„Bitte sag mir, dass es besser wird!“

Bevor ich ein Kind hatte, glaubte ich fest an die Weissagung, dass entspannte Eltern entspannte Kinder bekommen. Sie gab mir Zuversicht, denn ich schätze mich selbst als einen sehr entspannten Menschen.

Die ersten Wochen und Monate mit unserem Schatz schienen meine Hoffnung zu bestätigen. Unsere Tochter war zuckersüß, wir hatten keine großen Schwierigkeiten mit dem Stillen und Schlafen und sie ließ sich immer schnell beruhigen. Wir schwebten auf Wolke 7.

Doch als sie etwa neun Monate alt war, änderte sich das. Unsere Tochter wurde zu einem sogenannten „schwierigen“ Kind. Vorbei waren die ruhigen Nächte. Wir begleiteten sie oft stundenlang in den Schlaf, nicht nur Abends, sondern auch, wenn sie in der Nacht wach wurde.

Sie verweigerte das Essen und wir mussten uns allerhand Tricks und Ablenkungsmanöver ausdenken, um ihr wenigstens ein paar Löffel Brei zu geben. Jede, wirklich jede Mahlzeit wurde zur Geduldsprobe und zog sich oft über eine ganze Stunde oder hin. Hinzu kam, dass sie plötzlich extrem fremdelte und immer in meiner Nähe bleiben wollte, am liebsten auf dem Arm, was schließlich in einer schmerzhaften Sehnenscheidenentzündung vom ständigen Herumtragen resultierte.

Neulich las ich zufällig diese Zeilen, die eine verzweifelte Mama auf Facebook gepostet hatte. Meine Gefühle von damals fand ich darin eins zu eins wieder:

„Ich brauche eine Rückversicherung von Leuten mit schwierigen Babys“, schreibt sie darin.

„Bitte sagt mir, dass es besser wird.

Bitte sagte mir, dass es besser wird und dass sie nicht immer weinen wird, wenn jemand anderes sie auf dem Arm hält.

Bitte sagte mir, dass es besser wird und dass sie nicht immer quengelig wird, wenn ich sie zwei Sekunden absetze.

Bitte sagte mir, dass es besser wird und dass sie nicht immer meine Nerven mit lautem Geschrei strapaziert, wenn ich mich um ihren Bruder kümmere, statt um sie.

Bitte sagte mir, dass es besser wird und dass sie nicht jeden Mittagsschlaf verweigert, es sei denn, sie darf ihn auf mir liegend halten.

Bitte sagte mir, dass es besser wird und dass wir das Haus verlassen können, wohin auch immer, ohne uns Sorgen machen zu müssen, dass wir so schnell wie möglich wieder zurück kommen.

Bitte sagte mir einfach, dass es besser wird.“

Wie gut kann ich diese Mutter verstehen! Und ich habe eine gute Nachricht für sie und alle anderen Mütter in dieser Situation: Es wird besser! Auch wenn es sich in diesem Moment anfühlt, als würde es niemals anders werden.

Mamas mit schwierigen Kindern wird eine ganz besonders große Portion Geduld, Empathie und Gelassenheit abverlangt. Und vor allem das Selbstvertrauen, sich nicht von anderen verunsichern zu lassen! Andere haben für unser Kind und seine ausgeprägten Bedürfnisse nicht das gleiche Verständnis wie eine Mama.

Doch es gibt ein Ziel. Und es hat sogar einen Namen: Urvertrauen. Das ist das Vertrauen ins Leben, dass schon alles gut wird. Das Vertrauen und das Wissen, dass meine Tochter mich mit ihren Stimmungsschwankungen, Abneigungen und Verweigerungen nicht ärgern will.

Sie weiß, bei Mama kann sie ihren Instinkten folgen. Sich fallenlassen, sie selbst sein, auch wenn sie mir dabei ihre hässlichen, lauten und wütenden Seiten zeigt. Sie weiß, ich liebe sie trotzdem. Bin für sie da, halte es aus, so gut ich kann und trage ihr nicht nach, auch wenn sie sich aus Erwachsenensicht irrational verhält.

Wir vertrauen uns, und haben dadurch auch ein großes Selbstvertrauen gewonnen. Meine Tochter weiß, dass kein „schlechtes“ Kind ist. Sie wird lernen, besser mit ihren Launen und ihrem Temperament umzugehen.

Und ich bin mir mittlerweile sicher, für meine Tochter eine gute Mutter zu sein, auch wenn ich viele Fehler mache, oft genug am Ende meiner Geduld bin und mir nicht anders zu helfen weiß, als deutlich zurück zu schimpfen. Genau wie sie lerne ich jeden Tag und darf mit jeder neuen Erfahrung eine klügere und bessere Mutter werden.

Der Weg mit einem „schwierigen“ Kind ist holprig. Aber er ist gut so, wie er ist. Er ermöglicht uns, eine Menge über uns selbst und unser Kind zu lernen, wenn wir uns darauf einlassen.

Er kann uns zu besseren Eltern machen, auch wenn es sich oft so anfühlt, als würde genau das Gegenteil passieren. Und er macht uns stark für all die Herausforderungen, die uns als Eltern in den nächsten Jahren noch begegnen werden. Sicherlich werde auch ich noch oft genug eine verzweifelte Mama sein, doch ich werde mein Vertrauen in meine Tochter und mich dabei nicht verlieren.

An all die Mütter, die den obigen Facebook Post genau wie ich so unterschreiben können: Ja, es wird besser. Und nicht nur das: Auch ihr werdet besser und dadurch auch eure Kinder. Vertraut darauf!

Buchtipp für jede verzweifelte Mama: Eine persönliche Herzensempfehlung für Eltern von „schwierigen“ Kindern ist das Buch „So viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau. Ich habe mich darin an vielen Stellen wiedergefunden.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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