„Lauraaaaaa – hast du etwa grad deinen Buhmann gefressen!??????????????“
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. (Zu meiner Ehrenrettung: Das war es ganz sicher nicht!) Niemals davor und auch nie mehr danach hat meine eher ruhige, sich gepflegt ausdrückende Mutter so mit mir gesprochen. Aber hier war ihr Ekel und ihr Entsetzen so groß, dass sie ihre guten Umgangsformen vergaß. Kicher: Ich verstehe das ja. Sie hatte nämlich leider recht, direkt davor ging mein Finger direkt von meiner Nase in den Mund. Ein „Buhmann“ war bei uns zu Hause nämlich das Wort für Popel. Wäääääääähhh.
Warum? Das weiß ich nicht mehr. Ich kann es mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, meine eigenen Popel zu essen. Die von anderen im Übrigen auch nicht!
Aber als Kind ist eben alles ein bisschen anders. Man ist neugierig, mit sich im Reinen und die Ekel- und „Das-macht-man-nicht!“-Grenzen sind noch nicht so starr definiert. Das ist ja auch gut so! Und so wird eben unter anderem gepopelt, was das Zeug hält, wenn die Nase „voll“ ist.
Niemand kann so versonnen vor sich hinstarren wie ein Kind, das in der Nase bohrt. Und dann ist der Weg zum Mund eben nicht mehr sooo weit und irgendwie ist es ja auch interessant, wie das Ganze so schmeckt, das man sich so hart in fusseliger Kleinstarbeit aus dem Nasenloch geangelt hat…
Ja, ja, es ist eklig. Da beißt die Maus keinen Buhm…, äh, Faden ab.
Aber, jetzt kommt es: Wissenschaftler haben festgestellt, dass es für Kinder gesund sein kann, wenn ab und zu ein Popel im Mund verschwindet.
Denn tatsächlich stecken in dem Schleim Viren und Bakterien – die so aus dem Körper transportiert werden sollen. Gehen sie aber direkt wieder eine Etage tiefer retour, so trainiert mit ihnen das kindliche Immunsystem, wie es mit den kleinen Störenfrieden umgehen soll.
Ach, und übrigens sind Nase und Rachenraum ja verbunden. Ich sage es nur ungern, aber tatsächlich schlucken wir daher sowieso täglich Nasensekret. Ohne es zu merken. Und nicht ganz so offensichtlich unappetitlich.
Tatsächlich haben die Wissenschaftler noch einen zweiten Vorteil der gesnackten Popel gefunden – und den finde ich so richtig abgefahren.
Das getrocknete Nasensekret soll tatsächlich vor Karies schützen!! Denn die enthaltenen „Mucine“ bilden eine Barriere gegen Karies-Bakterien. Sprich: Dort, wo sich Nasenschleim auf den Zähnen verteilt, haben es die Bakterien schwerer, sich niederzulassen. Daher wird wohl sogar an „künstlichem Nasensekret“ gearbeitet, das seine Vorteile dann in Zahnpflege-Kaugummis und Zahnpasta beweisen soll.
Wahnsinn, sie sind also richtige kleine Teufelskerle, diese Buhmänner.
Und genau daher dürfen wir künftig besten Gewissens ein Auge zudrücken, wenn unsere Kinder sich beherzt ein großes grünes Exemplar in den Mund stecken. Und wer das Elend nicht mit ansehen kann, drückt einfach beide Augen zu!
Das ist alles richtig und ich esse bis heute mit fast 80 meine nasenpopel mit Genuss und bin sehr selten krank.