„Warum kann ich die Wochenenden ohne Kinder nicht einfach genießen?”

„Ich bin Melina, 29 Jahre alt und zweifache Mama. Der Vater meiner Kinder und ich leben getrennt, er holt sie jedes zweite Wochenende zu sich. Unsere Trennung ist mittlerweile schon zwei Jahre her und eigentlich glaube ich, dass ich damit gut abgeschlossen habe.

Trotzdem sind die kinderfreien Wochenende für mich schlimm.

Klar, es ist anstrengend alleinerziehend zu sein. Manchmal bin ich abends so müde, dass ich es nicht mal schaffe, mir noch die Zähne zu putzen. Ich arbeite in Teilzeit und bin ansonsten rund um die Uhr mit meinen Kindern zusammen. Deswegen habe ich so gut wie nie Zeit für mich. Aber ich liebe es, meine beiden um mich zu haben. Wenn sie mich brauchen, denke ich gar nicht darüber nach, mich um mich zu kümmern. Ich will einfach nur für sie da sein und sie glücklich machen.

Manchmal frage ich mich aber, ob ich mich selbst vielleicht zu sehr hinten anstelle. Seit der Trennung sind meine Kinder mein einziger Lebensinhalt. Ich will es auch gar nicht anders und unter der Woche bleibt für Hobbys und Freunde sowieso keine Zeit. Aber alle zwei Wochen, wenn mein Exmann die beiden abholt, erleide ich einen regelrechten Nervenzusammenbruch.

Sobald sie mit ihm im Auto sitzen, werden mir die Knie weich und ich kann die Tränen nicht mehr stoppen.

Es ist mir selbst peinlich, aber ich sacke buchstäblich zusammen und kauere heulend auf dem Fußboden, bis irgendwann keine Tränen mehr kommen. Es fühlt sich an wie schlimmer Liebeskummer. Das Wissen, dass meine Kinder in den nächsten beiden Tagen nicht da sind, schmerzt in dem Moment so sehr. Ich muss mich dann selbst daran hindern, ihren Vater mit Nachrichten zu bombardieren. Wir hatten darüber schon mal ein unangenehmes Gespräch, weil er genervt war von meinen ständigen Fragen nach Fotos und Infos zu den Kindern.

Bin ich vielleicht eine von diesen Helikopter-Eltern oder ein Kontrollfreak? Ich weiß es nicht… mein Exmann hat mir beides schon an den Kopf geworfen. Wenn ich mit Außenstehenden darüber spreche und anklingen lassen, wie sehr ich unter der ständigen Trennung von meinen Kindern leide, verstehen mich die meisten nicht. Eine Arbeitskollegin meinte sogar, dass es doch ‚praktisch‘ ist, dass ich jedes zweite Wochenende für mich habe.

Darauf ist mir keine passende Erwiderung eingefallen.

Es stimmt ja eigentlich: Theoretisch habe ich durch die Papa-Wochenenden endlich Zeit, die ich nur für mich nutzen kann. Aber das Schlimme ist, dass ich alleine gar nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll. Ich hänge das ganze Wochenende nur rum, fühle mich leer und einsam. Oft überkommen mich dann auch viele Selbstzweifel und düstere Gedanken: Bin ich nicht selbst schuld daran, jetzt in dieser Situation zu sein? Hätte ich mehr für die Beziehung kämpfen müssen?

Ich sage mir dann immer, dass ich mich zusammenreißen muss, schließlich bekommen andere getrennte Mütter das doch auch hin. So kann ich mich dann immerhin am Sonntag dazu aufraffen, ein paar Dinge im Haushalt zu erledigen. Dann sind es zum Glück nur noch wenige Stunden, bis meine Kinder zurück sind. Sobald ich die beiden wieder in die Arme schließen kann und die Wohnung wieder voller Leben ist, fühle ich mich wieder ganz.

Die traurigen Gedanken sind vergessen – bis zum nächsten Papa-Wochenende.

Manchmal denke ich, dass eigentlich alles gut wäre, wenn ich nicht alle zwei Wochen dazu gezwungen wäre, ohne meine Kinder zu sein. Ich schwanke dann immer zwischen der Frage, ob ich einfach eine besonders aufopferungsvolle Mutter bin oder ob mit mir vielleicht etwas nicht stimmt.


