Los geht’s – am Sonntag sind Neuwahlen. Die politischen Parteien haben in den vergangenen Wochen mit ihren Wahlprogrammen ihre Karten auf den Tisch gelegt. Wir bieten euch hier nochmal einen letzten Überblick über die geplanten Maßnahmen und Reformen. Schaut euch die Positionen genau an, findet heraus, mit welchen Parteien ihr die größten Schnittmengen habt und wem ihr am 23.2. eure Stimme geben möchtet.
Übersichts-Grafik: Wofür stehen die Parteien?
Unsere Grafik zeigt euch in einem ersten Überblick, welche Partei bei den wichtigsten Punkten welche Haltung an den Tag legt.

Welche Haltungen legen die Partei zu den wichtigsten, familienpolitischen Feldern an den Tag? Unsere Grafik zeigt es. Copyright: Echte Mamas / Quellen: Die Wahlprogramme der Parteien zur BTW 2025
CDU: Traditionelles Familienbild bewahren, Zukunft gestalten
Die CDU betont ihr traditionelles Leitbild von Ehe und Familie, respektiert aber auch andere Lebensentwürfe. Sie will Elternzeit und Elterngeld verbessern und den Partnerschaftsbonus weiterentwickeln. Der Kinderfreibetrag soll in Richtung des Grundfreibetrags der Eltern angeglichen und das Kindergeld angehoben werden, wobei die CDU automatische Auszahlung nach der Geburt anstrebt.
Ein digitales Portal für alle Familienleistungen soll den Zugang erleichtern. Die CDU bekennt sich zum Ehegattensplitting und will die Betreuungsinfrastruktur ausbauen, Kitas als Bildungseinrichtungen stärken und die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten verbessern. Alleinerziehende sollen steuerlich entlastet werden. Die CDU hält an §218 fest und spricht sich gegen einen „leichtfertigen“ Geschlechtswechsel aus. Der Ganztagsausbau und digitale Infrastruktur in Bildungseinrichtungen sollen vorangetrieben werden.
SPD: Kostenfreies Mittagessen und Kampf gegen Kinderarmut
Die SPD setzt auf kostenfreie Verpflegung in Kitas und Schulen. Sie will Familien mit niedrigem Einkommen durch eine Kombination aus Kindergeld, Kinderzuschlag und Wohngeld unterstützen. Die SPD möchte den Zugang zu diesen Leistungen durch digitale Angebote erleichtern. Das Familienrecht soll stärker an den Kinderrechten orientiert und Anreize für Schutzkonzepte geschaffen werden. Außerdem möchte die SPD Kinderarmut bekämpfen und setzt auf verlässliche Angebote von Betreuung, Bildung und Pflege. Eine Fachkräfteoffensive soll Unterrichtsausfall und Schließzeiten reduzieren.
Die Familienstartzeit soll eingeführt werden, und der „Digitalpakt Schule“ soll fortgesetzt. Die Partei möchte den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 soll einlösen. Die SPD will ein Konzept für Mutterschutz für Selbstständige entwickeln und die Elternzeit auf 18 Monate verlängern, wobei jeder Elternteil Anspruch auf 6 nicht übertragbare Monate Elterngeld erhalten soll. Ein „jährliches Familienbudget für Alltagshelfer“ im Bereich der sozialversicherungspflichtigen, haushaltsnahen Dienstleistungen soll digital zugänglich sein. Die eingeleitete Überführung der Steuerklassen-Kombination III/V in das Faktorverfahren der Steuerklasse IV soll zu Ende umgesetzt werden. Für Alleinerziehende will die SPD den Entlastungsbetrag in einen Abzug von der Steuerschuld umwandeln.
