„Ihr lieben Mamas, eines vorweg: Vielleicht werden nicht alle meine Traurigkeit verstehen. Hätte ich doch selbst nie gedacht, dass das so ein Thema für mich ist. Gleichzeitig hoffe ich trotzdem, dass unter euch auch Mütter sind, die meine Gefühle nachvollziehen können.
Mich quält der Wunsch nach einer vaginalen Geburt
Mir war das nie bewusst – bis ich erfuhr, dass mein erstes Kind ein Kaiserschnitt wird. Da brach plötzlich eine Welt für mich zusammen und bis heute habe ich den Schmerz noch nicht ganz verwunden. Aber von Anfang an…
Mir war schon früh klar, dass ich mit meinem Partner Kinder bekommen möchte. Irgendwie passte das einfach zu uns und die Vorstellung, selbst eine Familie zu gründen, war einfach wunderschön. Nach ein paar Jahren Beziehung legten wir es darauf an und ein paar Monate später hielt ich dann den positiven Test in der Hand. Ich glaube, jede Mama erinnert sich noch an die Freude, die sie in diesem Moment durchströmt hat. Ich war wahnsinnig stolz auf meinen Körper und freute mich unglaublich auf unser Baby.
Über die Geburt versuchte ich nicht allzu viel nachzudenken.
Von Freundinnen hatte ich schon die eine oder andere Horrorstory gehört, sodass ich mir fest vornahm, es so zu nehmen, wie es kommt. Ist ja noch Monate hin, dachte ich mir, kein Grund, sich jetzt schon Sorgen zu machen. Irgendwie wird das Kind schon rauskommen. Ehrlich, ich war überzeugt davon, das Ganze pragmatisch zu sehen und hatte vor meiner Schwangerschaft sogar noch darüber nachgedacht, ob ein Kaiserschnitt für meinen Körper vielleicht sogar besser zu verkraften wäre.
Dann war ich im fünften Monat und hatte einen Ultraschalltermin, der alles verändern sollte. Ich war eine zufriedene Schwangere, hatte ein gutes Gefühl und war mir sicher, dass ich es spüren würde, wenn es etwas nicht stimmen sollte. Deswegen traf es mich wie aus dem Nichts, als meine Frauenärztin mir plötzlich ernste Blicke zuwarf und dann eine Plazenta praevia diagnostizierte.
In einfachen Worte bedeutet diese Diagnose, dass meine Plazenta nicht so saß, wie sie sollte.
Eine Plazenta praevia bedeckt mehr oder weniger vollständig den inneren Muttermund, also den Ausgang der Gebärmutter, den das Kind bei der Geburt passieren muss. Meine Plazenta verstopfte also den natürlichen Weg für mein Baby. Damit wurde meine Schwangerschaft nicht nur zu einer Risiko-Schwangerschaft, es stand auch unumkehrbar fest, dass es ein Kaiserschnitt werden würde.
Im Gespräch mit meiner Ärztin schaffte ich es, sachlich zu bleiben. Immerhin, meinem wundervollen Baby ging es gut, wahrscheinlich kann es so lange wie nötig in mir bleiben und dann wird es eben ein Kaiserschnitt, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Aber als ich dann abends mit meinem Partner auf dem Sofa lag und mit ihm alles besprach, brach ich plötzlich in Tränen aus.
Stundenlang konnte ich mich nicht mehr beruhigen.
Plötzlich wurde mir klar, dass ich mein erstes Kind nicht vaginal auf die Welt bringen würde. Ich heulte wie ein Schlosshund, weil mir eine Erfahrung verwehrt bleiben würde, von der ich nicht mal geahnt hatte, dass ich sie machen will. Da half auch kein gutes Zureden von meinem Freund, ich trauerte um die verpasste Möglichkeit einer spontanen Geburt. Auch wenn mir die Vorstellung Angst gemacht hatte, war ich innerlich darauf eingestellt gewesen, hatte mich in den Wehen gesehen und mir vorgestellt, wie ich mein Kind aus eigener Kraft zur Welt bringen würde.
Klar, das Leben geht weiter. Natürlich freute ich mich nach ein paar schlechten Tagen auch wieder auf die Geburt meines Sohnes, wenn sie auch nicht vaginal sein würde. Doch ich war dankbar, dass es meinem Kind ansonsten gut geht. In der 37. Woche war es dann soweit, ich hatte einen erfolgreichen Kaiserschnitt ohne Komplikationen und brachte meinen Sohn gesund zur Welt.
Also ist doch eigentlich alles gut, oder?
Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Ich war glücklich, Mama zu sein und die meiste Zeit überlagerte dieses Gefühl alles andere. Aber in ruhigen Momenten kam immer wieder der Gedanke auf, dass mir eine Erfahrung genommen wurde, die ich hätte machen sollen. Ich spürte einen Verlust und hatte das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich glaube, mit einer vaginalen Geburt hätte ich die Verwandlung von einer schwangeren Frau zur starken und aufopferungsvollen Mama bewusster durchlaufen.
Trotzdem konnte ich irgendwann mit dem Thema abschließen. Ab und zu betrauere ich zwar noch meinen unerfüllten Wunsch, aber es kostet mich schon lange keine Tränen mehr. Seit kurzem spüre ich ihn aber wieder deutlich, denn ich habe vor ein paar Wochen erfahren, dass ich wieder schwanger bin – völlig überraschend, denn eigentlich hatten wir mit unserer Kinderplanung schon abgeschlossen.
Jetzt setze ich alle Hoffnungen darauf, dass es dieses Mal klappt und ich das einzigartige Erlebnis Mama zu werden auch noch einmal über den Weg einer spontanen Geburt erleben darf.“
Vielen Dank, liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), dass du uns deine Geschichte erzählt hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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