Viele Erwachsene im Berufsleben kennen die Phrase: Netzwerken ist das A und O! Aber hättet ihr gedacht, dass das auch schon für Kinder gilt?
Jedenfalls, wenn sie irgendwann mal wohlhabend sein möchten.
Das legen die Ergebnisse von Wirtschaftswissenschaftlern der Universitäten Harvard, Stanford und New York nahe. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin „Nature“. Demnach haben Kinder aus einkommensschwachen Familien bessere Chancen, später wohlhabend zu sein, wenn sie als Kinder reiche Freunde hatten.
Vielleicht geht es euch wie mir und ihr denkt unweigerlich an die eigene Kindheit zurück. Wäre da etwa heute mehr Gehalt auf dem Konto, wenn ich damals andere Freunde gehabt hätte? Das lässt sich im Rückblick natürlich nicht mehr sagen.
Aber wie kommen die Forscher denn überhaupt auf ihre steile These?
Für ihre Studie werteten sie Daten und Freundschaften von 72,2 Millionen Facebook-Nutzern aus den USA im Alter zwischen 25 und 44 Jahren aus. Insgesamt konnten so 21 Milliarden Freundschaften ausgewertet werden. Dabei verglichen sie mithilfe eines Algorithmus den sozioökonomischen Status, das Alter und den Wohnort der User über viele Jahre.
Für ihre Erkenntnisse nahmen die Wissenschaftler vor allem die Wohnorte der Facebook-Nutzer genauer unter die Lupe. In den USA gibt es einige Bezirke, die überwiegend von einkommensschwachen Familien bezogen werden. Wenn die Nutzer im Laufe ihres Lebens in eine Gegend zogen, in der vor allem wohlhabende Menschen wohnen, schlussfolgerten sie daraus, dass ihnen ein sozioökonomischer Aufstieg gelungen war.
Auch die Schullaufbahn und ein eventuelles Studium waren für die Studie wichtige Anhaltspunkte.
Die Effekte, die so nachgewiesen werden konnten, sind erheblich. Wenn ein Kind aus einer Familie mit einem geringen Einkommen in einer Gegend lebt, in der 70 Prozent seiner Freunde wohlhabend sind, steigt das Einkommen im Erwachsenenalter um durchschnittlich 20 Prozent im Vergleich zu denjenigen, die nur mit Freunden aus dem gleichen Umfeld groß werden.
Um die Dimension dieses Einflusses deutlich zu machen: Faktoren wie Bildung oder die spätere Berufswahl hätten nicht annähend so großen Einfluss auf das zukünftige Einkommen, halten die Studienautoren fest.
Was dahinter stecken könnte
Die Wissenschaftler vermuten, dass ein Kind, das über seine Freunde Zugang zu reicheren Elternhäusern habe, vor Augen geführt bekommt, welche Möglichkeiten es gibt. Das weckt den Wunsch, sich später selbst einen solchen Lebensstandard leisten zu können.
Außerdem erhalten sie über die finanziell besser gestellten Eltern ihrer Freunde Zugang zu Informationen und alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten jenseits der Berufe der eigenen Eltern.
Hm das klingt ja fast so, als könnte man die Chancen seiner Kinder auf ein gutes Gehalt leicht beeinflussen.
Einfach den richtigen Wohnort und die passende Schule auswählen und schon sind die Chancen deines Kindes auf ein späteres gutes Gehalt viel höher! Wäre zu schön, um wahr zu sein, oder? Leider sieht die Realität ein bisschen anders aus: Die Gegenden, in denen sich wohlhabende Familien gerne niederlassen, sind auch die, in denen Immobilien und Mieten besonders teuer sind. Dort zu wohnen, können sich Familien mit geringem Einkommen in der Regel nicht leisten.
Die Forscher fanden für die USA heraus, dass das Überschreiten der Einkommensschere, um Freunde zu finden, dort nur selten stattfindet. Die meisten Kinder haben also überwiegend Freunde aus einer ähnlichen sozialen Klasse, weil ihre Eltern in bestimmten Bezirken leben – und dort auch ihre Kinder zur Schule schicken.