Grüne: Mehr Geld für Familien, Fokus auf Kinderrechte
Die Grünen wollen das Kindergeld an die regelmäßige Erhöhung des Kinderfreibetrages koppeln und dafür sorgen, dass alle Kinder das gleiche Maß an finanzieller Unterstützung erhalten. Der Mindest- und Höchstbetrag des Elterngeldes soll auf 400 bzw. 2.400 Euro erhöht werden, um die Inflation abzufedern. Die EU-Richtlinie zur Familienstartzeit soll umgesetzt werden. Neue Regelungen zum Mutterschutz für Selbstständige sind geplant. Das Kinderkrankengeld soll im Umfang von 15 Tagen pro Kind und Elternteil (und 30 Tage pro Kind für Alleinerziehende) beibehalten werden. Die Grünen möchten die Steuerlast von Alleinerziehende durch einen Freibetrag senken und ihnen das Kindergeld nur noch zur Hälfte auf den Unterhaltsvorschuss anrechnen.
Die Partei hält außerdem an der Kindergrundsicherung fest und will den Zugang durch geringere Bürokratie erleichtern. Ein Sonderprogramm soll Kommunen beim Aufbau und der Stärkung von Strukturen für Kinder- und Jugendarbeit unterstützen, um Nachteile aus der Coronazeit wieder auszugleichen. Die Partei will den Kinder- und Jugendschutz durch einheitliche Kinderschutzstandards stärken, vor allem im Hinblick auf sexualisierte Gewalt.
Die Grünen begreifen die Digitalisierung der Schulen als Daueraufgabe von Bund, Ländern und Kommunen. Sie wollen in den Ausbau guter ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote investieren. Betreuungskosten sollen umfangreicher bei der Steuer absetzbar gemacht werden, und das Ehegattensplitting soll grundlegend geschlechtergerecht reformiert werden.
FDP: Flexibilität für Eltern, moderne Familienmodelle
Die FDP möchte das volle Elterngeld (14 Monate) voll auszahlen, wenn beide Partner je mindestens vier Elterngeldmonate in Anspruch nehmen. Alle familiären, staatlichen Leistungen sollen über ein gemeinsames Kinderchancenportal zugänglich gemacht werden. Die FDP setzt sich für einen flexiblen und freiwilligen Mutterschutz für selbstständige Frauen ein. Im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf möchte die FDP den Ausbau von Betriebskindergärten unterstützen und bürokratische Hürden abbauen. Das veraltete Arbeitszeitgesetz soll abgeschafft werden, um flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen. Die FDP setzt sich für die Legalisierung der Eizellenspende und gleichzeitig für eine Klarstellung, dass eine Embryonenspende nicht zulässig sei, ein.
Sie will nicht-kommerzielle Leihmutterschaft ermöglichen und Kinderwunschbehandlungen besser finanziell fördern, und zwar „unabhängig von Familienstand oder sexueller Orientierung“. Die FDP will das Familienrecht modernisieren, indem sie zum Beispiel Elternschaftsvereinbarungen in Regenbogenfamilien vor der Empfängnis ermöglicht. Außerdem möchte sie das Abstammungsrecht modernisieren, auch unverheirateten Paaren Adoptionen erlauben und die Verantwortungsgemeinschaft gesetzlich verankern. Die FDP plant, Scheidungstermine per gerichtlicher Videokonferenz zu ermöglichen und das Wechselmodell zum gesetzlichen Leitbild bei der Betreuung minderjähriger Kinder nach einer Trennung der Eltern zu machen, wobei das „Kindeswohl oberster Maßstab der Entscheidung bleibt“.
Die Rechte von Großeltern im Umgang mit Trennungskindern sollen gestärkt werden. Die FDP setzt auf frühkindliche Bildung. Sie möchte einen bedarfsgerechten Betreuungsschlüssel, der pädagogische Arbeit, administrative Aufgaben und Ausfallzeiten einberechnet und auch den Abbau überflüssiger Bürokratie und den Einsatz von multiprofessionellen Teams zur Entlastung des Erziehungspersonals beinhaltet. Damit möchte die FDP Betreuungszeiten und eine hohe Betreuungsqualität sicherstellen. Sie möchte die Kindertagespflege stärken und die Verantwortung für Kitas aus dem Familienministerium ins Bildungsministerium überführen. Ziel dabei ist es, „(…) eine ganzheitliche Verantwortung für den Bildungsweg von der Kita bis zum Bildungsabschluss in einer Hand zu gewährleisten“. Die FDP will ein Startchancen-Programm initiieren, das an Stellen unterstützt, „an denen ein hoher Anteil sozial benachteiligter Kinder oder ein akuter Kita-Platzmangel vorhanden ist“.
