Das eigene Kind in fremde Hände zu geben, ist für uns Mamas niemals einfach. Vor allem, wenn es um die Betreuung unter drei Jahren geht. Viele fragen sich dann, wo ihr kleiner Schatz besser aufgehoben ist: in der Krippe oder bei einer Tagesmutter?
Meine Tochter und ich durften beides kennenlernen. Nach ihrem ersten Geburtstag kam unsere Tochter in eine Krippe. Anderthalb Jahre später sind wir umgezogen. Am neuen Wohnort entschieden wir uns während der Übergangszeit bis zum Kindergarten für eine Tagesmutter.
Zwar hatte sich unsere Kleine in ihrer Krippe sehr wohl gefühlt und in ihren Erzieherinnen liebevolle Bezugspersonen gefunden. Aus heutiger Sicht würde ich für die Jahre vor dem Kindergartenalter trotzdem immer eine Tagesmutter bevorzugen. Das sind meine Gründe:
1. Weniger Kinder, mehr Aufmerksamkeit
Eine Tagesmutter betreut maximal fünf Kinder. So hat sie die Möglichkeit, viel individueller auf die Kinder einzugehen, als es in einer Krippe der Fall ist – selbst dann, wenn diese einen guten Betreuungsschlüssel hat.
Auch der Lautstärkepegel ist ein ganz anderer. Bei unserer Tagesmutter war es viel ruhiger und entspannter als in der Krippe. Auf unsere Tochter wirkte sich das sehr positiv aus und sie konnte vor allem morgens viel schneller „ankommen“.
2. Familiäre Atmosphäre
Tagesmütter betreuen die Kinder in ihrem eigenen Zuhause, dass sie für diesen Zweck entsprechend einrichten. Unsere Tagesmutter hatte in ihrem Wohnzimmer eine liebevoll eingerichtete Spielecke und einen abgetrennten Bereich im Garten, wo sie mit den Kleinen gespielt hat.
Es war fast so, als wäre man bei Tante oder Oma zu Besuch. Das spürte offenbar auch unsere Tochter, die sonst immer stark fremdelte. Schon beim ersten Kennenlernen fasste sie Vertrauen, erkundete die Spielecke und ließ sich von der Tagesmutter in ein erstes kleines Spiel verwickeln. Obwohl sie für meine schüchterne Tochter eine Fremde war, war das Eis in dieser warmen Umgebung gleich gebrochen.
Eine Krippe kann noch so kinderfreundlich ausgestattet sein, eine familiäre Atmosphäre wie im Zuhause einer Tagesmutter wird dort nicht möglich sein.
3. Mehr Flexibilität
Bei unserer Tagesmutter wurden manche Kinder auch nur zwei oder drei Tage die Woche betreut, zum Beispiel, wenn deren Mutter tageweise in den Beruf zurückkehrte.
Ich selbst brauchte Zeit, um Bewerbungen zu schreiben und Vorstellungsgespräche am neuen Wohnort zu führen. Drei Tage pro Woche reichten mir dafür. Die freien Tage nutzten meine Tochter und ich, um die neue Heimat zu erkunden.
Hätte ich einmal ein Vorstellungsgespräch gehabt, das außerhalb dieser Zeiten gelegen hätte, so wäre unsere Tagesmutter eingesprungen und hätte meine Tochter auch kurzfristig über die drei fest gebuchten Tage hinaus betreut – natürlich im Rahmen der gesetzlichen Voraussetzungen.
So viel Flexibilität wäre in der Krippe nicht denkbar gewesen. Dort hatten wir eine Mindestbetreuungszeit, welche nur in festen Blöcken erweitert werden konnte. Tage- oder stundenweise Abweichungen waren nicht drin.
4. Beste Versorgung
Unsere Tagesmutter kochte für die Kinder täglich frisch. Dabei wurden die Kleinen je nach ihren Fähigkeiten auch oft eingebunden.
Zwar gibt es auch KiTas mit guter Küche, aber die meisten bekommen ihr Essen doch aus der Großküche geliefert. So frisch wie bei der Tagesmutter kommt das Essen dort also in der Regel nicht auf den Tisch.
5. Qualifikation auf dem neuesten Stand
Unsere Tagesmutter stand sets im Austausch mit dem zuständigen Jugendamt, besuchte Tagesmüttertreffen und Fortbildungen. Was ihre Qualifikation anging, stand sie also einer Erzieherin in nichts nach.
Dass sie selbst zwei Kinder hatte und dazu noch ein erstes Enkelkind, gab ihr zusätzliche persönliche Erfahrung und die hat man im Alltag deutlich positiv gespürt.
Die Qual der Wahl oder doch eine einfache Entscheidung?
Leider haben nicht alle Eltern die freie Auswahl, was Krippe oder Tagesmutter angeht. Viele sind froh, wenn sie überhaupt eine Betreuung für ihr Kind finden.
Wer aber das Glück hat, wählen zu können, dem kann ich nur von ganzem Herzen empfehlen, sich neben der Krippe auch bei zwei oder drei Tagesmüttern (oder Tagesvätern!) vorzustellen und einfach mal zu beobachten, was passiert.
Wie fühle ich mich in ihrem Haus? Wie reagiert mein Kind? Wie geht die Tagesmutter auf meine Fragen ein? Wie offen zeigt und erläutert sie mir die Räumlichkeiten, den Tagesablauf und ihr pädagogisches Konzept?
Lassen sich diese Fragen positiv beantworten, ist die Tagesmutter auf jeden Fall eine super Alternative zur Krippe.
Ich jedenfalls würde sie mit meinem heutigen Wissen im Sinne meines Kindes immer bevorzugen.