Wie ich meine Traum-Geburt erlebte – und was mir dabei geholfen hat

Mein erstes Kind war eine eingeleitete Geburt, die mit einem Kaiserschnitt endete. Als ich nun ein zweites Mal schwanger wurde, wollte ich so gern ein schöneres Erlebnis haben, als beim ersten Mal. Ich wünschte mir eine selbstbestimmte Geburt im Geburtshaus.

Meine persönliche Traumgeburt

Bei der Geburt meines ersten Sohnes hatte ich mir eine Hausgeburt gewünscht. Da er jedoch bis 14 Tage nach dem Stichtag nicht kam und das Einleiten mit Rizinusöl nicht half, gingen wir ins Krankenhaus. Nach einem langen Versuch, ihn natürlich zu gebären, holten Sie ihn dann doch mit einem Kaiserschnitt. Für mich war dies ein traumatisches Erlebnis. Wie ich das verarbeitet habe und wie ich mich auf die zweite Geburt vorbereitet habe, könnt ihr hier lesen.

Ich hatte am 12. März Stichtag für meinen zweiten Sohn (Ich bin ja der Ansicht, dass man lieber einen Geburtsmonat statt eines Stichtages festlegen sollte. Schließlich werden nur 5% der Babies am Stichtag geboren).

Bereits einige Wochen vorher hatte ich jedoch schon intensive Senkwehen, deren Wirkung man sehr deutlich sah – mein Bauch saß viel tiefer danach. Da nun der Volksmund sagt, die Geburt ginge vier Wochen nach den Senkwehen los, war ich bereits zwei Wochen vor meinem Stichtag darauf eingestellt, dass es losgehen könnte.

Foto: Sandra Wiering

Offensichtlich hatte der Volksmund mit mir nichts zu tun, denn da passierte nix. Dann kam der Stichtag – nix… Mein Mann Thies und ich hatten abgemacht, dass ich am 25. März Panik bekommen durfte. Am 26. März hätten wir nämlich ins Krankenhaus gemusst, da dann wieder die 14 Tage vorbei gewesen wären, die man maximal übertragen darf. Die Abmachung hat mir geholfen. Wir warteten also recht gemütlich weiter.

Ab und zu betonte ich, es könne nun wirklich mal losgehen. Und dann in der Nacht vom 8. auf den 9. Tag nach dem Stichtag ging ich nachts auf Toilette und plötzlich wurde es nass unter mir auf dem Boden. Ich dachte meine Fruchtblase sei geplatzt und einhergehend auch: Jetzt geht es los! Es passierte nichts. Was mich nun wiederum etwas hibbelig werden ließ, da man nur 24 Stunden Zeit hat nach dem Blasensprung, wegen Infektionsgefahr.

Wir gingen ins Geburtshaus, dort stellten wir fest, dass kein Fruchtwasser entronnen war, sondern das wohl nur mein „Schleimtropf“ war. In meinem Fall offensichtlich recht flüssig. Ich war erleichtert. Also keine Eile.

An dem Tag starteten die Wehen oder auch Wellen genannt. Ich werde sie im folgenden als Wellen bezeichnen, weil ich den Begriff lieber mag. Wir packten die Tasche für das Geburtshaus fertig. Mein Mutter kam, um auf unseren ersten Sohn aufzupassen. Meine Wellen wurden stärker und regelmäßiger. Es war früher Abend. Ich ging in die Badewanne. Sie blieben.

Ich hatte mir im Vorhinein meine Traumgeburt aufgeschrieben und mir oft durchgelesen und jeden Abend in den letzten Wochen vor der Geburt in einer Hypnose kreiert. Tatsächlich ist vieles davon so passiert, wie ich es mir gewünscht hatte.

Gegen 23 Uhr abends trafen wir uns mit meiner Hebamme im Geburtshaus. Ich hatte bereits alle drei bis vier Minuten Wellen. Ich hatte mich vorher beim HypnoBirthing viel mit Atmung und Selbsthypnose beschäftigt und so trug mich meine Affirmation oder mein Mantra durch jede Welle. Was total schön war, weil es immer wieder einen positiven Kontext für mich erschuf.

Meine stärkender Satz war: „Ich bin weit offen. Jede Welle bringt mich näher zu meinem Kind.“ Die Visualisierung des Öffnen des Muttermunds soll dies unterstützen. Öffne dich.

Wir kamen an und mir wurde gleich die Badewanne eingelassen. Zusätzlich zu meiner Hebamme war noch eine Hebamme in Ausbildung dabei und ich fühlte mich sehr gut umsorgt. Sie hörten die Herztöne des Kindes und dann ging es auch schon in die Wanne. Die Badewanne war einfach toll. Dort war alles etwas leichter. Zwischendurch konnte ich mich in der Wanne sogar so entspannen, dass ich ein wenig dösen konnte. Die Zeit von 23 Uhr bis zur Geburt morgens um 8.12 Uhr verbrachte ich zum Großteil in der Wanne. Zwischendurch bin ich immer wieder mal ausgestiegen.