Volt: Chancengleichheit von Anfang an
Volt setzt sich für Chancengleichheit in der Bildung ein. Das beginnt für die Partei mit kostenfreien Lernmitteln, gebührenfreien Kita-Plätzen und einem kostenlosen Frühstück in Kitas und Schulen. Schweden dient Volt als Vorbild. Volt will, dass Inklusion im Bildungssystem selbstverständlich gelebt wird, unterstützt durch individuelle Inklusionsbudgets für Bildungseinrichtungen, stärkere Integration der Sonderpädagogik in die Ausbildung und Förderung von Inklusionshilfen. Außerdem möchte Volt die Arbeitsbedingungen im Bildungsbereich verbessern, bundesweit die Bildungsstandards erhöhen und für ein hochwertiges Betreuungssystem sorgen.
Im Sinne der Gleichberechtigung plant Volt die Einführung der Co-Mutterschaft, die auch Trans*, Inter* und nicht-binäre Personen berücksichtigt. Außerdem strebt Volt eine Reform des Elterngeldes sowie Vaterschaftsurlaub und Elternzeit an und will Alleinerziehende stärker unterstützen. Die Partei plant, betriebliche Kinderbetreuung durch staatliche Anreize zu fördern und spricht sich gegen das Ehegattensplitting aus. Auch für die Abschaffung von §218 setzt Volt sich ein.
AfD: Traditionelles Familienbild stärken, Vielfalt begrenzen
Die AfD sieht das Ideal in der zeitlichen, persönlichen und finanziellen Eigenverantwortung der Eltern für ihre Kinder. Sie will Betriebskindergärten fördern, sieht aber den Zusammenhalt in Familien durch „Trans-Gender-Hype“ und „Frühsexualisierung“ gefährdet. Die Partei kritisiert das Mütterbild, das Erwerbstätigkeit über die Arbeit im Haushalt stellt. Kinderrechte sollen nicht ins Grundgesetz, da dies die Erziehungsrechte der Eltern einschränken würde. Die AfD möchte Kinder in der Schule zu Ehe, Partnerschaft und Familie erziehen. Sie möchte die Familiengründung durch Rückzahlung von Rentenbeiträgen honorieren und mit einem Betreuungsgehalt bis zum 3. Geburtstag die Wahlfreiheit zwischen Fremd- und Selbstbetreuung stärken. Die AfD möchte für Steuerentlastungen durch ein Familiensplitting sorgen, die Mehrwertsteuer für Kinderartikel senken und die Abtreibungsregeln verschärfen. Das Selbstbestimmungsgesetz soll wieder aufgehoben werden. Außerdem möchte die AfD das Umgangsrecht so gestalten, dass Kinder nach Trennungen möglichst abwechselnd bei beiden Elternteilen leben.
