Diese Erfolgsmeldung ruft gemischte Gefühle hervor: Zum ersten Mal ist es einem Forscherteam gelungen, künstliche Embryos im Labor herzustellen. Im Gegensatz zu einer künstlichen Befruchtung wurden dafür keine menschlichen Eizellen mit Sperma befruchtet, sondern ausschließlich embryonale Stammzellen verwendet. Laut Wissenschaftler*innen sollen sie dabei helfen, die Gründe für Fehlgeburten und die Auswirkungen genetischer Krankheiten besser zu verstehen. Bei aller Euphorie sorgt der Durchbruch aber auch für ethische und rechtliche Fragen.
Entwicklungsstand entspricht etwas mehr als 14 Tagen
Wie der Guardian berichtet, war es dem Wissenschaftler-Team um Magdalena Zernicka-Goetz bisher „nur“ gelungen, künstliche Mäuseembryos zu züchten. Jetzt meldeten die Forscher*innen zum ersten Mal, dass sie auch menschliche Embryos herstellen konnten. Dabei soll das Gewebe knapp über das 14-tägige Entwicklungsstadium eines natürlichen Embryos hinausgehen.
Das bedeutet, die Embryonen zu diesem Zeitpunkt weder ein schlagendes Herz, noch Strukturen eines Gehirns. Zellen für die Bildung von Plazenta, Dottersack und den Embryo selbst sind aber bereits vorhanden.
Was bedeutet die Entwicklung künstlicher Embryonen im Labor?
Bisher ist nicht klar, welche Auswirkungen der wissenschaftliche Erfolg in der Praxis haben wird. Denn zum einen ist nicht klar, ob das Gewebe über den jetzigen Entwicklungsstand hinaus weiter reifen könnte. Zum anderen ist es grundsätzlich verboten, die synthetisch hergestellten Embryos in eine Gebärmutter einzupflanzen.
Künstliche Embryos sollen (mögliche) Gründe von Fehlgeburten entschlüsseln
Die Wissenschaftler*innen haben aber die Hoffnung, dass mit Hilfe der aus Stammzellen hergestellten Embryos Gründe für wiederholte Fehlgeburten entschlüsselt und Ursachen sowie Auswirkungen genetischer Krankheiten erforscht werden könnten. Wie James Briscoe, Stammzellforscher am Francis-Crick-Institute, sagt, könnten die künstlich hergestellten Embryo „grundlegende Erkenntnisse über kritische Phasen der menschlichen Entwicklung“ liefern. „Diese Stadien waren bisher nur sehr schwer zu erforschen, und es ist eine Zeit, in der viele Schwangerschaften scheitern“, so der Forscher.
Durchbruch sorgt auch für ethische Fragen
Bei aller Euphorie der Forscher*innen melden sich aber auch erste kritische Stimmen. Denn bisher gibt es keine Rechtsvorschriften, die im Labor gezüchtete, synthethische Embryonen einschließen. Das heißt, wofür die Embryos genau verwendet werden dürfen – und wofür eben nicht – ist bisher rechtlich nicht geklärt. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass es bald möglich sein wird Embryonen zu züchten, deren Entwicklungsstadium über die bisherigen 14 Tage hinausgeht. Gerade dann ist es wichtig, einen rechtlichen Rahmen festzulegen, um eine missbräuchliche Nutzung der Zellen zu verhindern.
Wie seht ihr das? Unterstützt ihr die Forschung, wenn sie im besten Fall dazu beitragen kann, Gründe Fehlgeburten zu entschlüsseln und diese im besten Fall zu verhindern? Oder ist das Experimentieren mit künstlichen Embroys für euch ein NoGo?