Seit Monaten hat uns Corona fest im Griff und bei allem, was wir machen (naja, so viel ist das ja zumindest aktuell nicht…), haben wir im Hinterkopf: Bloß nicht mit dem Virus anstecken! Es ist eben nicht sicher, was für einen Verlauf man bei der Infektion haben wird und ob man Langzeitschäden davonträgt.
Und nun haben sich ganz 90 Menschen in England willentlich mit dem Corona-Virus infizieren lassen? Na, was stimmt denn mit denen nicht!?
Ach, war klar: Sie haben Geld dafür bekommen, und zwar nicht wenig. Jeder, der sich Viruspartikel in die Nase hat träufeln lassen, bekommt 5000 Euro.
Um das Ganze jetzt mal aufzulösen: Die 90 Infizierten, alle zwischen 18 und 30 Jahre alt, sind nicht wahnsinnig oder geldgierig. Okay – vielleicht doch ein bisschen von beidem, weiß ich jetzt nicht… In erster Linie sind sie aber ganz schön wichtig und mutig, denn sie sind Probanden einer Covid-Studie.
Gegenüber der BILD erklärt Peter Kremsner, Infektiologe an der Uni Tübingen, wozu diese Untersuchungen dienen: „Bei Malaria führen wir solche Infektionsstudien mit Freiwilligen schon lange durch. Bei der Corona-Studie stellt sich zunächst die Frage, wie viel Viruspartikel in die Nase geträufelt werden muss, um eine Infektion auszulösen, wie viel für eine spürbare Erkrankung. Dann wird der Verlauf der Infektion genau untersucht. Im nächsten Schritt wird bei weiteren Freiwilligen die Wirkung von Impfstoffen und Medikamenten untersucht.“ Kremsner gehört zum Expertenrat des Forschungsunternehmens hVivo, das die Studie am Imperial College London durchführt.
„Meine Eltern sind nicht übermäßig begeistert!“ erklärt Alastair Fraser-Urquhart.
Der 18-jährige gehört zu den freiwilligen Probanden. er hat sich vor wenigen Wochen infizieren lassen und hat dann 16 Tage in Isolation verbracht. Er gibt an, dass er sich des Risikos natürlich bewusst sei. Denn wie wir wissen, gibt es (bisher) keine sichere Therapie, wenn das Virus eine schwere Covid-Erkrankung oder gar Langzeitschäden auslöst.
Aber Alastair, der im September ein Biomedizin-Studium anfängt, denkt weiter: „Wir brauchen die Informationen, die wir so bekommen, um mit der Pandemie fertigzuwerden!“
Das stimmt, und so kann man den Probanden eigentlich ziemlich dankbar sein und auf bahnbrechende Erkenntnisse hoffen.