Ich bin ehrlich: Ich habe meinen Sohn Bruno (2 1/2) auch schon mal mit Süßigkeiten „bestochen“. Vor ein paar Tagen ist es wieder passiert: Ich habe ihm eine Knabberbrezel zugesteckt, weil er kurz davor war, an der Supermarktkasse einen Wutanfall zu bekommen (ich wollte ihm nicht das tolle Matchboxauto kaufen, das er im Regal mit den Spielzeugen gesehen hatte…).
Nach einem langen, stressigen Tag hatte ich in dem Moment einfach keine Lust mehr auf Geschrei – und auf die blöden Kommentare und genervten Blicke der Umstehenden.
Doch genau so ein Verhalten ist laut Ernährungsexperten total schädlich für unsere Kinder! Oje…
Experten beobachten, dass immer mehr Eltern ihre Kinder mit Snacks trösten und belohnen:
Diese Entwicklung nimmt seit Jahrzehnten zu. Die Gründe dafür? Nun ja, zunächst einmal funktioniert es einfach Bombe: Die Zwerge hören meistens auf zu quengeln (oder beenden anderes „störendes“ Verhalten). Sie sind mit Kauen beschäftigt, der kleine Snack hebt außerdem die Laune.
Dazu kommt, dass Snacks immer leichter und günstiger zu haben sind. Die Mengen sind größer als früher. Lagen in den 60ern Bonbons noch stückweise in Gläsern auf der Theke des Tante-Emma-Ladens, gibt es sie heute in XXL-Tüten zu kaufen. Und was wir so leicht und für kleines Geld bekommen können, kaufen und nutzen wir dann eben auch.
Außerdem nimmt der Stress im Alltag zu.
Oft hetzen wir nur so durch den Tag, das Kind muss mitziehen. Bockende, trödelnde, störrische Kinder haben im hektischen Alltag da einfach keinen Platz. Häufig wissen wir in solchen Momenten keinen anderen Ausweg, als unser Kind mit Süßkram abzuspeisen und ruhigzustellen.
Zudem sind viele von uns selbst so aufgewachsen. Heißt, es gibt eine stetig wachsende Anzahl an Menschen, die selbst schlechte Gefühle mit Essen kompensieren. Und das wiederum an ihre Kinder weitergeben. Ein Teufelskreis. Schau mal auf dein eigenes Verhalten oder das von Familie und Freunden: Wer zum Beispiel jedes Mal vor dem Fernseher Chips knuspert, egal ob er Hunger hat oder nicht, bei dem hat sich bereits eine schädliche Verknüpfung im Gehirn gebildet (TV = Chips essen).
Das passiert, wenn dein Kind (zu) viel Süßes isst
Der Diabetologe und ärztlicher Direktor des medicum Hamburg Matthias Riedl warnt in einem Beitrag auf focus.de: Kinder mit Naschereien zu beruhigen oder zu trösten, kann sie falsch prägen. Mit Folgen, an denen die Kleinen noch ihr ganzes Leben zu knabbern haben – sprichwörtlich. Sie entwickeln eine Verhaltenssucht und neigen im späteren Leben zu Übergewicht.
Das Fatale: Wir Mamas merken oft gar nicht, wie oft wir unsere Kinder mit Essen ruhigstellen. Und unterschätzen daher – das belegen Zahlen –, wie viele Kalorien (zu viele!) die Zwerge pro Tag zu sich nehmen. Die Snacks, die wir unseren Zwergen zustecken, sind häufig total ungesund. Vom niedlichen Laugencracker in Eulen- oder Dinosaurier-Form bis hin zum beliebten Quetschie – die Snacks sind meistens süß, fettig oder sogar beides.
Das Gefährliche: Süßes macht unsere Kinder süchtig!
Bei Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen ist für uns klar, dass sie gefährlich sind und süchtig machen. Niemand würde seinem Kind eine brennende Zigarette in den Mund stecken. Dagegen fällt es uns schwer, auch Nahrungsmittel als Gefahr und als Suchtmittel zu betrachten. Doch auch Essen kann im Extremfall süchtig machen.
Wie? Süßes reizt das Belohungszentrum im Gehirn: Der Körper schüttet den Glücksbotenstoff Dopamin aus, der uns dazu bringt, eine Handlung, die uns happy macht, immer wieder zu wiederholen. Gerade Kinder sind ganz schnell „angefixt“. Die Folge: Immer, wenn sie im späteren Leben frustiert, traurig oder gestresst sind, verlangen Körper und Seele nach Naschkram.
Was kannst du stattdessen tun?
Laut Ernährungs-Profi Matthias Riedl gehört es zu den wichtigsten Aufgaben von uns Eltern, unsere Kinder davor zu bewahren, Gefühle mithilfe von Essen zu regulieren. Auch wenn das bedeutet, den steinigeren (Erziehungs-)Weg zu gehen. Anstatt dein Kind also jedes Mal ferngesteuert mit einem Snack ruhigzustellen, sobald es „störendes“ Verhalten zeigt oder sich wehgetan hat, überlege dir lieber schöne Alternativen.
Das kann von Kind zu Kind ganz unterschiedlich aussehen. Wenn dein Schatz sich verletzt hat, helfen zum Beispiel eine feste Umarmung, ein lustiges Kinderpflaster oder ein Trost-Lied. Und wenn du dein Kind belohnen willst, sind gemeinsame Unternehmungen eine viel schönere Möglichkeit als Süßigkeiten: Fahrt zusammen in den Wald, macht einen Spaziergang oder schaut euch Boote im Hafen an. Ja, das ist aufwendiger und im ersten Moment wahrscheinlich weniger effektiv. Aber es lohnt sich.
Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, ab jetzt auf Beruhigungs-Süßigkeiten zu verzichten.
Am Ende ist es total egal, was die Leute im Supermarkt denken. Das eigene Kind und seine Gesundheit sind viel wichtiger. Ich wünsche mir, dass Bruno später ein gesundes Verhältnis zu Essen hat und bei Stress lieber laufen geht oder meditiert, als sich mit Eis vollzustopfen. Oder wie siehst du das?
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