Was ich mir als Babysitter von euch Eltern wünsche – und was nicht

Ich könnte diesen Text mit dem klassischen Satz „Ich war jung und brauchte das Geld“ beginnen, aber das wird all dem, was das Babysitten später für mich bedeutete, bei weitem nicht gerecht. Aber ja, ich steckte mitten im Studium und war auf der Suche nach einem flexiblen Nebenjob: Wie gut, dass ich Kinder schon immer liebte und in einem überaus kinderreichen Stadtviertel in Hamburg lebte, wie sich herausstellen sollte.

Mir war damals nicht bewusst, wie verzweifelt viele Eltern auf der Suche nach einem verlässlichen Babysitter sind.

Und das sollte mir, um ganz ehrlich zu sein, noch jahrelang in die Karten spielen. Denn entgegen meiner ursprünglichen Idee, mal eine Stunde hier und dort auf Kinder aufzupassen, hätte ich in kürzester Zeit quasi Vollzeit auf Kinder aus über 15 Familien aufpassen können: Nachdem ich einen „Abreiß-Zettel“ mit einer kleinen Beschreibung über mich in zwei Drogerien und einem Supermarkt aufgehangen hatte, stand mein Handy nicht mehr still.

So begleitete ich also zig unterschiedliche Familien mit den unterschiedlichsten Kindern und Lebensentwürfen. Bei manchen war ich nur wenige Male, bei anderen war ich wöchentlich über Monate und Jahre ein ganz fester Bestandteil ihres Alltags. Aber ihr könnt euch schon denken: Ich habe einiges erlebt – sehr viel Schönes, aber auch viel Nerviges, was ich anderen Babysittern gerne ersparen würde.

Deshalb möchte ich meine Dos & Don’ts für Eltern aus meiner „Babysitter-Perspektive“ mit euch teilen:

1.  Verkauft mich euren Kindern nicht als „Strafe“ oder „notwendiges Übel“:

Egal, was der Grund sein mag, weshalb ihr die Unterstützung eines Babysitters braucht – weder eure Kinder noch ich haben etwas damit zu tun. Selbst wenn ihr vielleicht (vermutlich völlig unbegründet) ein schlechtes Gewissen habt, dass ihr eure Kinder „allein“ lasst, gebt ihnen und mir nicht das Gefühl, es sei etwas Schlechtes. Im Zweifel macht ihr es so für alle Beteiligten wirklich nur schlimmer und weder ihr, noch eure Kinder können entspannen.

Je natürlicher ihr damit umgeht, dass ein Babysitter eben ab und zu dazugehört, desto einfacher wird es für alle.

Die meisten Kinder haben sich auf die Zeit mit mir immer gefreut. Und das wiederum hat nicht nur mir wesentlich mehr Spaß und Energie geschenkt, sondern auch die Eltern waren wesentlich entspannter. Lasst es zu, dass die Kinder auch mit mir eine gute Zeit haben dürfen, denn ich stehe niemals in Konkurrenz zu euch als Eltern.

Bitte spart euch Sätze wie „Schatz, es tut mir ja soooo leid“, dramatische Abschiedsszenen, wenn ihr für eine Stunde zum Sport geht oder Rucksäcke mit Proviant und Wechselkleidung für 3 Wochen, wenn wir mal für zwei Stunden auf den Spielplatz gehen, wenn ihr arbeiten müsst – da würde mir als Kind auch Angst und bange werden, wenn ich beim Babysitter bleiben müsste!

2. Schenkt mir Vertrauen!

Ich habe vollstes Verständnis, dass Eltern sichergehen wollen, dass ihre Kinder in guten Händen sind. Schließlich ist es das Wertvollste, das sie „besitzen“. Verabredet euch zu einem entspannten Kennenlernen, stellt alle Fragen, die euch interessieren und schaut euch beiläufig an, wie wir mit euren Kindern interagieren und umgehen.

Aber bitte lasst uns nicht in einer völlig unnatürlichen Situation mit euren Kindern „vorspielen“, veranstaltet ein steifes Bewerbungsgespräch am Tisch oder schafft aus dem Wickeln eine strenge Prüfungssituation, bei dem ihr jeden Handgriff kommentiert. Wie soll eurer Kind sich bei mir wohlfühlen, wenn es das Gefühl hat, das geht nur, wenn Mama und Papa daneben stehen und alles ganz genau kontrollieren? 

