„Ihr Lieben, erinnert ihr euch noch an den ersten Abend nach der Geburt eures ersten Kindes? Hormondurchflutet lagen wir da und die Welt stand für uns still. Endlich ist mein Baby da! WOW!
Wie lange hatten wir diesen Moment herbeigesehnt, nun war er da. Ein richtig, echtes Kind in unseren Armen. Wie süß es gluckst! Oh, und die kleinen Finger und Füßchen! Und seine Stimme erst…
Wann haben wir je zuvor solch pures Glück verspürt?
Denn selbst wenn die Geburt hart gewesen sein sollte, wenn alles anders lief als geplant, wenn das Baby möglicherweise Startschwierigkeiten hatte: Es ist nun endlich da! Bei uns! Wir sind plötzlich eine Familie. Das ist so unfassbar umfassend.
Die Geburt unseres ersten Kindes ist der Beginn einer neuen Zeitrechnung.
Was uns im ersten Jahr alles wiederfährt, was uns durch den Kopf geht, ist unvergleichlich. Nie zuvor haben wir so geliebt – nie zuvor solche Sorgen verspürt. Nie waren wir so erschöpft, nie so stolz.
Das erste Jahr als Mama ist das Jahr der Emotionen, anders können wir es einfach nicht beschreiben. Und dazu gehören neben dem Glück und dem Verliebtsein auch verzweifelte Gefühle, ein schlechtes Gewissen, Wut.
Ja, auch Wut…
Wie gemein ist das eigentlich, dass der Papa direkt nach der Geburt mit seinen Kumpels anstoßen kann, während wir selbst noch mit den Geburtsnachwehen kämpfen? Wie fies ist das, dass sein Leben gefühlt einfach so weitergehen kann – und unseres nicht? Weil wir stillen und deswegen die Nächte übernehmen oder weil wir schlichtweg die längere Elternzeit genommen haben?
Und wie wütend wir auch darauf sein können, dass das Baby nicht sagen kann, was ihm fehlt, wenn wir es stundenlang schuckeln und es sich einfach nicht beruhigen will. Fast körperlich sind die Schmerzen, die wir dabei verspüren, wir wünschen uns doch nichts mehr, als dass es ihm gut geht!
Oh, und unser Rücken – aua. Und wieso ist da noch so viel Bauch, wo wir doch eigentlich ein Sixpack als Geburtsgeschenk bestellt hatten? Apropos Geburtsgeschenk… war es bei euch auch so, dass immer nur das Baby Geschenke bekam? Hier ein Strampler, da eine Rassel. Und wir???
Wir, die wir das das Baby neun Monate unter dem Herzen getragen haben? Wir, die wir als Mama bangen, dass der Arbeitsvertrag nicht verlängert wird? Hallo?! Kann uns vielleicht auch mal jemand was schenken? Das geht ja zum Teil so weit, dass die BesucherInnen oder Familienmitglieder nur noch dem Baby Hallo sagen und uns komplett übersehen…
Das erste Jahr als Mama ist einfach ein absoluter Wahnsinn.
In jeder Hinsicht! Dieses große Glück! Dabei aber auch dieses große Übersehenwerden! Hallo, mich gibt es auch noch!
Selbst wenn ich jetzt nicht mehr beim Feierabend-Bierchen dabei bin (Hallo Kollegen!), sich meine Figur und die Stilldemenz vielleicht doch nicht so schnell zurückgebildet hat (Hallo, Partner!) und ich möglicherweise gerade mehr über Windelinhalte und schlaflose Nächte als über Politik und Finanzen reden kann (Hallo Freunde!)…
Wenn ihr wüsstet, wie gleichzeitig über- und unterfordert wir sind in dieser ersten Wahnsinnszeit! Wir würden ja so gern mal wieder was für uns tun, aber wir sind doch sooo müde. Wir kriegen nunmal gerade kaum noch was von draußen mit, gleichzeitig sind wir halt auch den GANZEN Tag lang beschäftigt. Unglaublich.
Und ihr seht ja gar nicht, WAS wir da den ganzen Tag leisten!
Seht nicht die Tränen, die wir heute getrocknet haben, das 48. Söckchen, das wir fluchend wuschen (wer kann denn so kleine Dinger falten?).
Ungesehen auch die Schlepperei mit Tragetuch und Supermarkteinkauf samt Schweißausbruch, die hundert Extrarunden mit dem Kinderwagen um den Block, weil es mit dem Mittagsschlaf nicht klappen wollte. Das Singen des immer wieder gleichen Liedchens…
Das Grübeln, ob wir hier wirklich alles richtig machen, das mehr Kalorien verbraucht, als wir sie mit einem großen Sahneeis wieder zu uns nehmen könnten. Die Sonnencreme im Gesicht, der Kampf ums Aufsetzen des Hütchens, die Panik, den Lieblingsschnuller verloren zu haben.
Diese Liste könnte endlos werden, denn was Mütter da tagtäglich leisten, gleicht einem höheren Managementjob. Nur ohne Danke und ohne Gehalt.
Und deswegen ist es an der Zeit, Müttern, die sich so um ihre Kinder bemühen, mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Es braucht mehr Anerkennung! Fürs Jeden-Tag-Dasein – emotional wie körperlich. Fürs Wurzeln festigen und Kindheit gestalten.
WOW MOMS! Ihr seid verdammt nochmal der WAHNSINN!
Und auch wenn wir mal ausgerechnet haben, was es kosten würde, wenn wir mal ausfielen (für Koch, Babysitter, Supermarktservice, Taxi, Putzkraft, Nachtdienste, Wochenendzulagen und Managementbonus), so ist das, was da tagtäglich in Familien geleistet wird, nicht in Geld zu bezahlen – aber doch bitte wenigstens in Anerkennung.
Und deswegen haben wir „WOW MOM – den Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind“ * geschrieben. Das erste Buch zur Geburt, in dem es ausschließlich um die Mama geht. Um euch ermutigend zur Seite zu stehen. Und damit ihr zur Geburt nicht nur fünf Rasseln und drölfzig Bodys geschenkt bekommt – sondern auch etwas ganz Persönliches nur für Euch.
Wir danken den Macherinnen von Stadt Land Mama ganz herzlich für diesen Gastbeitrag! Stadt Land Mama , das absolut wundervolle „Blog-Magazin für überalle Eltern“ ist definitiv immer einen Besuch wert. Lisa und Katharina schreiben hier erfrischend ehrlich, rührend und lustig über alle Themen, die Mütter so bewegen.