Die Linke: Solidarität für alle Familienformen
Die Linke will massiv in den Ausbau der öffentlichen und gebührenfreien Kinderganztagsbetreuung für alle Altersgruppen investieren. Sie plant einen Elternschutz nach der Geburt von 28 Tagen für den zweiten Elternteil, will das Elterngeld erhöhen und das Ehegattensplitting durch eine Individualbesteuerung ersetzen. Außerdem möchte die Partei Alleinerziehende durch Finanzierung einer Haushaltshilfe und durch eine Kitaplatz-Garantie entlasten. Der Unterhaltsvorschuss soll so umgestaltet werden, dass Kindergeld nicht mehr voll angerechnet und das Bezugsalter bis zum 25. Lebensjahr ausgeweitet wird. Die Partei möchte Gewaltschutz im Sorge- und Umgangsrecht verankern und eine eigene Form der Kindergrundsicherung einführen. Die Linke plädiert für die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz, spricht sich für die Abschaffung von §218 aus und fordert eine flächendeckende, gute Versorgung in der Geburtsmedizin und Geburtshilfe. Die Partei möchte selbstständige Frauen im Mutterschutz fair finanziell absichern und Kinderwunschbehandlungen auch für unverheiratete heterosexuelle sowie lesbische und queere Paare von den gesetzlichen Krankenkassen (teil-)finanzieren lassen.
BSW: Für eine starke Gemeinschaft und Chancengleichheit
Das BSW setzt auf den Ausbau der Ganztagsschulen und der Hort- und Hausaufgabenbetreuung, um Kinder unabhängiger von den Möglichkeiten ihrer Eltern zu machen. Verpflichtende Deutschtests für Kinder ab 3 Jahren und der Besuch einer Kita bei festgestellten Defiziten sollen die Integration und Sprachbildung fördern. Die Betreuungskosten sollen gesenkt und mittelfristig Beitragsfreiheit erreicht werden. Die Partei setzt sich für ein kostenloses, gesundes Mittagessen in Kitas und Schulen ein und will das Selbstbestimmungsgesetz in seiner jetzigen Form rückgängig machen, um Frauenrechte nicht zu gefährden.
Unsere Wahlprogramme-Serie der letzten Wochen
In unserer fünfteiligen Serie haben wir uns die einzelnen Positionen der Parteien in den Bereichen „Kitas & Schule“, „Vereinbarkeit“, „Schwangerschaftsabbrüche“, „Elterngeld“ und „Familienrecht“ näher angesehen. In den Slides findet ihr dazu die prägnantesten Originalzitate aus den jeweiligen Wahlprogrammen, mit denen ihr euch ein gutes Bild von der Haltung der Parteien in diesen Bereichen machen könnt.
Ein letzter Appell: Geht wählen – unsere Demokratie braucht euer Kreuzchen!
Wir haben in den letzten Wochen hier immer wieder darüber aufgeklärt, welche politischen Ziele die einzelnen Parteien im Bereich der Familienpolitik vertreten. Nun liegt es an euch, zu entscheiden, wem ihr eure Stimme geben wollt. Bitte geht wählen – und setzt euer Kreuzchen demokratisch. 💪 Denkt immer daran: Demokratie ist nicht selbstverständlich – und gerade in Zeiten wie diesen müssen wir aktiv werden und sie verteidigen. Damit unsere Kinder in eine hoffnungsvolle Zukunft blicken können – in einer Gesellschaft, die Vielfalt lebt 🌈, Solidarität mit den Schwächsten zeigt 🙏, sich gegen Ausgrenzung stellt und die großen Herausforderungen dieser Zeit wie Kriege und Klimakatastrophe mit einem guten Plan und felsenfester Entschlossenheit angeht – mit warmem Herzen ❤️, aber kühlem Kopf und klarem Verstand. Wir hoffen, ihr seid dabei und nutzt euer einzigartiges Privileg, diese Zukunft aktiv mitzugestalten.
Unsere Quellen – die Wahlprogramme der Dateien
(1) CDU : “Politikwechsel”
(2) SPD: “Mehr für dich. Besser für Deutschland”
(3) Grüne: ”Zusammen wachsen”
(4) FDP:“Alles lässt sich ändern”
(5) DIE LINKE: „Alle wollen regieren. Wir wollen verändern. 2 Reichtum teilen. Preise senken. Füreinander“ (Entwurf)
(6) AfD-Wahlprogramm (Leitantrag)
(7) BSW-Wahlprogramm (Entwurf)
(8) VOLT: „Holen wir uns die Zukunft zurück“