Der sechste Geburtstag ist für Mama und Kind ein echter Meilenstein. Mit einem Schulkind beginnt nämlich nicht nur ein völlig neuer Lebensabschnitt, es steht auch die letzte Vorsorgeuntersuchung an. Wir verraten dir, wie du dich auf die U9-Untersuchung vorbereiten kannst, was du mitbringen und warum du dich besser auf eine längere Untersuchungszeit einstellen solltest!
1. Das Wichtigste auf einen Blick
- Die U9-Untersuchung ist die letzte von insgesamt zehn U-Untersuchungen für Kinder bis zum sechsten Lebensjahr.
- Vorgesehen ist die U9 zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat.
- Wurde der Termin für die U9-Untersuchung verpasst, kann sie bis zum 66. Lebensmonat nachgeholt werden.
- Neben der körperlichen Untersuchung erfolgen während der U9 auch motorische und sprachliche Übungen sowie ein Hör- und Sehtest.
- Aufgrund der Komplexität dauert die U9-Untersuchung häufig zwischen 45 und 60 Minuten.
2. Was ist die U9-Untersuchung?
Die U9-Untersuchung stellt einen weiteren Meilenstein in der kindlichen Entwicklung dar. Als zehnte Vorsorgeuntersuchung findet sie zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat statt. Zu diesem Zeitpunkt bereitet sich das Kind auf den Schuleintritt vor.
Aus diesem Grund checkt der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin nicht nur umfassend die körperliche sowie geistige Entwicklung deines Kindes, sondern zusätzlich die Sprachentwicklung, die Motorik und die sozialen Fähigkeiten. Tatsächlich dient die U9 nämlich als Grundlage für die bevorstehende Einschulung.
Im Rahmen der U9 werden Entwicklungsverzögerungen oder gesundheitliche Probleme möglichst frühzeitig erkannt. Dadurch können Fördermaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden, was deinem Kind einen optimalen Schulstart gewährleisten soll.
3. Zeitraum und Alter des Kindes: Wann findet die U9-Untersuchung statt?
Durchgeführt wird die U9-Untersuchung bei Kindern im Alter von fünf bis sechs Jahren. Ganz konkret findet sie zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat (vorgeschriebene Zeitspanne) statt. Frühestens erfolgt die U9 jedoch ab dem 58. und spätestens bis zum 66. Lebensmonat (eingeräumte Toleranzgrenze).
Was passiert, wenn man die U9 verpasst?
Solltest du den Termin für die U9 deines Kindes versäumen, bekommst du in der Regel ein Erinnerungsschreiben vom zuständigen Gesundheitsamt und holst die Untersuchung nach. Wenn du auf das Schreiben nicht reagierst, kann es jedoch passieren, dass dich die Mitarbeiter des Amtes persönlich kontaktieren. Meistens bieten sie im Gespräch ihre Unterstützung an und klären über die Bedeutung der Untersuchung auf. In manchen Fällen können allerdings auch das Jugendamt eingeschaltet (um das Kindeswohl sicherzustellen) und Bußgelder verhängt werden.
Aus medizinischer Sicht riskierst du bei Nichtwahrnehmung der U9-Untersuchung das Übersehen von möglichen Entwicklungsverzögerungen und/ oder gesundheitlichen Problemen deines Kindes. Dies kann besonders vor der Einschulung kritisch sein.
Wichtig: Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten der U9 nur innerhalb der vorgesehenen Zeitspanne. Bei Überschreitung musst du die Untersuchung daher eventuell selbst bezahlen.
4. Ablauf der U9-Untersuchung beim Kinderarzt/ bei der Kinderärztin
Gestartet wird die U9-Untersuchung in der Kinderarztpraxis zunächst mit einer ausführlichen Anamnese. Hierzu befragt dich der Arzt bzw. die Ärztin umfangreich zur Entwicklung und zum Verhalten deines Kindes. Anschließend folgt die körperliche Untersuchung, bei der Größe, Gewicht und Kopfumfang gemessen werden.
