„U-Boot-Eltern schaden ihren Kindern mehr als Helikopter-Eltern“. Das erklärt ein Schulrechtler auf Focus.de. Ich bin Mutter und arbeite bei Echte Mamas – na klar lese ich diesen Artikel!
Obwohl ich auch skeptisch bin, denn: Helikopter-Eltern. Rasenmäher-Eltern. Und nun also U-Boot-Eltern. Ich stelle mir bei der mittleren Kategorie übrigens immer so einen Aufsitz-Mäher vor und frage mich daher:
Haben wir denn nun bald alle Fahrzeuge durch, wenn es um Eltern-Typen geht?
Eigentlich kann ich sie nicht mehr hören, diese Kategorien. Ja, natürlich ist es ganz sicher nicht gut für die Entwicklung der Kinder, wenn ihre Eltern sie umkreisen, damit sie ja keinen Kratzer bekommen (Helikopter-Eltern). Oder wenn Mama und Papa alle potenziellen Hindernisse aus dem Weg „mähen“, bevor ihr Kind an denen ins strugglen kommen könnte (Rasenmäher-Eltern). Da gehe ich mit.
Aber: Ich finde, diese Begriffe werden viel zu inflationär gebraucht! Eltern geben doch in der Regel das Beste für ihr Kind – und was das ist, das wissen sie meistens nun mal am besten. Ja, Mama X springt auf dem Spielplatz vielleicht sofort auf, wenn ihr Schatz ganz oben im Klettergerüst hängt. Aber es kann doch gut sein, dass Kind X eben erfahrungsgemäß auch ein wenig tollpatschiger ist als seine kleinen Freunde und sich daher schon oft verletzt hat. Nur mal so als ein Beispiel. Man ist immer so schnell in seinen Urteilen, aber oftmals ist man dabei einfach nur unfair.
Deswegen habe ich auch zwischen Neugier und Augenrollen geschwankt, als ich den Focus-Artikel gesehen habe.
Aber jetzt kommen wir mal zum Thema: Was sollen denn U-Boot-Eltern sein?
Thomas Böhm, Schulrechtler und Buchautor, nennt so eine ganz spezielle „Spezies“ von Eltern von Schulkindern: „„Sie tauchen nicht auf, gehen nicht zum Elternsprechtag, sprechen nicht mit den Lehrern – erst wenn Versetzung gefährdet ist, fahren sie schwere Geschütze auf.“
Sprich: Sie nerven Lehrer erstmal nicht so sehr, wie es viele Helikopter- oder Rasenmäher-Eltern tun. Denn sie sind quasi „unter dem Meer“ (Achtung, Ohrwurm-Alarm) und bekommen gar nicht mit, dass ihr Schützling in der Schule Probleme hat. Sie unterstützen ihre Kinder nicht im Lernstoff und wollen eigentlich erstmal gar nix hören von dem ganzen Thema.
Geht es dann allerdings irgendwann um die Wurst aka die Versetzung des Kindes, dann kommen U-Boot-Eltern an die Oberfläche.
Und machen ordentlich Rabatz.
Das Problem: Durch das lange Desinteresse gibt es kaum Grundlagen für ein konstruktives Gespräch. Eltern diskutieren und drohen. „Viele schulische Entscheidungen werden von bestimmten Eltern nicht mehr akzeptiert. „Oft verhalten sich die Eltern allerdings direkt abgrenzend und aggressiv. Sie haben lediglich das Ziel, sich durchzusetzen.“
Sie wollen ihr Kind sofort aus der Gefahrenlage bringen – in die, ihrer Meinung nach, der Lehrer allein es gebracht hat. Aber, so sagt der Schulrechtler: „Eltern – und auch Lehrer – vergessen häufig, dass Schule eine Gemeinschaftsveranstaltung ist. Nur wenn beide gemeinsam handeln und sich gut abstimmen, funktioniert das.“
Viele Lehrer reagieren bei harschen Vorwürfen übrigens dementsprechend: „Viele wollen gleich abwehren, wenn Kritik kommt. Manche haben Angst, ihr Gesicht zu verlieren. Um keine Schwäche zu zeigen, entwickeln sie eine ,Bunkermentalität´.“
Erst Desinteresse, dann Stunk, der außer zu Frust zu nichts führt: Der Autor hält U-Boot-Eltern für die Erziehungsberechtigten, die ihren Kindern am Ende am meisten schaden.
