Ich hatte ja keine Ahnung.
Bevor mein erstes Kind auf die Welt kam, hatte ich dieses Bild im Kopf: Wie ich alles unter einen Hut bringe. Mich natürlich großartig ums Baby kümmere, geduldig den ganzen Nachmittag lang Rasseln vor seinem Gesicht hin- und herschwenke, nebenher den Haushalt blitzeblank halte und natürlich meine Arbeit als freiberufliche Journalistin weitermache. Ich kann ja abends arbeiten und wenn das Baby schläft, ist ja praktisch so als Freiberuflerin.
Und natürlich würde das Haus nicht so aussehen wie ich bei Freunden gesehen hatte, die schon vor mir ihr erstes Kind bekamen. Das bisschen Geschirreinräumen und Wäschewaschen, das klappt doch nebenbei.
Dachte ich.
Und wieso meine Freundin es monatelang nicht zum Friseur schaffte und ständig T-Shirts mit Babyspuck-Flecken anhatte, erschloss sich mir auch nicht. Das kann doch nicht so schwer sein, sich einmal am Tag ein sauberes Shirt überzuziehen?
Dachte ich.
Ich fand es ja auch komisch, dass mir Mütter erzählten, sie würden zu nichts kommen. Hallo? In der Elternzeit? So viel Freizeit hat man doch nie wieder!
Dachte ich.
Heute habe ich drei Kinder und bin etwas schlauer. Denn natürlich hat es nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Um ehrlich zu sein: Ich bin krachend gescheitert an meinen eigenen Ansprüchen. Da war das Baby auf der Welt. Und schon ziemlich schnell merkte ich, dass man einfach zu nichts kommt. Nicht nur, dass ich quasi ab Geburt den klassischen „Mama-Dutt“ trug und meine Friseurin mich kurz nach dem ersten Geburtstag meines Sohnes wiedersah. Ich machte ziemlich schnell die Bekanntschaft mit von Zauberhand nachwachsenden Wäschebergen, Geschirrspülern, die quasi nach dem Ausräumen sofort wieder voll waren und Tagen, an denen mein Baby nicht nur Rasseln angucken wollte, sondern von früh bis spät quasi auf mir wohnte.
Blitzeblanker Haushalt? Öhm. Fehlanzeige. Das freiberufliche Arbeiten nebenher? An den Abenden, an denen ich abends mal ausnahmsweise nicht um 20 Uhr einschlief, war ich schlicht zu kaputt, um noch einen schlauen Text zu schreiben. Und arbeiten, wenn das Baby schläft, ist ein guter Plan. Nur leider schlafen Babys nicht immer so, wie man will man und vor allem: von Monat zu Monat weniger.
Dass ich ziemlich schnell gar keinen Gedanken mehr daran verschwendete, ob ich Babyrotz auf der Schulter habe oder nicht, muss ich wohl kaum erwähnen.
Natürlich klappt es nicht. Natürlich können wir Mütter nicht alles gleichzeitig. Und natürlich bin ich nicht perfekt, war ich nie perfekt und der Plan, den ich hatte, war auch alles andere als perfekt.
Ich habe ziemlich schnell gelernt: Das Mamasein geht nur mit Prioritätensetzen. Wir müssen uns von unserem eigenen Perfektionismus verabschieden.
Und meine Priorität ist definitiv nicht der Haushalt. Ich möchte nicht mit 80 auf mein Leben zurückblicken und mich für meinen blitzeblanken Fußboden loben. Klar, eine Grundordnung und Hygiene muss sein. Aber müssen Kinderpullis gebügelt werden? Ist es wirklich so schlimm, wenn der Geschirrspüler erst am nächsten Morgen ausgeräumt wird, weil das gemeinsame Vorlesen grad wichtiger war? Und ist es nicht auch ok, sich mal eine Pizza in den Ofen zu schieben, weil es zum gesunden Vollwert-Kochen grad nicht reicht?
Natürlich ist das ok.
Ich muss nicht immer die Beste sein. Ich muss nicht den besten Haushalt haben. Meine Kinder müssen nicht die besten in der Klasse sein. Ich muss nicht den besten Kuchen backen. Die Schultüte muss nicht die kreativste sein.
Wir müssen nicht perfekt sein. Gut genug reicht – und was gut genug ist, bestimmen wir selbst.
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Wir bedanken uns ganz herzlich bei Nathalie Klüver für diesen Text!
Unsere Gast-Autorin: Nathalie Klüver ist Dreifach-Mama, Journalistin und bloggt auf www.ganznormalemama.com über ihren Eltern-Alltag. In ihrem Buch „Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein. Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter“* (TRIAS Verlag, 14,99 Euro) geht sie der Frage nach, wieso Mütter von heute so unter Druck stehen und wie man sich davon befreien kann. Sie gibt Tipps, wie man einem Burnout vorbeugen kann und sich kleine Auszeiten im Alltag verschafft.
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