3. Behandelt mich respektvoll, dann werden es auch eure Kinder tun!

Eine ganze Weile war ich erstaunt darüber, wie mich ein Fünfjähriger (!) herumkommandierte und mich wie eine praktische Servicekraft behandelt. Dann lernte ich den Vater persönlich kennen und mich wunderte gar nichts mehr. Obwohl ich seit Wochen regelmäßig bei ihnen ein und ausging, nannte er mich in meinem Beisein nur „die Babysitterin“ und beauftragte mich im Akkord mit irgendwelchen Aufgaben, die nichts mit der Kinderbetreuung zu tun hatten. Also: Ich kümmere mich liebevoll um eure Kinder und möchte sie bestmöglich betreuen – Im Gegenzug wünsche ich mir aber, dass ihr mich als Person mit Namen und nicht als „bloße Angestellte“ wahrnehmt.

4. Zahlt immer denselben Stundenlohn!

Bekommt eine Kassiererin weniger Lohn, wenn keine Kunden im Laden sind? Oder ein Nachtwächter weniger Geld, wenn einfach mal nichts passiert während seiner Schicht? Viele Eltern unterscheiden beim Babysitter-Lohn, zwischen tagsüber und abends, also ob ihre Kinder schlafen oder eben nicht.

Natürlich ist es anstrengender, nachmittags 4 Stunden alleine mit einem Zweijährigen zu sein, als abends für dieselbe Zeit auf dem Sofa zu sitzen, wenn er schläft. Nichtsdestotrotz gebe ich aber dieselbe Dauer meiner Zeit her und das sogar oft bis spät abends oder nachts. Mehr als fair ist es also nur, dass ich auch immer denselben Stundenlohn bekomme.

5. Zeigt mir die Snack-Schublade!

Nein, im Ernst, weil ich es oft genug auch anders erlebt habe: Wenn ich viele Stunden über den Abend auf eure Kinder aufpasse, dann ist es nett, wenn ihr mir anbietet, mit zu Abend zu essen oder mich am Kühlschrank zu bedienen. Stellt mir einen Snack parat oder sagt mir, wo ich eine Kleinigkeit finden kann, wenn der Hunger kommt. Gerade bei dem ja doch oft eher bescheidenen Babysitterlohn, ist das eine einfache Art mir eure Wertschätzung entgegen zu bringen. (Eine Mama hat mir morgens sogar in der Kita immer einen Kaffee im Thermobecher hinterlegt, den ich nachmittags auf dem Spielplatz trinken konnte – absoluter Hauptgewinn!)

Von der Babysitterin zur „Bonus-Tante“

Falls ihr noch hadert und euch unsicher seid, ob ein Babysitter zu euch passen könnte, dann möchte ich hier nochmal eine kleine Lanze brechen. Denn wenn die Chemie zwischen Eltern, Kind und Babysitter stimmt, dann kann es für alle eine wirklich tolle Erfahrung sein. Eine Familie lernte ich kennen, als ihr erster Sohn gerade anderthalb war. Ihren zweiten Sohn hatte ich dann schon neugeboren im Arm. Dann folgten einige Jahre, in denen ich wöchentlich bei ihnen war, in der Coronazeit und diversen Lockdowns sogar täglich.

Heute sind die Jungs 7 und 10 und obwohl ich schon seit mehreren Jahren nicht mehr zum Aufpassen vorbeikomme, sehen wir uns noch regelmäßig. Ich bin bei Kindergeburtstagen und Einschulungen dabei und habe bis heute noch einen Haustürschlüssel. Für die Jungs gehöre ich mittlerweile quasi zur Familie und auch sie sind zu meiner Familie fernab von meiner eigenen geworden.

Ich liebe meine neue Rolle als „Bonus-Tante“, die viel zu süße Limo und Geschenke mitbringt und sich wie selbstverständlich im Haus bewegt. Und das hätte ich damals bei meinem ehrlich gesagt etwas lieblosen „Abreiß-Zettel“ auch nie für möglich gehalten. 

Jana Krest

Obwohl ich ein absolutes Landkind aus der Eifel bin, lebe ich schon seit einigen Jahren glücklich in Hamburg. Hier habe ich nach meinem Bachelor in Medien- und Kommunikationswissenschaften und Soziologie auch noch meinen Master in Journalistik und Kommunikationswissenschaften gemacht. Während meines Studiums kümmerte ich mich frühmorgens, wenn die meisten noch schliefen, bei der Deutschen Presse-Agentur darum, dass die nächtlichen Ereignisse aus ganz Norddeutschland in die Nachrichten kamen. Und ich hatte jahrelang noch den für mich besten Nebenjob der Welt: Die süßen Kinder von anderen betreuen. Nachdem ich Echte Mamas zunächst als Praktikantin kennenlernen durfte, schreibe ich nun als Redakteurin über alles, was Mamas beschäftigt: Von praktischen Ratgeber-Texten über aktuelle Trends bis hin zu wichtigen Recht- und Finanzthemen.

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