Wie es ist ein Kind zu adoptieren: Das musste Silvia alles für ihr Wunschkind tun!

Wie ist es eigentlich, ein Kind zu adoptieren? Welche Steine werden einem in den Weg gelegt, worauf muss man achten und wie lange dauert der Prozess? Silvia L., Mama aus Stuttgart, berichtet von der Adoption ihrer inzwischen 20-Jähirgen Tochter Anne.

„Mein Mann und ich entschieden und 1994, ein Kind zu adoptieren. Zu dem Zeitpunkt waren wir bereits verheiratet und hatten schon eine Tochter.“

Weil die erstgeborene Tochter an einem genetischen Defekt leidet, bei der sich ihre Muskeln abbauen, riet der Frauenarzt zu einer Adoption. Andernfalls lege das Risiko ein weiteres Kind mit schwerem Gendefekt zu bekommen, bei 25 Prozent.

„Wir haben und deshalb beim Jugendamt gemeldet und einen Antrag auf Adoption gestellt.“

Bei dem Antrag sind Silvia und ihr Ehemann recht offen und geben an, dass sie keine besonderen Präferenzen haben. Herkunft, Geschlecht und Alter sind ihnen egal und sie legen sich nicht auf eine Adoption fest. Falls Bedarf besteht, wollen sie auch ein Pflegekind bei sich aufnehmen. Es folgen Eignungsgespräche und Überprüfungen. Silvia und ihr Mann haben Glück: Sie werden für geeignet empfunden und bekommen schon wenig später ein Pflegekind vermittelt.

Der dreijährige Junge bleibt fast ein Jahr bei Silvia und ihrem Mann. Dann nimmt die leibliche Mutter ihren Sohn wieder bei sich auf.

„Das war sehr hart für uns“, erzählt Silvia, „wir haben uns danach deshalb dazu entschieden, kein Pflegekind mehr aufzunehmen und nur zu adoptieren.“

Drei Jahre vergehen, in denen der Antrag auf Adoption ein wenig in Vergessenheit gerät. Dann plötzlich meldet sich das Jugendamt erneut. Man habe ein passendes Kind gefunden, das in drei Wochen zur Welt kommen soll.

„Die leibliche Mutter wollte – genau wie wir – eine Inkognito-Adoption. Bei der erfahren beide Seiten nichts voneinander. Wir wissen inzwischen nur, dass die leibliche Mutter wohl im Sommerurlaub schwanger geworden sein muss, daraufhin direkt ihren Wohnort verlassen und das Kind heimlich ausgetragen hat.“

Silvia und ihr Mann sagen sofort zu, das Kind zu adoptieren. Drei Wochen Vorbereitungszeit sind zwar knapp, aber der Wunsch nach einem weiteren Kind ist immer noch groß.

Das Adoptivkind kommt dann sogar noch schneller als gedacht. Nur eine Woche nach dem ersten Anruf, meldet sich das Jugendamt erneut. Das potenzielle Adoptivbaby sei nun auf der Welt und könne abgeholt werden.

„Ich war nur eine Woche schwanger“, sagt Silvia scherzhaft. Die Muttergefühle stellen sich sofort ein.

„Vorher hatte ich Angst, es könnte irgendwie komisch zu sein, das Baby zum ersten Mal auf den Arm zu nehmen, aber ich hatte wirklich vom ersten Moment an Muttergefühle.“

Silvia und ihr Mann nennen das Baby, bei dem zur Ankunft im Krankenhaus nur ein Nachname am Bettchen steht, „Anne“.

Anne erfährt schon im Kindergarten, dass sie ein Adoptivkind ist, und stört sich nicht daran.

„Das Wichtigste ist, dass man ehrlich zu seinem Kind ist“, sagt Silvia. „Bei Adoptivkindern ist es oft so, dass alle es wissen – nur die Kinder selbst nicht.“

So läuft eine Adoption ab:

Wer ein Kind adoptieren möchte, sollte sich ans Jugendamt melden. Neben Gesprächen mit Gutachtern, müssen sich zukünftige Adoptiveltern darauf einstellen, Gesundheitszeugnisse, ein polizeiliches Führungszeugnis und Verdienstbescheinigungen vorzuweisen. Eltern, die adoptieren möchten, müssen mindestens 21 Jahre alt sein. Eine Inlandsadoption ist kostenfrei. Adoptionen aus dem Ausland kosten 800 Euro, hinzu können weitere Kosten anfallen.

Wie Tine ihre Eltern bekam

Buch für Adoptiveltern und -kinder: „Wie Tine ihre Eltern bekam“ von Ilon Wikland und Malene Schwartz, ca. 12,77 Euro

Nina

Nina ist freie Journalistin und schreibt für verschiedene Magazine über Gesellschaftsthemen,Gesundheitstheemn, Beziehungen und was sie sonst so bewegt. Selbst ist sie keine Mama, dafür aber mehrfache Patentante.

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