„Mein Mann und ich sind seit vier Jahren getrennt, wir haben zwei Kinder zusammen und konnten glücklicherweise in Freundschaft auseinandergehen. Wir einigten uns darauf, dass die Kinder in der Woche bei mir bleiben, in ihrer gewohnten Umgebung, und er sie jedes zweite Wochenende zu sich holt.
Die freien Tage habe ich mir dann von Anfang vollgestopft mit Dingen, die zu kurz kommen, wenn die Kinder da sind. Ich ging in Ruhe einkaufen, las ein Buch und verabredete mich mit Freundinnen. Doch schon am Sonntag vermisste ich meine beiden und war froh, wenn wieder Leben ins Haus zurückkehrte. Im Großen und Ganzen kam ich aber ganz gut damit zurecht, die Kids am Wochenende auch mal zu meinem Ex zu bringen.
Deswegen habe ich überhaupt nicht damit gerechnet, wie hart es mich treffen würde, wenn die drei zusammen in den Urlaub fahren.
Ohne mich natürlich. Schon als mein Exmann das Thema im ersten Jahr der Trennung nur ansprach, spürte ich einen Kloß im Hals. Aber die Kinder waren Feuer und Flamme und ich wusste, dass sie eine Menge Spaß mit ihrem Vater haben würden. Wieso sollte ich ihnen das verbieten? Also versuchte ich, die Traurigkeit runterzuschlucken und stimmte zu.
Dann kam der große Tag, er holte die beiden ab, lud ihre Koffer ins Auto, ein letztes Winken und weg waren sie – für volle zwei Wochen. Plötzlich konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten, ich fühlte mich so einsam und zurückgelassen. Alles, was ich mir für die Zeit ohne Kinder vorgenommen hatte, erschien plötzlich so unwichtig. Ich legte mich erstmal ins Bett und heulte ausgiebig.
Das Schlimmste war, dass niemand meine Gefühle verstehen konnte.
Als ich einer Freundin davon erzählte, meinte sie nur: ‚Entspann dich doch einfach und genieße es, dass du Zeit für dich hast.‘ Das sagt sich so leicht, wenn das nur so einfach gewesen wäre. Stattdessen ertappte ich mich dabei, wie ich mir Familienkomödien ansah, dabei Eis aus der Packung löffelte und nebenbei auf dem Smartphone nach Bildern aus unseren gemeinsamen Familienurlauben suchte.
Es war fast wieder so wie damals, als ich meinen ersten schlimmen Liebeskummer hatte. Nur, dass es dieses Mal nicht um meinen Schwarm ging, der lieber mit anderen knutschte, sondern um meine Familie, die ohne mich urlaubte und dabei wahrscheinlich den Spaß ihres Lebens hatte. Dabei wollte ich meinen Kindern die schöne Zeit wirklich gönnen, ich wünschte nur, dass ich auch dabei sein könnte, um die Erfahrungen mit ihnen zu machen und ein Teil davon zu sein.
Der Tiefpunkt war erreicht, als ich aus dem Auto eine andere Familie sah, die gemeinsam unterwegs war.
Alle lächelten glücklich und die Eltern gingen Hand in Hand. Mir schossen sofort wieder die Tränen in die Augen und ich fragte mich zum ersten Mal, ob mein Exmann und ich es nicht doch noch einmal hätten versuchen sollen – der Kinder wegen. War es wirklich richtig gewesen, dass wir uns getrennt hatten? Ich vermisste dieses Bild einer heilen Familie, die wir auch einmal gewesen waren.
Die Tatsache, dass die drei nun ohne mich in den ‚Familienurlaub‘ fahren, konfrontierte mich mit einem Trennungsschmerz, mit dem ich nie gerechnet hätte. Es war, als würde ich zum ersten Mal bewusst die Familie betrauern, die wir mal waren und nun offensichtlich nicht mehr sind. Ich versank regelrecht in Selbstmitleid und fühlte mich zeitgleich schuldig.
Nach ein paar Tagen sah ich ein, dass es so nicht weitergehen konnte.
Also tat ich das, was bei Liebeskummer auch immer geholfen hatte: Ich raffte mich auf, verabredete mich mit Freundinnen und lenkte mich so gut es ging ab. Tatsächlich ging es mir dadurch besser. Für das nächste Mal nahm ich mir deswegen fest vor, viele Pläne zu machen, um nicht wieder als Trauerkloß auf dem Sofa zu enden.
Wenn die Kinder da sind, bin ich meistens so auf sie konzentriert, dass ich meine Bedürfnisse gar nicht mehr wahrnehme. Sind die Kinder dann weg, fühlt es sich im ersten Moment total leer an. Es dauert immer ein wenig (und manchmal muss ich mich selbst dafür auch ein bisschen in die richtige Richtung schubsen), bis ich wieder spüren kann, was mir eigentlich gut tun würde.
Der erste Urlaub meiner Kinder mit ihrem Vater ist inzwischen drei Jahre her.
Im Sommer steht der nächste an und die beiden sind ganz aufgeregt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich aus vollem Herzen für sie freue. Beim Gedanken daran, dass sie dann wieder so lange ohne mich unterwegs sind, habe ich immer noch gemischte Gefühle. Aber ich habe aus der Erfahrung gelernt und für mich parallel ein verlängertes Wellness-Wochenende mit einer Freundin gebucht.
Meinen Kindern den Urlaub mit ihrem Vater zu verbieten oder auszureden, kommt für mich nicht infrage. Ich bin dankbar, dass sie so ein gutes Verhältnis zu ihm haben und durch die gemeinsamen Ferien viel Zeit mit ihm verbringen. Ich weiß, dass das wichtig für sie ist. Also versuche auch ich, das Beste aus der Situation zu machen – so gut es eben geht.”
Liebe Nadja, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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