„Mein Körper, meine Entscheidung“ – Dieser Slogan leuchtete in der vergangenen Nacht am Eiffelturm über die französische Hauptstadt. Den Anlass kann man zurecht als historisch bezeichnen:
Frankreich hat nämlich als erstes Land auf der Welt die „Freiheit zur Abtreibung“ in die Verfassung aufgenommen.
Mit deutlich mehr Stimmen als der nötigen Drei-Fünftel-Mehrheit stimmten die Abgeordneten der Parlamentskammern in Versailles für die Änderung. In Artikel 34 wurde nun „die garantierte Freiheit der Frauen, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen“ festgeschrieben, wie unter anderem die Tagesschau berichtete.
Die Aufnahme in die Verfassung ist insofern bedeutend, dass sie sich nicht so leicht rückgängig machen lässt, wie z.B. „nur“ eine Gesetzesänderung. Sollte das Recht auf Abtreibung von zukünftigen Regierungen wieder aus der Verfassung rausgenommen werden, bräuchte es auch dafür wieder mindestens eine Drei-Fünftel-Mehrheit im Parlament – also sehr viele Stimmen dagegen.
„Wir haben eine moralische Pflicht gegenüber den Frauen“, sagte Frankreichs Premierminister Gabriel Attal.
„Wir senden eine Botschaft an alle Frauen: Ihr Körper gehört Ihnen und niemand kann für Sie entscheiden.“ Denn viele Frauen litten nach wie vor unter heimlichen Schwangerschaftsabbrüche oder seien daran sogar verstorben.
Seit Mitte der 70er Jahre sind Abtreibungen bis zur 10. Woche in Frankreich schon straffrei. Heute sind Schwangerschaftsabbrüche sogar bis zur 14. Woche möglich. Die Kosten dafür tragen die Krankenkassen.
Während einige Abtreibungsgegner in der Nähe von Versailles demonstrierten und sich auch die katholische Kirche abermals vehement gegen Schwangerschaftsabbrüche positionierte, zeigen Umfragen, dass die meisten Franzosen das Novum befürworten: Demnach sind sogar 86 Prozent der Franzosen für eine gänzliche Liberalisierung von Abtreibungen.