Liebe Melina, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Müttern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Melanie
Melanie
2 Jahre zuvor

Hi Melina,

Ich kann das nachvollziehen. Ich bin zwar verheiratet und habe nur ein Kind (momentan), aber ich fühle auch so…. Mein Bub ist erst 5 Monate, ja da sind noch bestimmt viele Mütter etwas anhänglicher als wenn die Kinder älter sind, aber ich schaffe es kaum ohne meinen Sonnenschein für 2 Stunden. Meine Mutter hat mir zu meinem Geburtstag angeboten, dass sie auf ihn aufpassen würde, damit mein Mann und ich schön essen gehen können. Mhm.. Ein Geburtstag ohne mein Kind? Nein danke.
Ich denke dass es schon gut ist, weil es zeigt wie sehr wir unsere Kinder lieben und immer für sie da sein möchten wenn sie uns brauchen. Andererseits wäre es sicher schön auch Auszeit für einen selbst zu haben. Aber ich selber bin noch nicht bereit dafür und werde es auch in nächster Zeit nicht sein. Wenn ich eine Helikopter Mama sein sollte dann ist es jetzt einmal so. Meinem Sohn geht es gut. Mir auch und mein Mann akzeptiert meine Anhänglichkeit. Irgendwann ziehen die Kids sowieso aus (*heul*) und darum mache ich mir gar nicht so viel Gedanken für mein Verhalten solange es niemanden schadet… Besser so als eine Mutter die sich nicht interessiert oder?

Lg Meli 😊

Marina
Marina
2 Jahre zuvor

Liebe Melina,

ich kann das gut nachvollziehen. Und ich finde nicht, dass du deshalb eine Helikopter-Mama bist.

Ich könnte mit Sicherheit auch nicht einfach damit klar kommen, meine Kinder alle zwei Wochen abzugeben oder dies sogar noch super toll finden …

Du liebst deine Kinder und genießt alle Zeit mit ihnen, die du hast, selbst wenn es manchmal stressig ist. Du bist eine sehr aufopfernde Mutter. Das ist nicht immer automatisch schlecht. Viele Mütter gehen genau darin auf.
Aber es gibt verschiedene Stufen von „Aufopferung“ und es ist immer eine Sache der Definition.

Ich denke Verantwortung für andere Leben zu haben, Kinder zu erziehen und sie bestmöglich auf das Leben vorzubereiten, ist die größte Lebensaufgabe, die man hat. Dies aufopfernd zu tun, ist aus meiner Sicht nur solange in Ordnung, wenn du deinen eigenen Wert nicht vergisst. Du bist auch wertvoll und solltest dich selbst lieben.
Du musst dich also auch um dich selbst kümmern.

Deine Kinder werden älter und selbständiger und irgendwann kommt der Tag des Auszugs. Es wäre schlimm, wenn du dann wieder nicht wüsstest, was du mit dir anfangen sollst und in ein Loch fällst.

Irgendwie musst du einen Weg finden, dass du nicht jedes Mal in dich zusammensackst, wenn deine Kinder bei deinem Ex-Mann sind. Du kannst faktisch an dieser Situation, dass deine Kinder alle zwei Wochenenden weg sind, nichts ändern.
Auch wenn es schwer für dich ist. Diese tiefe Depression, die du alle zwei Wochen durchmachst tut dir nicht gut. Wenn du das nicht veränderst, kann das irgendwann noch schlimmer werden, weil es dich auch gesundheitlich mitnehmen wird.

Vielleicht findest du einen tollen Therapeuten, wo du Freitags-Nachmittags hingehen kannst, der dir helfen kann andere Blickwinkel einzunehmen und so anders in das Wochendende starten kannst.

Und mit der Zeit, kannst du lernen die Wochenenden anders zu nutzen. Vielleicht fängst du wirklich ein Hobby an, oder genießt mal die Ruhe, kannst Kontakte pflegen, dich mit Freundinnen treffen….
Und bestimmt, ist es dann immer noch schwer, dich von deinen Kindern zu trennen, aber du wirst nicht mehr auf dem Boden weinend herum kauern. Sondern die Zeit für dich allein nutzen….

Bitte hole dir Hilfe. Du bist es Wert!

Liebe Grüße
Marina