Es ist eine Frage, über die man als werdende Mama am liebsten gar nicht nachdenken möchte: Ist das Baby, das da gerade in meinem Bauch heranwächst, gesund? Will ich wissen, wenn dem nicht so ist? Und würde ich das Kind abtreiben, wenn klar ist, dass es z.B. das Down-Syndrom hat? Bisher mussten werdende Eltern den nicht-invasiven Trisomie-21-Test, der anzeigt, ob das Baby betroffen ist, selbst bezahlen. Für viele ein Grund, darauf zu verzichten.
Jetzt hat der Gemeinsame Bundesauschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Kassen entschieden, den Test unter bestimmten Bedingungen zu zahlen. Ein Beschluss, der schon im Vorfeld heiß diskutiert wurde. Und nun erneut heftige Wellen schlägt.
Trisomie-21-Test in „begründeten Einzelfällen“
Der Test werde in Zukunft bei Schwangeren mit „besonderen Risiken oder zur Abklärung von Auffälligkeiten“ bezahlt, erklärt der G-BA. Frauen können ihn nach ärztlicher Beratung mit bestimmten verpflichtenden Informationen beantragen. So werde „klar und eindeutig geregelt, dass der Bluttest nicht als ethisch unvertretbares ,Screening` eingesetzt wird“, meint der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken.
Die Beratung des Arztes soll dabei immer „ergebnisoffen“ sein. Sprich, er soll sich in dem Gespräch weder für, noch gegen eine Abtreibung aussprechen. Eingeführt wird der Test voraussichtlich Ende 2020. Bis dahin will der G-BA beschließen, wie die Info-Broschüre zu dem Thema gestaltet wird. Auch das Bundesgesundheitsministerium muss den Beschluss noch billigen.
Wie funktioniert der Trisomie-21-Test genau?
Den Test gibt es bereits seit 2012, allerdings nur für Selbstzahler. Er ist ab der zehnten SSW möglich. Er gilt als risikoärmer als die sonst übliche Fruchtwasseruntersuchung und als ziemlich zuverlässig. Bei dem Test isolieren Experten Erbgutschnipsel des Kindes aus dem Blut der Schwangeren und untersuchen sie auf Gendefekte. Im Blut der werdenden Mama finden sich außer ihrer eigenen DNA Bruchstücke des kindlichen Erbguts. Sie zeigen an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Trisomie 21 ist. Kinder mit Down-Syndrom haben in jeder Zelle ein Chromosom mehr. Das Chromosom 21 ist dreifach vorhanden.
Etwa eines von 800 Kindern wird mit Down-Syndrom geboren. Weltweit sind etwa fünf Millionen Menschen betroffen (Wie Familien damit leben, erfährst du zum Beispiel hier). Der Test zeigt aber auch schwere Chromosomenstörungen wie Trisomie 18 an. Diese Störung führt zu Embryonen, die häufig während der Schwangerschaft oder aber kurz nach der Geburt sterben.
Kritiker sorgen sich, dass der Trisomie-21-Test für mehr Abtreibungen sorgt
Der Entschluss des G-BA wirft ethische Fragen auf. Kritiker sorgen sich: Wenn der Test Kassenleistung wird, könnte das dazu führen, dass Kindern mit Behinderung „aussortiert“ werden. Die behindertenpolitische Sprecherin der Grünen, Corinna Rüffler, ist selbst Mama eines Kindes mit Down-Syndrom. Sie meint: „Das Erste, was mir widerstrebt, ist, das Kind als Risiko zu betrachten. Trisomie ist keine Krankheit! Sondern eine genetische Abweichung.“
Auch der Bundesverband Lebensrecht kritisiert den Test, da er Menschen mit genetischen Besonderheiten „diskriminiert und selektiert“. Sind solche Tests erst einmal erlaubt und zugänglich, nutzen Eltern sie auch, zeigt die Erfahrung. Und tatsächlich treibt die Großzahl der werdenden Eltern nach einem positiven Ergebnis ab.
Schwangere sollten sehr gut abwägen
Auch wenn der Trisomie-21-Test in Zukunft unter bestimmten Bedingungen bezahlt wird. Es ist und bleibt eine sehr individuelle Entscheidung. Jede werdende Mama muss für sich abwägen: Will ich von der Krankheit meines Kindes wissen? Und welche Konsequenzen ziehe ich daraus? Am Ende ist das Ganze auch eine grundsätzliche Frage: Wie steht unsere Gesellschaft zu Menschen mit Behinderung? Sehen wir besondere Kinder als „Problem“ an – oder als Bereicherung?
[…] […]