Als ich vor einigen Tagen mit meiner Tochter im Auto durchs sonnige Hamburg fuhr, hatten wir das Radio laut aufgedreht. Wir waren bester Laune, kamen gerade aus dem Kino, und sangen lauthals mit. Dann kamen die Nachrichten. Es wurde über den aktuellen Stand der Kämpfe in der Ukraine berichtet: Wie viele Tote gab es schon, wie viele davon waren Zivilisten und wie viele wiederum davon Kinder? Was hatte Putin dazu gesagt, welche Drohgebärden nahm er an und welche Sanktionen hatte welches Land erlassen?
Schluss mit der ausgelassenen Stimmung, Angst und Traurigkeit übernahmen das Ruder – naja, wenigstens nur in meinem Herzen. Dachte ich. Denn da saß ja noch eine blitzgescheite, neugierige Sechsjährige mit sehr gut funktionierenden Ohren mit im Auto.
„Mama, jetzt erkläre mir doch mal bitte, was da los ist. Warum sind Leute tot?“
Ich versuchte, das eigentlich Unerklärliche möglichst kindgerecht zu erklären (klappte so mittelmäßig, wer es besser machen möchte, findet HIER hilfreiche Tipps meiner lieben Kollegin Lena dazu), möglichst unblutig und sachlich. Trotzdem waren die Gedanken meiner Tochter den restlichen Tag über immer wieder bei dem Thema, sie stellte noch viele Fragen.
Als am nächsten Morgen in der Küche im Radio die Nachrichten kamen, bat sie mich, abzuschalten. Eine prima Idee!
Denn wenn ich mal in mich gehe, was Nachrichten schon bei mir als Erwachsene „anrichten“ können, möchte ich das meiner Tochter nicht zumuten. In über 40 Lebensjahren habe ich schon so viel Schlimmes gesehen (also, auf der Mattscheibe, denn ich bin so gesegnet, dass ich noch keine Katastrophen live miterlebt habe) und gehört – und trotzdem bringen mich die Bilder und Infos aus der Ukraine aus der Fassung. Und davor waren es andere Nachrichten und Bilder, die mich ins Mark getroffen und tagelang beschäftigt haben.
Wie soll es dann einem Kind gehen, das noch nichts „Böses“ erlebt hat, das nicht einschätzen kann, was da passiert, ob es morgen auch bei uns schon morgen so aussehen könnte, warum Menschen so etwas überhaupt tun?
Klar, Nachrichten im Fernsehen sind noch einmal schlimmer als im Radio. Hier werden gleich zwei Sinne mit dem Grauen versorgt.
Bei Filmen achten wir meist penibel auf die Altersfreigabe – ich denke, die Nachrichten wären wohl bestenfalls ab 16 freigegeben.
Bilder von toten, verletzten und verzweifelten Menschen, von brennenden Städte und furchteinflößenden Waffen. Das kann ein Kind nicht verarbeiten und nicht einordnen.
Experten sagen, dass Kinder etwa ab dem Vorschulalter bereit sind, über solche Themen informiert zu werden. Sie bekommen ja eh mit, dass etwas Schlimmes vor sich geht, schließlich reden alle Erwachsenen darüber. Deswegen tut man gut daran, Kindern immer zu erklären, was los ist. Ooooooder: Man schaut doch Nachrichten – und zwar solche, die speziell für Kinder gemacht werden. Dazu zählen auf jeden Fall der Klassiker logo! oder auch Neuneinhalb.
Am besten schaut man die Sendungen gemeinsam mit den Kindern und spricht hinterher darüber.
Unter zehn Jahren sollten Kinder nicht mit im Raum sein, wenn die Eltern reguläre Nachrichten gucken, gibt die Initiative SCHAU HIN! an. Bei SCHAU HIN! findet ihr auch noch weitere wichtige Infos rund ums Thema.