Es klingt wie ein Mythos: die eigene Schwangerschaft nicht zu bemerken und erst kurz vor der Geburt von dem Leben erfahren, das im Bauch gewachsen ist. Doch das gibt es tatsächlich, und das öfters als man denkt. Echte Mama Melanie hat genau das erlebt. Sie sah ihren Jaden Benjamin zum ersten Mal in der 31. Woche auf einem Ultraschallbild und sie hat uns erzählt, wie das überhaupt passieren kann.
„Es fing alles im November an. Ich habe viel gearbeitet und hatte, meiner Meinung nach, ganz normal meine Periode. Meinen Kollegen fiel dann auf, dass ich einen Bauchansatz bekommen habe (den hatte ich immer während meiner Periode).“
Doch der Bauch blieb, der Stress im Job auch. Im Privatleben ging es auch anstrengend zu: „Anfang Dezember kam meine Mutter ins Krankenhaus, also musste ich mich um meinen Vater zusätzlich noch kümmern. Meine Blutung blieb aus. Das habe ich auf den Stress geschoben. Im Januar dann auch nichts und immer noch den Bauchansatz.“
Erst da hatte Melanie überhaupt Zeit, darüber nachzudenken und wurde stutzig. Sie machte schließlich einen Schwangerschaftstest: positiv. Für sie ein absoluter Super-Gau: „Ich bin ehrlich: Es war für mich keine Option, in der Situation ein Kind zu bekommen – Mutter im Krankenhaus, Vater pflegebedürftig, Mutter jetzt auch. Mein Freund und ich waren uns einig, das Kind nicht zu bekommen.“
Aber es kam anders als gedacht: Beim Ultraschall sahen das Paar und der Arzt keine Fruchthöhle oder einen Embryo, sondern einen fast vollständig entwickelten Fötus: „Der FA sagte: ‚Herzlichen Glückwunsch, da haben wir ein fertiges Kind!‘ Für mich ein Schlag ins Gesicht und ich habe noch beim Arzt angefangen zu weinen. Mein Freund wusste erstmal gar nicht wohin mit sich. Wir hatten einen Kinderwunsch, aber noch nicht jetzt. Ich bin dann sofort krank geschrieben worden, es war der 18.02. als wir von der Schwangerschaft erfahren haben. Mein vorraussichtlicher Entbindungstermin war der 15.04.“
Und mit der wohlverdienten Ruhe zog auch Melanies Körper nach: „Nachdem wir es wussten, kamen auch die Symptome. Der Bauch wurde dicker, Müdigkeit, Heisshunger. Ich konnte irgendwann keinen Kaffee mehr sehen.“
Natürlich haben wir Melanie das gefragt, was wohl jede Mutter fragen würde: Wieso hast du so lange nichts gemerkt? Die Erklärung liegt sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene: „Ich hatte eine Vorderwandplazenta, aus dem Grund spürte ich auch nicht wirklich Kindsbewegungen. Ich glaube, ich hab das auch verdrängt mit der Schwangerschaft. Einfach, weil ich mit 26 noch kein Kind wollte, ich hätte ja noch Zeit gehabt.“
So verlief Melanies Schwangerschaft wie ein wahrer Albtraum für jeden Gynäkologen: „Ich habe bis wir es erfahren haben noch voll gearbeitet, Nachtschicht inkl. schwere Sachen heben. Ich habe geraucht, Alkohol getrunken, Sachen gegessen, auf die man verzichten sollte.“
Das schlechte Gewissen plagt sie deshalb immer noch, und auch die Prognose für ihr Kind sah anfangs nicht rosig aus: „Beim Ultraschall in der 37. Woche wurde klar, dass es ein kleines Kind werden würde. Mein Mini wurde noch vor dem Entbindungstermin wegen Wehen und einem Abfall der Herztöne per Notkaiserschnitt und Vollnarkose geholt. Da lag ich nun in meinem Bett auf der Station und war plötzlich Mutter.“
Für Melanie war die Situation alles andere als einfach. Sie machte sich Vorwüfe wegen ihres Verhaltens, hatte außerdem nicht genug Zeit gehabt, um sich auf ihre neue Rolle vorzubereiten und durch den Kaiserschnitt fehlte ihr auch das Geburtserlebnis: „Ich hatte die ersten Monate starke Probleme, eine Bindung zu meinem Kind aufzubauen. Klar, ich hab mich um ihn gekümmert, ihn in den Schlaf gekuschelt und und und. Ich habe alles für mein Kind getan – aber die richtigen Muttergefühle kamen erst ab dem 3. Monat.“
Das ist inzwischen etwas mehr als drei Monate her – und die Natur wusste am Ende offenbar doch, was sie tat. Dank der späten Entdeckung der Schwangerschaft durfte Jaden Benjamin leben, und trotz allem geht es ihm gut: „Er ist rundum gesund!“
Und nicht nur das: Melanie und ihr Freund lieben ihn von ganzem Herzen und der kleine Mann hat sie schnell davon überzeugt, dass Kinder das größte Glück der Welt sind: „Er wird auf keinen Fall ein Einzelkind bleiben!“