Dein Kind ist auffällig willensstark und eigenständig – und das eigentlich von Anfang an? Dann fragst du dich wahrscheinlich, ob das wirklich nur die gefürchtete Trotzphase ist, von der immer alle sprechen. Möglicherweise hast du aber auch ein autonomes Kind. Was Eltern dazu wissen sollten und wie du am besten mit einem autonomen Kind umgehst, verraten wir im Beitrag.
Vielleicht kennst du folgende Situationen?
Du möchtest dein Kind liebevoll umarmen, doch es schubst dich entschieden weg: „Nein, Mama, jetzt nicht!” Du stehst mit ihm auf dem Spielplatz und möchtest bei der Schaukel helfen – Wutanfall. Du versuchst dein Kind diplomatisch dazu zu überreden, an einem Wintertag doch lieber die Mütze aufzusetzen? Dein Kind durchschaut deine pädagogisch wertvollen Überzeugungsversuche sofort und blockiert.
Das kommt dir bekannt vor? Möglicherweise hast du ein autonomes Kind. Sie wissen immer, was sie wollen – und wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt haben, dann lassen sie sich auch nicht mehr davon abbringen. Doch diese besonderen Kinder zeichnet noch viel mehr aus. Geprägt hat den Begriff übrigens Familientherapeut Jesper Juul.
Das zeichnet autonome Kinder aus
- Lebhaft und zielstrebig
- Wollen ernstgenommen werden
- Durchschauen Erziehungskonzepte sofort
- Gespür für Authentizität
- Fordern sich absolute Wahlfreiheit ein
- Körperkontakt muss von ihnen selbst ausgehen
- Starkes Selbstbild
- Schlafen schon als Baby wenig
- werden oft als „altklug” wahrgenommen
- Hilfe wird nur angenommen, wenn diese unaufdringlich geleistet wird
Rund 15 Prozent aller Kinder definiert Juul als autonome Kinder. Obwohl Eltern dieser Kinder oft überfordert sind, ist der Begriff „autonom” für den Familientherapeuten auf jeden Fall positiv.
Warum autonome Kinder überfordernd sein können
Für Mama und Papa sind autonome Kinder eine Herausforderung. Sie verhalten sich oft schon als Baby anders, als die meisten erwarten würden. Sie kuscheln nicht so gerne, kommen schlecht zur Ruhe und schlafen wenig. Später scheint der Nachwuchs dann die Autonomiephase einfach nicht verlassen zu wollen: Die Eltern hören nur noch „Nein” und sind oft mit ihrem Latein am Ende.
Manche dieser Kinder werden zu regelrechten kleinen Diktatoren: Mit ihrem eisernen Willen und gefürchteten Schreianfällen regieren sie die ganze Familie. Die Eltern sind oft vollkommen ratlos, jede Erziehungsmethode scheint den Wutzwerg nur noch mehr gegen sie aufzubringen. Der Alltag besteht plötzlich aus ständigen Machtkämpfen, eine emotionale Distanz zwischen Eltern und Kind kann aufklaffen.
Wie Eltern mit autonomen Kindern umgehen sollten
Vielen Eltern tut es gut, wenn sie erfahren, dass ihr Kind autonom ist. Vor dieser Erkenntnis zweifeln viele Mütter und Väter an sich selbst: Warum funktionieren die Erziehungsmethoden anderer Eltern bei ihrem Schützling nicht? Doch schon einfache Tipps können den Umgang mit ihrem autonomen Kind erleichtern:
- Anstatt das Kind zu überreden oder zu manipulieren, sollten Eltern klare Ansagen machen
- Authentisch mit dem Kind umgehen
- Liebe und Zuneigung sind nur ein Angebot und werden nicht aufgedrängt
- Dem Kind möglichst viel Eigenständigkeit gewähren
- Machtkämpfe vermeiden
- Entscheidungsoptionen anbieten
- Kommunikation auf Augenhöhe
Hast du das Gefühl, du könntest selbst ein autonomes Kind haben? Dann schildere uns deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren!