„Ein richtiger Mann!“
Was genau die Definition davon ist, darüber scheiden sich die Geister – zum Glück! Dann viel zu lange musste ein „echter Kerl“ hart sein, markig, seine Gefühle gut unter Kontrolle haben, nicht jammern oder gar weinen… ihr wisst schon. Wahhh!
Zum Glück ändert sich dieses Klischee in den letzten Jahren. (Viel zu) langsam, aber es tut sich was. Es besteht also Hoffnung, dass die kommenden Generationen von Jungs und Männern ganz sie selbst sein dürfen.
Und das kann natürlich „knallhart“ sein! Aber eben auch „sanft“ und gefühlvoll. Oder, ganz gewagt: Auch gerne beides – je nach Laune.
Das einzige Risiko, das Männer eingehen, wenn sie all ihre Facetten zeigen, ist doch, dass sie glücklich sein könnten.
Mit sich im Reinen. Tiefere Freundschaften und erfüllendere Beziehungen führen könnten.
Mal ehrlich: Ist es nicht das, was wir unseren Söhnen wünschen?
Daher die Frage: Wie bekommen die Kleinsten denn eigentlich beigebracht, ihre natürlichen Gefühle und Geschmäcker zu unterdrücken, die sie natürlich haben? Wo kann man ansetzen, um es besser zu machen?
Na klar, wie nicht anders erwartet: Die Prägung beginnt zu Hause.
Eltern haben sicher nicht alles in der Hand bzw. tragen für alles die Verantwortung. Aber sie sind es, die ihren Kindern solide Wurzeln geben können, so dass der Sturm der Gesellschaft sie nicht mehr so leicht zu Fall bringen kann. Wer als kleiner Junge tragen und spielen darf, was er mag, wer alle Gefühle zeigen darf, der pfeift eher darauf, wenn später andere über sein Verhalten lachen. Oder ihm sagen wollen, dass er sich „nicht wie ein Mädchen“ oder „weibisch“ aufführen soll.
Eine neue Studie hat nun gezeigt, dass es vor allem die Papas sind, die ihren Söhnen das Verständnis davon, was „männlich“ ist, mitgeben.
Francisco Perales von der School of Social Science der University of Queensland in Brisbane, Australien ist der Leiter der Studie. Er sagt: „Wir haben herausgefunden, dass junge Männer, deren Väter traditionellere Formen der Männlichkeit unterstützen, dies mit größerer Wahrscheinlichkeit auch selbst tun. Dies unterstreicht die entscheidende Rolle der Väter bei der Orientierung der Jungen an gesünderen Vorstellungen von Männlichkeit.“
Die Forscher werteten Daten von 839 australischen Männern im Alter von 15 bis 20 Jahren und ihren Vätern aus. Den Männern wurde eine Reihe von 22 wissenschaftlich validierten Fragen zu ihren Gefühlen und ihrem Verhalten in Bezug auf verschiedene Themen rund um Männlichkeit gestellt.
Abgefragt wurden dabei u.a. die Bedeutung von Arbeit und sozialem Status für ihr Identitätsgefühl, ihre Einstellung zum Zeigen von Emotionen, ihre Einstellung zu Risikobereitschaft und gewalttätigem Verhalten sowie die Frage, wie wichtig es ihrer Meinung nach ist, heterosexuell zu erscheinen. Zudem wurden die Männer zu ihren Ansichten über das Gewinnen, die Dominanz über andere und die Macht von Männern über Frauen befragt.
Die jungen Männer, die bei der Messung der „traditionellen Männlichkeit“ höhere Werte erreichten, hatten in der Regel Väter, die ebenfalls hohe Werte aufwiesen. Die stärksten Vater-Sohn-Assoziationen wurden übrigens bei Fragen im Zusammenhang mit der Befürwortung von Gewalt und der Wichtigkeit, heterosexuell zu erscheinen, festgestellt.
„Wie der Vater, so der Sohn!“? Zum Glück stimmt das natürlich längst nicht immer.
Aber diese Untersuchung erklärt ganz gut, warum sich das klischeehafte Bild davon, was ein „echter Mann“ ist, so hartnäckig hält. Es wird einfach immer weitergegeben.
Und kann Papas vielleicht einen Denkanstoß geben. Ihr habt DIE Chance, die Welt ein Stückchen besser zu machen und mit eurer Erziehung dazu beizutragen, das alte Schwarz-Weiß-Denken zu verdrängen. Kaum ein Vater wird seinen Sohn mehr kruder Männlichkeitsrituale unterziehen. Aber auch ein „Nun reiß dich doch mal zusammen, das ist doch nur ein Kratzer!“ oder die spitze Bemerkung, wenn der Sohn lieber mit Puppen statt mit Autos spielt, formt das Bewusstsein der Kinder.