Ebenso checkt der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin bei deinem Kind Reflexe, Bewegungsabläufe sowie Koordination. Meistens soll das Kind dazu auf einem Bein stehen, hüpfen oder einen Ball fangen. Zur Beurteilung der kognitiven Entwicklung bittet der Arzt oder die Ärztin das Kind, einfache Formen zu zeichnen oder Farben zu benennen.
Im nächsten Schritt folgt die Überprüfung von Sehvermögen und Hörverständnis. Dabei helfen vor allem spezielle Tests, welche mögliche Beeinträchtigungen frühzeitig erkennen sollen. Die Sprachentwicklung wird ebenfalls genau beurteilt, und zwar indem der Arzt bzw. die Ärztin auf Aussprache, Wortschatz und Satzbau des Kindes achtet.
Anschließend bespricht der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin mit dir die Ergebnisse und gibt Empfehlungen für die weitere Entwicklung.
Vorbereitung und mitzubringende Unterlagen
Zur optimalen Vorbereitung auf den Arztbesuch solltest du folgende Dokumente mitbringen:
- Gelbes Untersuchungsheft
- Gesundheitskarte (deines Kindes)
- Impfausweis (deines Kindes)
- Eventuell vorhandene Arztbriefe und/ oder Befunde
Zudem kann es hilfreich sein, deinem Kind den Ablauf vorab zu erklären und ein selbstgemaltes Bild (zum Beispiel Sonne, Haus, Baum, Mensch) mitzubringen. Wie bei der U8-Untersuchung wird für die U9 übrigens ebenfalls eine Urinprobe von deinem Kind benötigt.
Dauer der Untersuchung
Oftmals nimmt die U9-Untersuchung etwa 45 bis 60 Minuten in Anspruch. Allerdings kann die Dauer variieren – je nachdem, wie das Kind mitmacht und wie umfassend die Beratung der Eltern ausfällt. Während der Zeitspanne beurteilt der Arzt/ die Ärztin gründlich die kindliche Entwicklung und führt verschiedene Tests zur Überprüfung von Sprache, Motorik sowie sozialen Fähigkeiten durch.
Da die U9-Untersuchung relativ umfangreich ist, solltest du dir dementsprechend ausreichend Zeit einplanen. Auch kann es vorkommen, dass dein Kind möglicherweise Pausen zwischen den einzelnen Aufgaben benötigt. Um präzise Ergebnisse zu erhalten, passt der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin das Tempo der Untersuchung an die Bedürfnisse deines Kindes an.
Impfungen im Rahmen der U9
So kurz vor dem Schuleintritt spielen bei der U9-Untersuchung auch Impfungen (wieder) eine Rolle. Deshalb checkt der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin den Impfstatus deines Kindes.
Typischerweise steht nun die Auffrischimpfung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Haemophilus influenzae Typ b, Hepatitis B und Pneumokokken (7-fach-Impfung) an. Falls noch nicht erfolgt, wird außerdem die zweite Windpocken-Impfung empfohlen. Spätestens jetzt ist für bevorstehende Schulkinder im Übrigen auch die zweite Dosis gegen MMR (Masern, Mumps, Röteln) erforderlich.
Hinweis: Nach dem Masernschutzgesetz müssen Kinder in Deutschland seit dem 1. März 2020 ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beim Eintritt in den Kindergarten oder in die Schule die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Masern-Impfungen vorweisen.
5. Was muss ein Kind bei der U9-Untersuchung alles können?
Bei der U9-Untersuchung werden verschiedene Fähigkeiten deines Kindes im sechsten Lebensjahr überprüft:
- Sprachlich: komplexe Sätze bilden und Geschichten nacherzählen können
- Motorisch: auf einem Bein hüpfen, Treppen im Wechselschritt steigen und einen Stift korrekt halten können
- Sozial-emotional: Gefühle ausdrücken und mit Gleichaltrigen kooperieren können
- Kognitive: bis zehn zählen, Farben und einfache Formen erkennen können
Hinweis: Die genannten Fähigkeiten dienen lediglich als Orientierung. Denn jedes Kind entwickelt sich individuell. Der Arzt bzw. die Ärztin berücksichtigt dies bei der Beurteilung und gibt dir bei Bedarf Empfehlungen zur Förderung.
