„Ich war schon immer ein gut vorbereiteter und organisierter Mensch und dadurch fiel es mir auch in 2,5 Jahren Kinderwunschzeit nicht schwer, schon erste Vorbereitungen zu treffen. Ich habe mich viel mit Büchern beschäftigt. Als wir dann schwanger wurden, habe ich das natürlich weiter vertieft und habe alle Besorgungen von A bis Z bis ans Ende des 2. Trimesters allein erledigt.
Mein Mann hat es in dieser Zeit nur geschafft, ein einziges Stofftier zu besorgen, obwohl ich immer versuchte, ihn zu integrieren und daran teilhaben zu lassen.
Trotz Vorbereitungskurs mit zwei Männerabenden hat sich mein Mann nie damit beschäftigt, wie die Geburt und die Zeit danach sein wird, was ein Kind /die Mama braucht, hat sich trotzdem zwei Monate Elternzeit genommen. Ich hatte (natürlich) relativ früh eine genaue Vorstellung von meiner Traumgeburt und habe den Plan gemeinsam mit ihm in zwei Krankenhäusern vorgestellt. Letztendlich haben wir uns für das Krankenhaus entschieden, in dem uns die Hebammen und die Ärzte am sympathischsten waren und in dem vergleichsweise wenige Kinder geboren werden, sodass man als Erstgebärende mehr Aufmerksamkeit geschenkt bekommt.
In der 39. Schwangerschaftswoche wurde ich dort aufgrund von hohem Blutdruck und beunruhigendem CTG stationär für sieben Tage behandelt und konnte mehrere Hebammen gut kennenlernen und erneut meine Wünsche äußern. In dieser Zeit habe ich trotz zweistündlicher Kontrollen nur drei Geburten erlebt. Als wir dann fünf Tage nach ET abends mit leichten Wehen und Blutungen ins Krankenhaus fuhren, wurde wir nach einem kurzen Check für weitere sechs Stunden auf Station gebracht.
Sechs Stunden in denen mein Mann natürlich seelenruhig schlummern konnte und ich vor Aufregung kein Auge zubekommen habe.
Nachdem die Wehen stärker wurden und wir in den Kreißsaal gewechselt sind, hatte ich nach zehn Wachstunden großen Hunger und Durst, war durch Yoga und Meditationsübungen allerdings schon in einer Parallelwelt gefangen. Unsere Kreißsaaltasche war über und über mit Snacks und tollen Getränken gefüllt, doch mein Mann hatte das nicht auf dem Schirm und hat mir während weiteren fünf Stunden bis zur Geburt weder eine Massage, noch etwas Essen o. Ä. angeboten. Er hat auch das medizinische Personal nicht auf meine Wünsche aufmerksam gemacht.
Zwei Stunden vor der Geburt war Schichtwechsel und eine mir komplett unbekannte Hebamme übernahm uns und drei weitere in den Wehen liegende Mamas. Natürlich hatte sie dementsprechend wenig Zeit für uns, um meine Wünsche aus dem Geburtsplan umzusetzen. Meine Tochter kam also nach 11 Stunden Wehen zur Welt, ohne dass auch nur einer meine Wünsche umgesetzt wurde und ich direkt danach sehr schlimme Kreislaufprobleme hatte, beim ersten Verlassen des Bettes natürlich direkt zusammenbrach.
Long Story short:
da von Anfang an klar war, dass es unser einziges Kind werden wird, bin ich ein halbes Jahr später noch immer sehr traurig darüber, dass ich weder vorher baden konnte, noch verschiedene Positionen ausprobiert habe, die Nabelschnur nicht auspulsiert und die Plazenta aus mir rausgedrückt wurde und ich ohne irgendein Schmerzmittel auskommen musste. Alles nur, weil mein Mann anscheinend gedanklich nicht bei mir und unserem Kind war und die Hebamme keine Zeit hatte, sich dauerhaft um uns zu kümmern.
Ich hatte keine großen Verletzungen und die Geburt lief eigentlich super, aber dadurch, dass ich mich nicht wohlgefühlt habe und auf mich nicht eingegangen wurde, empfinde ich es heute noch als unangenehmes Erlebnis und würde es niemals als einen schönen Tag in meinem Leben bezeichnen, was ich sehr, sehr schade finde. Ich habe meine Tochter ab dem positiven Schwangerschaftstest unendlich geliebt und das hat sich auch mit der Geburt nur verstärkt. Trotzdem würde ich den Tag als sehr traumatisch beschreiben und ärgere mich täglich darüber.
Ich kümmere mich natürlich noch immer um alles alleine.
Oft denke ich darüber nach, ob ich nicht ohne meinen Partner besser dran wäre, da er mir unnötig das Leben schwerer macht, als es eh schon ist. Unsere Tochter trägt eine Magensonde, sodass sie besonders viel Aufmerksamkeit braucht. Ich bin nicht nur tags- und nachtsüber komplett alleinerziehend, sondern muss auch jegliche mentale Belastung alleine stemmen. Er hat sich nicht geändert und lebt noch immer mehr für die Arbeit als für die Familie.”
Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!
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