Aus dem Bericht der Hebamme habe ich später erfahren, dass wir wohl getanzt haben sollen. Ich kann mich gar nicht daran erinnern. Außerdem stellt die Hebamme in ihrem Bericht sehr deutlich heraus, was für ein tolles Team mein Mann Thies und ich gewesen sein sollen und wie gut, ich die Wellen „weggeatmet“ habe. Es war sehr schön, diese Sicht einer Außenstehenden zu hören.

Mir kam die Zeit sehr lang vor. Als sie ca. zwei Stunden nach Ankunft nach dem Muttermund tastete war dieser 4 cm offen. Als sie gegen 6 Uhr morgens das nächste Mal nachsah, war er bei 8 cm. Langsam wurde es hell durch das Fenster über der Badewanne. Meine Hebamme wollte sich ein wenig hinlegen und schickte mir ihre Kollegin rein.

Die Kollegin schlug vor, aus der Wanne zu steigen und auf Toilette zu gehen. Ich fand die Idee nicht so gut, da auf Toilette gehen sich als sehr anstrengend und unangenehm rausgestellt hatte. Ich folgte dennoch ihrem Impuls und platsch: da öffnete sich die Fruchtblase. Die Flüssigkeit war klar.

Daraufhin legte ich mich noch einmal auf das Bett und da kamen so heftige Wellen über mich. Ich würde sagen, mein Körper presste mich. Es war klar, wenn mein Baby eine Wassergeburt werden sollte, wäre es sinnvoll nun zurück in die Wanne zu gehen. Keine Ahnung, wie ich wieder hoch gekommen bin. Allein auf jeden Fall nicht. Irgendwie kam ich in die Badewanne und dann ging es so richtig los. Mein Hebamme kam wieder. Zum Schlafen war sie wohl nicht gekommen.

Die Geburt

Ich war also in der Wanne. Durch die heftigen Wellen, die durch meinen Körper gingen, hatte ich echt Schwierigkeiten mit meiner Atmung. Ich wollte gern die Atmung aus dem HynpoBirthing anwenden, fand jedoch keine Ruhe dazu. Ich wollte nicht pressen, wußte jedoch auch nicht so recht, was ich stattdessen machen könnte.

Ich wollte deshalb nicht pressen, da es für die Geburt besser ist, wenn die Muskeln entspannen, anstatt zu versuchen, das Kind durch einen angespannten Muskel zu pressen. Meine Hebamme schlug vor „Ho, ho, ho“ zu sagen. Ja, wie der Weihnachtsmann. Versuch mal „ho“ zu sagen und dabei zu pressen. Das geht nicht. Das „ho“ funktionierte gut für mich und ich konnte meinen Körper besser arbeiten lassen.

Kennt ihr die Geburten, die man gern so sieht, wo ein bis zwei Mal gepresst wird und dann ist der Kopf draußen? Ja? So war das bei mir nicht. Sein Kopf kam bei einer Welle etwas heraus, dann verschwand er wieder. Bei der nächsten Welle kam der Kopf ein kleines bisschen weiter heraus und dann verschwand er wieder. Und so ging es Welle für Welle. Gefühlt ging es ewig.

Im Nachhinein habe ich erfahren, dass dies normal ist, wenn nicht gepresst wird. So werden Geburtsverletzungen minimal gehalten. Irgendwann sagte meine Hebamme, dass er nun über den Damm kommen würde. Wow, das war echte Arbeit, ihn über den Damm zu bekommen und das tat auch weh. Kein Wunder, er hatte 35 cm Kopfumfang und dann auch noch schön die Hand an der Wange. Mein Sohn ist mit der Hand an der Wange geboren.

Sein Kinn war nicht mit rausgekommen und die Hebamme bemerkte, dass er Schwierigkeiten hatte heraus zu kommen. Etwas hielt ihn zurück. Deshalb sagte sie, ich möge aufstehen und mich hinknien. Ganz ehrlich, wenn dich jemand fragt, ob du aufstehst mit dem Kindskopf bereits geboren, fragst du dich echt, wie das gehen soll.

Zum Glück waren Thies und ich super vorbereitet. Wir hatten Videos von Geburten gesehen, in denen eine Frau in der gleichen Situation aufgestanden war und so wußte ich, dass es machbar ist und bin einfach aufgestanden. Daraufhin wurde sein Körper oberhalb des Wassers geboren. Einmal kurz hakte sogar seine Hüfte noch einmal, bevor er ganz draußen war.

