Meike hat Gewalt unter der Geburt erlebt, die mit schweren Geburtsverletzungen einherging. Die Frage nach dem Warum beschäftigt sie bis heute. Sie findet es wichtig, darüber zu sprechen, um für das Thema zu sensibilisieren.
„Dieses Jahr im Mai ist unser Sohn geboren. Unser erstes Kind. Die Eröffnungsphase dauerte zwar lange, aber ich wehte entspannt vor mich hin. Auch unser Sohn war die ganze Zeit entspannt. Die Herztöne waren zu jeder Zeit unauffällig. Als der Muttermund vollständig geöffnet war, hatte ich bereits Presswehen. Dann hatte ich einen Geburtsstillstand und bekam einen Wehentropf.
Dem Personal ging es aber nicht schnell genug.
Die Hebamme holte die Ärztin, weil unser Sohn die letzte Drehung wohl nicht schaffe. Ich lag schon eine ganze Weile auf der Seite. Die Ärztin holte die Oberärztin. Plötzlich hieß es, dass sie unseren Sohn jetzt mit der Saugglocke holen würden. Die Stimmung kippte von der einen auf die andere Sekunde. Ich wollte auf keinen Fall eine Geburt mit der Glocke.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Ich hatte keinerlei Schmerzmittel. Die Saugglocke wurde eingeführt, bis in die Beckenmitte. Es waren höllische Schmerzen. In drei Etappen wurde mein Sohn aus mir herausgerissen. Das schönste Geschenk war, dass unser Sohn gesund und munter ist.
Es ist einfach alles kaputt gegangen.
Es wurde ein Dammschnitt gemacht. Einen tiefen inneren Scheidenriss habe ich erlitten. Das ist aber noch nicht alles: Durch die Geburt konnte ich meinen Schließmuskel in keiner Weise mehr ansteuern. Alles war wie tot. Niemand konnte mir sagen, ob ich wieder Kontrolle über meinen Schließmuskel erlange.
Das Wochenbett und die ersten Monate nach der Geburt waren alles andere als schön. Ständige Arztbesuche und Ungewissheit darüber, ob ich mit Anfang 30 je wieder kontinent sein werde. Jetzt ist er sechs Monate alt und ich muss regelmäßig mit einem Biofeedbackgerät trainieren.
Die selbstbestimmte und natürliche Geburt, die ich mir so gewünscht hatte, bekam ich nicht.
Das waren die schwersten Monate meines Lebens. Ich wünschte ich wäre nicht ins Krankenhaus gegangen. Warum hat man mir nicht die Zeit gegeben sich nochmal zu bewegen, um meinen Sohn bei der Drehung zu unterstützen? Warum musste ich so sehr verletzt werden?
Diese und viele andere Fragen beschäftigen mich und werden mich noch eine ganze Weile begleiten. Ich finde es wichtig, darüber zu reden und ich wünsche mir, dass Frauen, die in einer Klinik ihr Kind zur Welt bringen, nicht die Erfahrungen machen müssen, die wir gemacht haben.”
Liebe Meike, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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