Auch wenn sie selten ein erfreulicher Anblick ist: Die Windel deines Babys, genauer gesagt, ihr Inhalt, sagt eine Menge über seine Gesundheit aus. An Konsistenz, Farbe und Geruch des Babystuhls erkennen wir meist sofort, ob im Magen-Darm-Trakt unseres Babys alles in Ordnung ist, oder ob wir besser zum Kinderarzt gehen sollten.
Wissenschaftler der UNC School of Medicine in North Carolina, USA, haben noch eine weitere Entdeckung gemacht, worauf der Stuhl deines Babys hinweisen kann – nämlich auf seine Intelligenz!
Psychiatrie-Professorin Rebecca Knickmeyer und ihr Forscherteam analysierten Stuhlproben von 89 durchschnittlich entwickelten Einjährigen. Sie untersuchten diese auf Ähnlichkeiten in der Bakterienflora und teilten sie entsprechend in drei Gruppen auf.
Ein Jahr später wurden die Babys wieder untersucht. Diesmal wurden ihre Grob- und Feinmotorik, ihre Wahrnehmung und die sprachliche Entwicklung unter die Lupe genommen.
Mit erstaunlichem Ergebnis: Die Kinder, deren Stuhlproben ein Jahr zuvor der Bakteriengruppe des Typs Bacteroidacea zugeordnet wurde, zeigten eine deutlich bessere Entwicklung. Auch zeigte sich, dass die kognitive Entwicklung bei den Babys, deren Stuhl durch eine besonders vielfältige Bakterienflora ausgezeichnet war, weniger weit verlaufen war.
Prof. Knickmeyer zeigt sich sehr überrascht: „Das zweite Ergebnis war geradezu erstaunlich“, sagt sie in einem Statement. “Wir hatten urspünglich vorausgesagt, dass die Kinder mit einer hohen Bakterienvielfalt besser abschneiden würden – denn andere Studien haben gezeigt, dass eine geringe Vielfalt in der frühen Kindheit mit negativen Gesundheitsfolgen assoziiert wird, unter anderem mit Diabetes Typ 1 und Asthma.“
„Unsere Arbeit legt nahe, dass eine ‚optimale‘ Bakterienflora für kognitive und psychische Ergebnisse anders sein kann, als eine ‚optimale‘ Bakterienflora für andere Ergebnisse.“
Diese Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Darmflora und Intelligenz ist die erste in diese Richtung. Wie weitreichend der Einfluss der Bakterien auf die Gehirnentwicklung ist, wie das genau vonstatten geht und ob und wie es möglicherweise durch die Ernährung zu beeinflussen ist – all das sind Fragen, die weitere, tiefergehende Untersuchungen der Forscher herausfinden müssen.
So sagt auch Knickmeyers Forscherkollege und Studienautor Alexander Carlson: „Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass ein Zusammenhang zwischen der kognitive Entwicklung und der Darmflora besteht, also ist sie der allererste Schritt. Wir sind noch nicht an dem Punkt, wo wir sagen können ‚Lasst uns allen ein bestimmtes Probiotikum geben.‘“
„Aber wir haben ein paar große Erkenntnisse mitgenommen. Eine ist, dass wenn man die Darmflora im Alter von einem Jahr misst, wir bereits die Entstehung von Bakterienkolonien erkennen können, wie sie in der Darmflora eines Erwachsenen vorkommen – was bedeutet, dass ein Eingriff bereits vor dem vollendeten ersten Lebensjahr ideal wäre.“
Der Windelinhalt jedenfalls hat ab sofort eine ganz neue Bedeutung bekommen. Was da so streng riecht und unschön aussieht, könnte schließlich schon bald der Schlüssel zu neuen Denkleistungen werden. Wer hätte das gedacht?