6. Nach der U9-Untersuchung: Nächste Schritte
Nach Abschluss der U9 erhältst du in der Regel einen detaillierten Bericht über die Entwicklung deines Kindes. Am besten gehst du diesen zu Hause sorgfältig durch und notierst dir dabei Fragen, die du zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Arzt oder der Ärztin besprechen möchtest.
Wurden bei deinem Kind im Rahmen der U9-Untersuchung entwicklungsbedingte Auffälligkeiten festgestellt, wird dir der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin sehr wahrscheinlich weiterführende Untersuchungen und/ oder spezielle Fördermaßnahmen empfehlen. Um deinem Nachwuchs eine optimale Unterstützung zu gewährleisten, raten wir dir diese zeitnah in Angriff zu nehmen.
Nach Durchführung der U9 rückt nun auch die Vorbereitung auf die Einschulung immer mehr in den Fokus. Dementsprechend kannst du zum Beispiel gezielt die Fähigkeiten deines Kindes fördern, die bei der Früherkennungsuntersuchung bewertet wurden. Dazu gehören unter anderem feinmotorische Übungen, Sprachspiele sowie soziale Aktivitäten.
Damit alle empfohlenen Impfungen vor Schulbeginn erfolgt sind, lohnt sich außerdem ein Blick in den Impfkalender. Grundsätzlich wird dich darüber aber auch der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin während der U9-Untersuchung aufklären.
Auswertung und Besprechung der Ergebnisse
Wie bereits erwähnt bekommst du nach der U9-Untersuchung von dem Arzt bzw. der Ärztin einen umfangreichen Bericht ausgehändigt. Die jeweiligen Ergebnisse bespricht der Kinderarzt/ die Kinderärztin ausführlich mit dir. Dabei werden dir beispielsweise die einzelnen Beobachtungen erklärt und in den Entwicklungskontext deines Kindes eingeordnet.
Wenn dir etwas unklar ist, dann frage unbedingt gezielt nach und notiere dir wichtige Punkte, wie etwa Empfehlungen zur Förderung der Sprachentwicklung oder zur Verbesserung der Feinmotorik.
Auf eventuelle Auffälligkeiten wird der Arzt bzw. die Ärztin ebenfalls eingehen und dir konkrete nächste Schritte vorschlagen. Je nach Beobachtung kann das zum Beispiel eine Überweisung zum Logopäden oder eine ergotherapeutische Begleitung umfassen.
Wir empfehlen dir, die Besprechung der Ergebnisse aus der U9-Untersuchung zu nutzen. Einfach, um offene Fragen zur bevorstehenden Einschulung zu klären oder um dir wertvolle Tipps zur Schulvorbereitung geben zu lassen.
Mögliche Fördermaßnahmen
In einigen Fällen können bei deinem Kind nach der U9 gezielte Interventionen zur Förderung bestimmter Fähigkeiten notwendig sein – wie zum Beispiel:
- Sprachentwicklung: Reimspiele, Bilderbuchbetrachtungen
- Feinmotorik: Basteln, Perlen auffädeln
- Grobmotorik: Bewegungsspiele im Freien
- Konzentrationsschwierigkeiten: strukturierte Tagesabläufe, kurze Aufmerksamkeitsübungen
- Soziale Kompetenzen: Rollenspiele, Gruppenaktivitäten
Oft empfehlen Ärzte professionelle Hilfe bei Sprachverzögerungen (Logopädie), zur Verbesserung der Motorik (Ergotherapie) sowie bei körperlichen Einschränkungen (Physiotherapie).
Ausblick auf U10-Untersuchung: Ist die U10 Pflicht?
