einer Verabredung oder der Schule nicht zu Hause ankommt…
Heute, am 25. Mai ist der Tag der vermissten Kinder.
Ins Leben gerufen wurde er bereits 1983 von US-Präsident Ronald Reagan. Er sollte an den sechsjährigen Etan Patz erinnern, der am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule verschwand. An diesem Tag durfte er zum ersten Mal alleine den kurzen Weg von zu Hause zum Schulbus gehen. Erst Jahrzehnte später wurde sein Schicksal endgültig aufgeklärt und sein Mörder 2017 dann schuldig gesprochen.
Noch heute erinnert der Tag an all die Kinder, die von ihren Eltern so schmerzlich vermisst werden.
Die genaue Zahl schwankt natürlich ständig, aber aktuell gelten in Deutschland über 1.800 Kinder als vermisst. Das teilte das Bundeskriminalamt (BKA) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden mit, wie z. B. welt.de berichtet.
Die gute Nachricht dabei: Die Aufklärungsquote der Vermisstenfälle bei Kindern liegt laut BKA in Deutschland bei weit über 90 Prozent!
Die Personenfahndung bei ungeklärten Fällen gilt bis zu 30 Jahre.
Und man kann es sich annähernd vorstellen: „Das ist für Eltern mit die schwerste Situation, die man aushalten muss“. Das sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des Weißen Rings. Etwa 99 Prozent der vermissten Kinder und Jugendlichen kämen zwar schnell zurück. „Aber für die anderen ist das natürlich dramatisch“, sagte Bianca Biwer.
Denn zu der Tatsache, dass das geliebte Kind nicht zu Hause ist – und man einfach nicht weiß, was passiert ist – komme in diesem Fall häufig „eine immer wiederkehrende vernichtende Enttäuschung“ dazu. Bianca Biwer schildert den Fall einer Frau, die auch nach 30 Jahren noch immer bei jedem Klingeln des Telefons oder an der Tür hofft, dass es ihre verschwundene Tochter ist.
Der Weiße Ring betreut eine zweistellige Zahl von Opfern, deren Kinder vermisst werden.
Manche sind dabei schon sehr lange ihre „Schützlinge“. Der Weiße Ring kooperiert dabei auch mit anderen, spezialisierten Hilfsorganisationen. Bianca Biwer erklärt: „Diese Menschen müssten stabilisiert werden, trotz der Situation noch ein eigenes Leben leben zu können. Das ist schwierig für die Betroffenen.“
Der Zeitfaktor spiele eine große Rolle, wenn ein Kind verschwinde.
Deswegen sei es meist wichtig, die Fälle möglichst früh öffentlich zu machen. Tatsächlich stecke hinter dem Verschwinden aber selten eine Straftat.
Trotzdem habe gerade bei Kindern das Verschwinden oft auch einen ganz ernsten Hintergrund, etwa eine Gewalterfahrung, vor der sie weggelaufen seien. Dies könnten etwa häusliche Gewalt oder auch Vernachlässigung sein. Aber auch in diesen Fällen muss nicht zwingend die engste Familie der Grund sein. Es können auch ganz andere Gewalterfahrungen sein, von der die Eltern nicht mal etwas ahnten.
Wo finden Eltern Hilfe?
Wichtig: Die Hotline für vermisste Kinder bzw. die Vermisstenmeldung über die Website ersetzt NICHT den polizeilichen Notruf und sollte erst im Anschluss an die Vermisstenanzeige bei der Polizei erfolgen.