„Ich habe Angst, dass du vom Fahrrad fällst.“
„Du musst keine Angst haben, ich helfe dir.“
Das Wort „Angst“ geht den meisten von uns leicht von den Lippen – zu leicht.
Verständlich, denn wir drücken damit ein großes, uns wichtiges Gefühl aus. Wir meinen es gut damit, denn es drückt unsere Sorge um unsere Kinder aus. Wir nutzen es sogar, um unsere Kinder vor dem Gefühl zu schützen.
Klar, jeder Mensch braucht eine natürliche Angst – oder sollten wir eher sagen „Respekt“? – als Schutz vor gefährlichen Situationen wie zum Beispiel im Straßenverkehr oder auf einer steilen Treppe.
Trotzdem: Wer oft „Angst“ sagt, denkt es genauso oft.
Und mit dem Denken kommt auch dieses lähmende bzw. negative Gefühl vor einer bestimmten Situation.
Ein Beispiel:
Wahrscheinlich hast du eine gewisse Angst vor dem Zahnarzt. Du weißt, dass es nicht so angenehm ist, auch dem Behandlungsstuhl zu liegen. Dass es weh tun kann, wenn Zähne gereinigt oder Löcher geschlossen werden.
Was versuchst du also, vor dem ersten Zahnarzt-Besuch mit deinem Kind? Genau, ihm die Angst zu nehmen – obwohl du sie selbst spürst.
Und deshalb sagst du “Habe keine Angst, es ist alles gut.“
Das Erstaunliche, was jetzt passiert, ist: Dein Kind bekommt Angst.
Warum? Weil Kleinkinder das „keine“ komplett überhören – und nur das Wort „Angst“ in ihrem Gehirn hängen bleibt.
Damit hast du deinem Schatz – obwohl du es nur gut gemeint hast – die Angst vor der Situation eingepflanzt. Dabei wäre er von sich aus gar nicht auf die Idee gekommen, dass ein Zahnarzt Angst machen könnte.
Die Lösung: Positiver sprechen, andere, konkretere Ausdrücke finden.
Zum Beispiel: „Der Zahnarzt schaut, dass deine Zähne auch schön gesund sind.“ Oder: “Vorsicht, damit du nicht vom Fahrrad fällst.“
Ja, es erfordert am Anfang Disziplin, das Wort zu vermeiden. Aber es lohnt sich, weil die Angst dann zukünftig weniger Platz in deinem Leben hat.