Wann zum Kinderarzt: Der schmale Grad zwischen Vorsicht und Übertreibung

Für eine Mama gibt es kaum etwas Schlimmeres, als wenn das eigene Kind krank ist oder sich verletzt. Geht es meinem Sohn schlecht, leide ich jedes Mal total mit. Und gehe meistens direkt zum Arzt, um die Symptome abklären zu lassen. Ja, zugegeben: Als Mama tendiert man wohl dazu, sich (zu) viele Sorgen zu machen. Ich frage mich jedes Mal: Übertreibe ich? Ab wann sollten wir zum Kinderarzt, wenn es dem Kind nicht gut geht?

Wann zum Kinderarzt? Da sind mein Mann und ich uns nicht ganz einig…

Mein Mann findet, dass man (je nach Schwere der Krankheitssymptome natürlich) ruhig erst mal abwarten kann. Abwarten ist manchmal die beste Medizin, heißt es nicht umsonst. Bei Fieber zum Beispiel bleibt er entspannt, gibt ein Zäpfchen und schaut, ob das Fieber damit runtergeht. Er meint: „In der Arztpraxis fangen sich die Kinder am Ende nur wieder die nächste Krankheit ein“. Das ist natürlich ein starkes Argument…

Seine Gelassenheit in solchen Situationen liegt sicher auch daran, dass er schon einen Sohn hat. Viele Dinge hat er schon „durch“. Er ist aber auch generell jemand, der sehr selten zum Arzt geht. Es muss schon etwas Dramatisches passieren, damit er sich dazu überwindet.

Mein Motto: Lieber einmal zu oft zum Arzt, als einmal zu wenig

Bei mir sieht das anders aus. Ich habe in meinem Leben schon einige Arztpraxen von innen gesehen. Bevor ich mir ewig Gedanken mache, was ich haben könnte, lasse ich es lieber abklären – und kann danach beruhigt wieder zum Alltag übergehen. Ja, ich habe schon einige Lebenszeit in Praxen vertrödelt. Aber wie viel Zeit hätte ich sonst damit vertan, mir unnötig Gedanken zu machen…?

Auch bei Kinderkrankheiten handhabe ich es nach dem Motto: Lieber einmal zu oft zum Arzt, als einmal zu wenig. Ich möchte mir nicht ewig Vorwürfe machen müssen, wenn dann doch etwas passiert. Das würde ich mir nie verzeihen.

Das Problem: Babys und kleine Kinder können noch nicht sagen, was sie quält

Sehr kleine Kinder können noch nicht sagen, was ihnen weh tut und wie stark es schmerzt. Als Mama oder Papa kann man oft nur raten. Für Eltern ist es daher oft nicht leicht einzuschätzen, wie schwerwiegend die ganze Sache ist. Daher ist es gerade bei Babys und Kleinkindern in meinen Augen besser, auf Nummer sicher zu gehen.

Natürlich renne ich nicht mit jedem Schnupfen zum Arzt (Schnupfen ist hier leider auch Normalzustand, seit mein Sohn in die Krippe geht). Aber andere Dinge würde ich immer lieber abklären lassen. Weiß man, was bei dem Kind los ist, kann man die Krankheit auch richtig behandeln.

Aber: Gibt es „objektive“ Kriterien, wann man zum Arzt muss? Das habe ich hier mal recherchiert:

Wann zum Kinderarzt bei Kopfverletzungen?

Mein Sohn ist schon häufiger auf den Kopf geknallt. Der Boden scheint eine magische Anziehung auf sein süßes Köpfchen auszuüben. Für mich war es jedes Mal ein riesiger Schreck. Für die Eltern sind die Stürze aber meistens schlimmer als fürs Kind. Die Natur hat es schlau eingerichtet: Der kindliche Schädel ist durch die noch nicht verknöcherten Schädelnähte elastisch und kann Stöße gut abfangen. Meistens kommt das Kind mit einer Beule davon.

Zum Arzt oder ins Krankenhaus solltest du fahren, wenn: Das Kind nach dem Unfall bewusstlos ist, Bewusstseinsstörungen, starke Kopfschmerzen, Erbrechen oder Blutungen aus dem Ohr zeigt. Oder wenn dein Kind sich vom Verhalten her verändert und zum Beispiel weniger trinkt oder spricht. In seltenen Fällen kann es einige Stunden nach dem Sturz zu Hirnblutungen kommen. Daher empfehlen Experten, das Kind mindestens zwölf Stunden lang nach dem Sturz sehr aufmerksam zu beobachten.

