Es ist wohl einer der schwierigsten Fragen für Eltern: Sollen wir, obwohl wir uns nicht mehr lieben, für unsere Kinder zusammenbleiben?
Wie sich ein Paar entscheidet, ist immer eine ganz persönliche Sache. Unsere Echte Mama Marie (echter Name ist uns bekannt) hat uns erzählt, welchen Weg sie und ihr Mann Felix gegangen sind – und wie das ausging:
„Monatelang stritten wir uns schon. Es ging um alles Mögliche: Finanzen, Fragen der Erziehung, die Aufteilung des Haushaltes… Wir waren so aufeinander eingeschossen, dass uns alles am anderen aufregte. Wie es so weit gekommen war? Ich habe bis heute keine Ahnung.
Erst diskutierten wir nur, wenn unsere zwei Mädels (heute 5 und 9) im Bett waren. Aber irgendwann waren wir so zermürbt und so gereizt, dass wir kaum noch normal miteinander sprechen konnten – und irgendwann einem von uns der Kragen platzte. Auch tagsüber.
Wenn wir uns stritten, zogen unsere Mädels die Köpfe ein.
Die Große schlich aus dem Raum und zog sich in ihr Zimmer zurück. Die Kleine weinte, zog uns zueinander, umarmte uns beide und schluchzte: ,Nicht streiten!`. Es brach uns das Herz.
Und trotzdem, ich hatte irgendwann die Nase voll. Ich liebte Felix nicht mehr, unser Alltag mit einander war kein bisschen schön. Ich zog den Schlussstrich, schweren Herzens. Er sollte gehen, wir drei Mädels würden es schon irgendwie ohne ihn schaffen. Auch, wenn ich wusste, wie sehr er den beiden in ihrem alltäglichen Leben fehlen würde. So ,schlecht` er nämlich als Ehemann war, so toll war er als Vater.
Mit Felix Reaktion hatte ich allerdings nicht gerechnet.
Er war sofort mit der Trennung einverstanden. Er erklärte mir, dass er auch schon lange mit dem Gedanken gespielt hatte, mit mir darüber zu sprechen.
Aber: Er wollte die Kinder da komplett herauslassen. Ihnen den Schmerz ersparen. Er wisse von Bekannten ganz genau, was die Trennung ihrer Eltern mit Kindern mache.
Seine Idee: Wir würden unseren Töchtern gar nichts von der Trennung erzählen.
Wir würden weiterhin so tun, als wären wir zusammen.
Mir kam das zuerst ziemlich unaufrichtig und suspekt vor. Aber irgendwie überzeugte Felix mich. Klar, wenn er mit dem Seelenheil unserer Kinder argumentierte!
Also zogen wir es durch. Wir blieben weiterhin in dieser Familienkonstellation wohnen. Ich schlief fortan im Gästezimmer – wir erzählten, dass Papa so schnarchen würde!!! Wir aßen meist zusammen, wir machten Ausflüge… alles wie gehabt. Nur: Wir stritten nicht mehr so viel. Das ausgesprochene Ende unserer Beziehung hatte den Druck rausgenommen, den anderen immer ,erziehen` zu wollen.
Nur wenige Freunde wussten Bescheid, Familie haben wir beide nicht mehr.
Nach außen hin (oder auch nach innen, gegenüber unseren Töchtern) haben wir wie eine gesunde Familie gewirkt, denke ich.
Und unseren Töchtern ging es auch gut, glaube ich.
Eigentlich haben Kinder ja so feine Antennen, dass sie alles spüren – ich hatte aber das Gefühl, dass hier alles fein auf sie wirkte.
Nur ich, ich war kreuzunglücklich. Ich belog meine eigenen Kinder aufs Mieseste! Und ich hatte zwar nicht mehr das Gefühl, ständig mit Felix kämpfen zu müssen… Aber er regte mich natürlich trotzdem auf. Ich fühlte mich in meinem eigenen Haus fremd.
Aber ich hielt durch, den Kindern zuliebe. Und irgendwie gab es jetzt auch kein Zurück mehr.
Dann verliebte ich mich in einen Kollegen.
Und er sich in mich. Es war wunderschön und hatte echtes Potenzial, etwas Großes zu werden. Aber natürlich stutzte dieser Mann, als ich im erzählte, dass ich mit meinem Ex zusammenwohnte und Ehepaar spielte. Er wollte, dass ich gehe.
Ich sprach mit Felix – und er machte mir die Hölle heiß. Wie egoistisch ich doch sei! Und ob ich mich wirklich nicht damit begnügen könne, meinen ,Stecher`ab und zu zu Hause zu besuchen?
Meine Beziehung zerbrach und damit auch etwas in mir.
Trotzdem beließ ich alles so, wie es war.
Nun, was soll ich sagen… Wir lebten anderthalb Jahre so. Und vor einigen Wochen hat Felix mir eröffnet, dass er auszieht. Er habe sich verliebt, in eine wunderbare Frau. Er würde zu ihr und ihren Kindern ziehen.
Wenn ich nun meine beiden abends ins Bett gebracht habe, sitze ich auf dem Sofa und kann das alles nicht fassen.“
Danke, liebe Marie, für deine Offenheit!