Die U10-Untersuchung findet im Alter von sieben bis acht Jahren statt und schließt die Lücke zwischen der U9 und der J1. Also ähnlich wie die U7a-Untersuchung. Anders als die vorherigen U-Untersuchungen gehört die U10 jedoch nicht zum, in einigen Bundesländern, gesetzlich vorgeschriebenen Vorsorgeprogramm. Viele Krankenkassen übernehmen dennoch die Kosten für diese zusätzliche Vorsorge.
Der Fokus der U10 liegt auf der Erkennung von schulischen Leistungsschwächen und Entwicklungsstörungen. Ärzte untersuchen dabei:
- Lese- und Rechtschreibfähigkeiten
- Rechenkompetenz
- Motorische Entwicklung
- Sozialverhalten
Diese Untersuchung ist so wertvoll, da sie die Möglichkeit bietet, potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren und geeignete Fördermaßnahmen einzuleiten.
7. Wie viele U-Untersuchungen gibt es insgesamt und welche sind Pflicht?
Für Kinder bis zum sechsten Lebensjahr sind in Deutschland insgesamt zehn U-Untersuchungen (U1 bis U9) vorgesehen und vier weitere im Jugendlichen-Alter. Wann welche Vorsorgeuntersuchung stattfinden sollte und was dabei genau gemacht wird, kannst du hier nachlesen:
U-Untersuchung | In welchem Alter? | Was wird geprüft? |
U1-Untersuchung | direkt nach der Geburt (Toleranz: keine) | Überprüfung lebenswichtiger Funktionen |
U2-Untersuchung | 3.-10. Lebenstag (Toleranz: 3.-14. Lebenstag) | Wichtige Stoffwechsel- und Hormontests |
U3-Untersuchung | 4-5 Wochen (Toleranz: 3.-8. Woche) | Fokus auf körperliche und geistige Entwicklung |
U4-Untersuchung | 3-4 Monate (Toleranz: 2.-4,5. Monat) | Beobachtung der Beweglichkeit und sozialen Interaktion |
U5-Untersuchung | 6-7 Monate (Toleranz: 5.-8. Monat) | Augenmerk auf motorische Fähigkeiten |
U6-Untersuchung | 10-12 Monate (Toleranz: 9.-14. Monat) | Fokus auf altersgerechte Entwicklung und Fähigkeiten |
U7-Untersuchung | 21-24 Monate (Toleranz: 20-27. Monat) | Sozialverhalten, Sprachtentwicklung, Hörverstehen |
U7a-Untersuchung | 34-36 Monate (Toleranz: 33.-38. Monat) | Sozialverhalten, Zahn-Kiefer-Gesundheit |
U8-Untersuchung | 46-48 Monate (Toleranz: 43.-50. Monat) | Selbstständigkeit und Sozialverhalten |
U9-Untersuchung | 60-64 Monate (Toleranz: 58.-66. Monat) | Sprachentwicklung sowie Entwicklungsauffälligkeiten vor dem Schulbeginn |
U10-Untersuchung | 7-8 Jahre | Allgemeiner Entwicklungsstand |
U11-Untersuchung | 9-10 Jahre | Allgemeiner Entwicklungsstand |
J1-Untersuchung | 13 Jahre | Entwicklungsstand im Jugendlichenalter |
J2-Untersuchung | 16-17 Jahre | Gesundheitscheck sowie Beratung zu Sexualität, Verhütung und/ oder Berufswahl |
Zudem ist es so, dass die U-Untersuchungen hierzulande in den meisten Regionen nicht verpflichtend sind, sondern lediglich eine Empfehlung für uns Eltern darstellen. Anders sieht es jedoch in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen aus. In diesen drei Bundesländern sind die U1 bis U9 seit 2009 tatsächlich gesetzlich vorgeschrieben.
Hinweis: Damit die entsprechenden Termine zur Vorsorge nicht versäumt werden, werden in den übrigen Bundesländern häufig schriftliche Aufforderungen an die Eltern verschickt. Solltest du nämlich eine U-Untersuchung nicht wahrnehmen, können sich Behörden (wie etwa das Jugendamt oder das Gesundheitsamt) einschalten.
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