Ob man es nun „schmissig“ als U-Boot-Eltern bezeichnet oder so wie ich mir vorstelle, als „Alptraum aller Lehrer“: Thomas Böhm ist es wichtig zu sagen, dass auch Eltern eine entscheidende Rolle für den schulischen Erfolg ihrer Kinder spielen. Der Focus fasst es so schön zusammen, dass ich es dabei einfach belassen möchte: „Wenn Eltern denken: ,Mein Kind lernt wenig, die Schule hat versagt´, verkennen sie die Situation völlig. Denn alles beginnt mit der Frage: Für wie wichtig halten Eltern Bildung? Welche Wertschätzung bringen sie der Schule und den Lehrern entgegen?
Und ich denke auch, genau darum geht es. Natürlich ist es Job der Lehrer, den Kindern den Unterrichststoff beizubringen (sie können das eben auch deutlich besser als zumindest ich), aber es sollte doch klar sein, dass man mit seinem Kind über die Schule spricht und bei drohenden Problemen rechtzeitig das Gespräch sucht. Denn dann ist es meistens möglich, das Kind vor größeren Sorgen und Nöten zu bewahren. Hand in Hand als Lehrer und Eltern. Und (fast) ohne Groll.
Vor Allem fragt man sich auch ein wenig: Kommt denn von Seiten der Schule im Fall der Fälle gar keine Kontaktaufnahme bevor die Versetzung gefährdet ist?
Klar gibt es solche extremen Eltern, die sich gar nicht interessieren, aber ich denke vom Grundgedanken her muss die Initiative schon von der Schule ausgehen. Wenn man als Eltern die zweite richtig miese Note hintereinander in einer Klassenarbeit präsentiert bekommt, dann sollte man natürlich schon tätig werden – besser schon nach der ersten schlechten Note.
Aber Eltern (und eben auch so einige (alleinerziehende) Mütter) haben eigene Jobs, und zwar in Vollzeit. Zu Elternabenden sollte man sich Zeit nehmen wenn es geht. Aber ich habe den Eindruck ansonsten sind die Erwartungen der Schulen den Eltern gegenüber mittlerweile sehr hoch. Zu irgendwelchen regelmäßigen Aktivitäten für Eltern und Kinder in der Schule haben Einige einfach keine Zeit.
Das führt dann dazu, dass es Eltern gibt, die zwar zu Elternabenden gehen, sich für die Hausaufgaben und die Noten ihrer Kinder interessieren, aber mit den Lehrern dennoch nicht 100%ig warm werden, weil von der Schule einfach noch viel mehr (Engagement) erwartet wird, was z.T völlig unrealistisch ist.
Hey, erstmal fällt mir auf, dass der “ Entdecker“ der U Boot Eltern mal wieder ein weißer Mann ist. Die Spezie, die besonders für ihren unermüdlichen Einsatz bei Kindererziehung und Haushalt bekannt ist; )
Klar, sich erst dann bei den Lehrern melden wenn es brennt ist semioptimal, aber was steckt dahinter? Überforderung? Weil frau/man es nicht schafft, bei jedem Problem die LehrerInnen zu kontaktieren (soweit diese überhaupt erreichbar sind)?
Ich urteile schon lange nicht mehr über andere Eltern/ Mütter. Wie die Autorin schon sagte, diese Kategorisierungen führen zu nix, ausser noch mehr Druck.
In einer kranken Gesellschaft dürfen auch Eltern und Kinder ihre Macken haben; )