Daya erlebte bei ihrem ersten Kind eine gewaltvolle Geburt, die in ihr eine innere Leere und Schuldgefühle zurückließ. Sie holte sich Hilfe und nahm den Schmerz an. Heute möchte sie anderen Betroffenen Mut machen und erinnert am Roses Revolution Day daran, dass Selbstbestimmung mit Aufklärung beginnt.
„‚Ist das wirklich mein Kind?‘ – Das waren meine ersten Worte, als mein Sohn nach einer schnellen Geburt auf meine Brust gelegt wurde. Es sollte der glücklichste Moment meines Lebens sein, doch alles, was ich fühlte, war Leere.
Eine Leere, die noch lange bleiben sollte.
Der Start einer langen Reise: Mein Sohn war ein absolutes Wunschkind – nach über 3,5 Jahren des Hoffens und Bangens wurde ich endlich schwanger. Die Geburt war schnell, unter vier Stunden, und von außen betrachtet ‚lief alles gut‘.
Mein Mann empfand es nicht als gewaltvoll, und die meisten hätten vermutlich gesagt: ‚Dem Baby geht es gut, also war die Geburt ein Erfolg.‘ Aber für mich fühlte es sich ganz anders an.
Ich erinnere mich an Sätze, die noch heute in meinem Kopf hallen:
‚Immer habe ich die, die schreien!“ oder ‚Das können Sie doch gar nicht spüren!‘ Doch ich spürte es. Ich spürte, wie meine Haut riss, weil mir keine Zeit gelassen wurde. Wie es sich anfühlte, unbetäubt zusammengenäht zu werden.
Wie es war, allein zu sein und gleichzeitig überwältigt – in einem Moment, der so fragil und intim war. Die Leere und die Schuldgefühle: Nach der Geburt war da nicht das ersehnte Glücksgefühl, sondern Wut. Wut auf mich selbst, auf meinen Körper, auf mein Unvermögen, eine Bindung zu meinem Kind aufzubauen.
Ich fühlte mich wie eine Fremde in meiner neuen Rolle.
Ich weiß heute: Das System hat versagt. Es darf nicht auf Kosten der Frauen gehen, dass Geburten auf Effizienz und Routine reduziert werden. Eine Geburt ist nicht ‚gut‘, nur weil das Baby gesund ist. Auch die Mutter zählt.
Von Schmerz zu Sinn: Ich ließ mir helfen.
Mit Unterstützung fühlte sich bald vieles leichter und besser an. Doch als ich wieder schwanger wurde, kam die Panik zurück. Die Erinnerung an die erste Geburt war so präsent, dass ich wusste: Dieses Mal muss es anders werden.
Ich suchte mir therapeutische Unterstützung und entschied mich bewusst für eine selbstbestimmte Geburt. Es war eine Reise zurück zu meiner Kraft – und ein Moment, der mich gelehrt hat, dass Schmerz uns transformieren kann, wenn wir ihn annehmen und daraus etwas Neues schaffen.
Heute setze ich mich aktiv für das Thema ein.
Jedes Jahr mache ich am Roses Revolution Day darauf aufmerksam, wie viele Frauen unter Gewalt während der Geburt leiden. Denn die Zahlen sind erschreckend: Laut aktuellen Erhebungen der EU erleben in Deutschland ca. 30% der Frauen verbale und physische Gewalt oder Vernachlässigung während der Geburt. 42,8% erleben Gewalt durch Eingriffe, denen sie nicht zugestimmt haben.
Um Frauen zu unterstützen, habe ich eine Ausbildung zur Doula gemacht. Ich möchte dazu beitragen, dass Frauen positive Geburtserfahrungen machen können – Erfahrungen, die sie stärken, statt sie zu traumatisieren. Denn nicht nur Kinder werden geboren, sondern auch Mütter.
Meine Botschaft an andere Mütter:
Gewalt unter der Geburt ist ein Thema, über das wir sprechen müssen. Selbstbestimmung beginnt mit Aufklärung und dem Mut, Grenzen zu setzen – für sich selbst und für das eigene Kind. Wenn du eine ähnliche Erfahrung gemacht hast: Du bist nicht allein. Lass dir helfen. Du hast das Recht auf eine Geburt, die dich respektiert, stärkt und als Frau und Mutter wachsen lässt.
‚From pain to purpose‘ – das ist mein Weg, und ich hoffe, dass er auch für andere Frauen ein Licht sein kann.”
Liebe Daya, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft! Wenn ihr mehr über Daya erfahren wollt, dann schaut gerne bei Instagram vorbei: @sieheisstdaya
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