„Verkorkst“? Von wegen: Kinder profitieren von queeren Eltern

Mutter, Vater, Kind(er) – lange war das die einzige Familienkonstellation, die in den Köpfen der Gesellschaft stattfand. Alles, was davon abwich, galt als sonderbar und irgendwie völlig falsch.

Diese Zeiten haben wir zum Glück hinter uns gelassen. Naja, zumindest könnte man das hoffen und denken, denn in den Medien und immer häufiger auch im Alltag sieht man Familien, die sich anders zusammensetzen als „der Klassiker“.

Die Realität dieser Familien ist aber sicher nicht immer so „fortschrittlich“ wie man es sich wünschen würde, immer wieder stoßen gleichgeschlechtliche oder queere Elternpaare auf Widerstand. Und Vorurteile! Eines davon: „Die armen Kinder!“

Die Vermutung, die dahinter steckt: Für eine „normale“ Entwicklung sind zwei Eltern mit traditionellen Geschlechterrollen wichtig.

Aber stimmt das denn auch?

Nee, ganz und gar nicht! Das haben in den letzten Jahren gleich mehrere Studien gezeigt, in denen die psychische Gesundheit von Kindern untersucht wurde. Ganz frisch zusammengefasst hat all diese Ergebnisse eine Metastudie im British Medical Journal Global Health.

Ihre Kernaussage:

Kinder aus genderqueeren Elternhäusern entwickeln sich psychisch nicht schlechter als Sprößlinge aus Mama-Papa-Haushalten. In einigen Aspekten sogar besser!

Für die Metastudie hat ein Team der medizinischen Universität Guangxi in China und der US-Uni Duke insgesamt 34 Studien aus fast 30 Jahren Forschung aus. 16 dieser Arbeiten hatten vergleichbare quantitative Daten zur Gesundheit von Kindern und ihren Familien erhoben, die übrigen 18 hatten offene Befragungen mit Kindern und Familien unternommen.

Ein wichtiger Punkt: Jede dieser Studien stammt aus Ländern, die gleichgeschlechtliche Beziehungen entkriminalisiert hatten. Das selbst könnte bereits ein Indikator für eine familienfreundliche Politik sein und daher die Entwicklung der Kinder stark beeinflussen, räumen die Forschenden ein.

Alle Studien untersuchten bei Kindern und Eltern ähnliche Gesichtspunkte. Dazu gehörten vor allem die psychische Anpassungsfähigkeit der Kinder, ihre körperliche Gesundheit, das Verhalten in der eigenen Geschlechterrolle, die (später erwartete) sexuelle Orientierung der Kinder und ihr Bildungsgrad. Dazu kamen die psychische Belastung der Eltern, die Beziehung zwischen den Familienmitgliedern, die Zufriedenheit der Eltern mit ihrer Paarbeziehung, das Funktionieren der ganzen Familie und mögliche soziale Unterstützung von außen.

Zusammengefasst kann man sagen: Beide Familientypen, traditionell oder queer, schnitten in fast allen Bereichen ähnlich ab.

Aber: Bei einigen Punkten schnitten die Kinder mit den queeren Eltern im Durchschnitt etwas besser ab.

Sie konnten sich psychisch besser an neue Situationen anpassen, besonders im Vorschulalter. Die Qualität der Eltern-Kind-Beziehungen war etwas besser und sie waren fürsorglicher gegenüber kleineren Kindern.

Zudem, und das ist natürlich kaum überraschend, hatten die Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern weniger Probleme mit Diversität. Und das kann sich im Laufe ihres späteren Lebens als großer, persönlicher Vorteil erweisen. Denn in den qualitativen Interview-Studien äußerten Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern seltener die Erwartung, später einmal heterosexuell orientiert zu sein. „In Familien, deren Eltern einer Minderheit angehören, gibt es möglicherweise weniger Geschlechterstereotypen, und dieser Effekt könnte positiv sein“, glauben die Autoren der Studie. „Die Auseinandersetzung mit der Geschlechtsidentität und der Sexualität kann die Fähigkeit der Kinder verbessern, in einer Reihe von Kontexten erfolgreich zu sein und zu gedeihen.“

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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