Kein Fest ist in unseren Köpfen so sehr als Familienfest verankert wie Weihnachten, trotzdem empfinden nicht alle pure Freude, wenn sie an die gemeinsame Zeit mit der (Schwieger-)familie denken. Oft sind dann nämlich Konflikte vorprogrammiert. Im schlimmsten Fall drehen sich auch in deinem Kopf schon seit Tagen die Gedanken darum, was die Mutter deines Partners wieder an dir kritisieren wird.
„Wie lange willst denn noch stillen?”
„Kann er nicht einmal still sitzen bleiben?” „Wann kommt endlich das zweite Enkelchen für uns?” Das Bullshit-Bingo ist endlos und jeder dieser Sätze könnte uns direkt auf die Palme bringen. Warum vertrauen die Schwiegereltern, die übergriffige Tante oder der beschwipste Onkel nicht darauf, dass du schon weißt, was das Beste für dein Kind ist?
‚Dieses Mal werde ich mir das nicht gefallen lassen‘, denkst du dir vielleicht, um dann in der Situation selbst doch wieder stillschweigend die Spitzen über dich ergehen zu lassen. Ist es nicht total schade, dass viele von uns so denken und mit Unbehagen statt mit Vorfreude an die Feiertage denken? Das muss doch besser gehen!
So kannst du an Weihnachten Streit vermeiden
Diplom Psychologin Alexandra Bielecke, Vorsitzende des Bundesverbands Mediation, gibt im Spiegel Tipps, wie du an den Feiertagen gelassen bleibst. Aber woran liegt es überhaupt, dass die unterschwelligen Konflikte häufig ausgerechnet an Weihnachten eskalieren? „Das liegt oft an den romantischen Vorstellungen, die jeder von einem gelungenen Weihnachtsfest hat, die mit der Realität des Alltags aber nicht immer zu vereinbaren sind”, glaubt die Psychologin.
1. Vorher absprechen, wer welche Aufgaben übernimmt
„Wer vorher genau klärt, wer welche Aufgabe an Weihnachten übernimmt, hat weniger Stress”, sagt Bielecke. Die Verantwortung für das Fest sollte fair aufgeteilt werden – Stichwort Mental Load. Doch schon die Planungen bergen Konfliktpotenzial, denn jeder hat seine eigenen lieb gewonnenen Traditionen aus der Kindheit, die er nur schwer loslassen kann. Hier ist Kompromissbereitschaft gefragt, damit sich am Ende alle damit wohlfühlen, wie das Fest ablaufen wird.
2. Neue Traditionen schaffen und Mut zur Trennung
Mut zur Trennung? Wie ist das denn gemeint? Natürlich meinen wir nicht, dass du dich von deinem Partner trennen sollst, aber vielleicht ist es für euch eine Lösung, dass ihr euch ein wenig aufteilt, was die Familienbesuche angeht. „Oder die Familienzusammensetzungen und Orte jährlich wechselt. Es können ja jedes Jahr aufs Neue individuelle Konstellationen gefunden werden.” Das Wichtigste: Auch für Eltern ist Weihnachten emotional, achte aber trotzdem darauf, dass ihr die Bedürfnisse der Kinder voranstellt.
3. Sich an realistischen Erwartungen versuchen
Du neigst dazu, dich jedes Mal wie verrückt auf Weihnachten zu freuen und träumst jedes Jahr davon, dass ihr dieses Mal endlich das perfekte Familienfest feiern werdet? Nun, tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber höchstwahrscheinlich wird das auch dieses Mal nicht passieren.
Menschen sind nun mal nicht perfekt, wir haben alle unsere Ecken und Kanten und damit gibt es auch immer ein gewisses Konfliktpotenzial, wenn wir aufeinander treffen. Verabschiede dich also besser von deinem Perfektionismus-Wahn und versuche, in deinen Vorstellungen realistisch zu bleiben. „Es hilft, locker zu bleiben und den Humor zu bewahren.” Wer zulasse, dass auch an Weihnachten mal etwas schiefgehen könne, habe automatisch weniger Stress.
4. Reizthemen umgehen – oder vorab klären
Ihr habt beschlossen, dass eure Tochter doch nicht die von der Schwiegermutter empfohlene Kita besuchen soll, weil sie nicht euren Vorstellungen entspricht? Dann kommuniziert das am besten schon vorher, bevor das Thema an der festlichen Tafel wortwörtlich „auf den Tisch kommt” und damit Streit vorprogrammiert ist.
5. Kindern Konflikte altersgerecht erklären
Falls es dann doch einmal zum Streit komme, sei es wichtig, den Kindern die Hintergründe zu erklären, sagt Bielecke. Es sei nicht schlimm, wenn Kinder Streit mitbekämen. „Wichtig ist, dass sie lernen, dass ein Konflikt etwas Normales ist, mit dem sie konstruktiv umgehen können. Was Eltern unbedingt vermeiden sollten: Vor den Kindern über Kinder streiten”, fügt sie hinzu. „Denn Kinder geraten schnell in einen Loyalitätskonflikt.”
6. Perspektivwechsel mit der Schwiegermutter
Ja, das „böse Schwiegermonster” ist ein absolutes Klischee und nicht alle Menschen haben Probleme mit ihren Schwiegermüttern – nicht alle, aber sehr viele. Häufig gibt gerade zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter Konflikte. „Müttern fällt es schwer, den Sohn loszulassen. Das hat oft mit Ängsten und Unsicherheiten über die veränderte Rolle als Schwiegermutter zu tun”, sagt Bielecke. „Sie kann bei ihrem Sohn nicht mehr so viel mitgestalten – das ist schwer auszuhalten.”
Helfen könne, wenn die Schwiegermutter das Gefühl bekomme, dass es ihrem Sohn gut gehe. „Gut übereinander zu sprechen, einander Wertschätzung entgegenzubringen, ist ein Schlüssel für eine gute Beziehung auch zu den Schwiegereltern”, sagt Bielecke. „Wichtig ist, dass Mann und Frau eine Einheit bilden und der Partner sich in schwierigen Situationen klar hinter seine Partnerin stellt.”
Mit diesen Tipps kannst du hoffentlich ein wenig entspannter auf die kommenden Feiertage blicken. Wir von Echte Mamas wünschen dir wunderschöne Weihnachtstage!
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