Wann zum Kinderarzt bei Fieber?

Fieber ist ein Schutzreaktion des Körpers gegenüber Infektionen. Der Körper mobilisiert so seine Abwehrkräfte und sagt den Krankheitserregern den Kampf an. Viren und Bakterien können sich bei Fieber schlechter vermehren. Wenn ein Kind fiebert, ist das also nicht per se schlecht – der Körper hilft sich selbst.

Hohes Fieber über 39 Grad kann allerdings wichtige Körperfunktionen beeinträchtigen und belastet den Organismus. Ein Kind, das jünger als drei Monate ist, sollte ab einer Körpertemperatur von 38 Grad dem Arzt vorgestellt werden. Ist das Kind älter, sollte man bei über 39 Grad tätig werden. Auch wenn das Fieber in Schüben kommt, trotz Zäpfchen nicht sinkt, das Kind nicht mehr trinkt oder das Fieber länger als einen Tag (unter Zweijährige) oder drei Tage anhält.

Wann zum Kinderarzt bei anderen „alltäglichen“ Krankheiten?

Durchfall, Reizhusten, Grippe – hach, der liebe Herbst hat ja immer so einige „schöne“ Erkrankungen zu bieten. Pauschal lässt sich da natürlich keine Aussage treffen. Jede Krankheit und die Symptome sind individuell. Eine Grundregel: Schmerzen erfüllt immer eine wichtige Warnfunktion. Wenn dein Kind viel weint, blass wirkt, nichts mehr essen mag und empfindlich auf Berührungen reagiert, solltest du besser einen Arzt aufsuchen.

Folgende Symptome ebenfalls bitte IMMER abklären lassen:

– Ohrenschmerzen (Gefahr einer Mittelohrentzündung)
– plötzlicher bellender Husten
– Hautausschlag
– Atembeschwerden
– Schmerzen beim Wasserlassen, Blut im Urin (evtl. Harnwegsinfekt)
– Krämpfe
– größere Verletzungen
– steifer Nacken (Verdacht auf Hirnhautentzündung)

Manchmal reicht auch schon ein Anruf in der Praxis oder im Krankenhaus aus, um sicherzugehen, dass die Sorge unbegründet ist. Als Mama hat man meistens sowieso das beste Gefühl für sein Kind. Wenn dir dein Kind also „nicht gefällt“ oder verändert vorkommt: Ab zum Arzt. Völlig egal, ob andere das übertrieben finden. 

Quellen: https://www.erste-hilfe-fuer-kinder.de/erste-hilfe-themen/unfaelle-bei-kindern/gehirnerschuetterung.html & https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/fieber/ & https://www.onmeda.de/kind/krankes_kind.html

Corinna Siemokat

Ich arbeite seit über zehn Jahren als Journalistin. Studiert habe ich Modejournalismus/Medienkommunikation, schreibe mittlerweile aber viel lieber über Frauen- und Familienthemen als über Fashion. Ganz besonders am Herzen liegt mir das Thema Vereinbarkeit. Dafür setze ich mich auch in meinem Job als Office Managerin bei Coworking Toddler (Kinderbetreuung + Coworking Space) ein. Ich lebe mit meinen zwei Söhnen (6 und 2 1/2 Jahre alt) in Berlin. Mit zwei kleinen Jungs Zuhause ist es oft wild und turbulent (die Autonomiephase bei K2 lässt grüßen…). Eine prima Inspirationsquelle für meine Artikel bei Echte Mamas! Wenn zwischen Spielplatz, Sporthalle und anderen spannenden Aktivitäten mit den Kids noch Zeit bleibt, gehe ich gerne joggen, zum Yoga oder entspanne in der Badewanne.

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Hanna Adams
Hanna Adams
4 Jahre zuvor

Danke für den Beitrag zum Kinderarzt. Meine Schwester geht bald zu den ersten Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und informiert sich ausgiebig über alles, was damit zu tun hat. Gut zu wissen, dass Symptome bei Kindern immer unterschiedlich ausfallen, aber Schmerzen immer eine wichtige Warnfunktion sind. Das werde ich ihr mal sagen.