Dann konnte man auch sehen, warum: er hatte die Nabelschnur nicht nur um den Kopf, sondern auch um den ganzen Körper gewickelt. Wie in einem Ballett gaben sich Hebamme und Thies das Baby zwischen meinen Beinen hin und her um ihn aus der Nabelschnur zu lösen. Ich durfte mich hinsetzen und das Baby auf meinen Bauch nehmen. Da hatte ich diesen einzigartigen Moment, wenn man sein Kind das erste Mal sieht.

Wow, einfach wundervoll!

Foto: Alina Atzler

Wusstest du, dass Babys gar nicht schreien müssen, wenn sie zur Welt kommen? Wie verwirrt ich war, als ich die ersten HynpoBirthing Videos sah und die Kinder nicht schrien. Mein Sohn schrie auch nicht, er war da, gab einen Laut von sich und atmete einfach. Er hat überhaupt wenig geschrien. Bis heute. Seine leise Geburt kann jedoch auch an seiner Nabelschnur gelegen haben, er war doch recht blau und schlaff am Anfang. Das regulierte sich zum Glück schnell.

Ich sollte dann schnell aus dem Wasser steigen, da ich viel Blut verlor. Auf dem Weg zum Bett hinterließ ich eine Blutspur. Die Theorie ist, dass sich die Plazenta bereits während der Geburt ein wenig ablöste und es so zu der Blutung kam. Sie riefen als Vorsichtsmaßnahme den Krankenwagen für mich und für mein Baby.

Plötzlich standen locker zehn Leute im Raum. Es war mir egal. Ich konzentrierte mich voll auf mein Baby und ließ sie machen. Meine Hebammen gaben sich die größte Mühe, dass weder ich noch mein Sohn mitmussten. Und sie hatten Erfolg. Meine Plazenta wurde vollständig geboren und obwohl ich recht viel Blut verloren hatte, war mir nicht schummrig oder Ähnliches.

Ich hatte vorher Sorge, ob meine Plazenta vollständig geboren werden würde aufgrund familiärer Geschichten. So hatte ich mir eine Affirmation auf einem Post-it ins Schlafzimmer gehängt, dass meine Plazenta vollständig geboren wird, und in meinen Hypnosen hatte ich dies auch mit einfließen lassen. Nun, wo es um die Plazenta ging, war ich entspannt. Auch wenn sie mich ins Krankenhaus mitgenommen hätten, wäre das okay gewesen.

Im Vorhinein hatte ich mich oft gefragt, warum es in der Literatur oft nur heißt: „und dann wird die Plazenta geboren“. Ich dachte, da muss man doch mehr zu schreiben, als einen Satz. Wie würde das sein, wenn die Plazenta geboren wird.

Ich habe im Nachhinein erfahren, dass es bei mir gar nicht einfach so war. So bekam ich einen Wehen fördernden Tropf, damit sich die Plazenta ablöst. Da sich meine Gebärmutter nicht, wie üblich, verkleinerte, war die Blutung sehr stark. Zum Glück verkleinerte sie sich dann und als die Hebamme sagte „Jetzt presse einmal kurz“, machte es flutsch und sie war da. Letztendlich kam sie dann vollständig mit einem Flutsch heraus.

Eine unglaublich tolle Sache, die ich für mich aus dem HypnoBirthing gezogen habe, ist mit allem sein zu können, welche Wendung die Geburt auch nehmen mag.

Die Leute wuselten also und gaben ihr Bestes und dann verließen sie den Raum und ließen uns allein. Man sagte uns später, dass es davor erst einmal vorgekommen war, dass das Baby nicht mit ins Krankenhaus genommen wurde, wenn erst einmal der Kinderarzt da war. Wow, welch ein Glück.

Wir durften noch einige Zeit bleiben und kuscheln, uns erholen und das Baby stillen. Leider gab es noch zwei sehr unangenehme Dinge: einen Katheter und einen Stich beim Damm. Ich war schon so weich und dachte, fertig zu sein mit der Geburt, dass ich mir diese beiden Dinge gern erspart hätte. Mittags stiegen wir dann in das Auto und fuhren mit unserem Kind nach Hause.

Foto: Alina Atzler

Fazit

Vielleicht liest sich meine Beschreibung der Geburt viel dramatischer, als ich sie empfunden habe und vielleicht fragst du dich, wie ich das Traumgeburt nennen kann. Ich sage es dir:

  • ich konnte mit allem einfach ich sein
  • ich war gut vorbereitet und wußte, was ich wollte
  • ich hatte durchgehend eine positive Umgebung
  • ich hatte keine Schmerzmittel und wollte auch keine
  • ich war selbstbestimmt
  • ich hatte einen kraftvollen Mann an meiner Seite
  • ich hatte großartige Hebammen an meiner Seite
  • es ging mir körperlich viel besser als nach dem Kaiserschnitt
  • ich schaffte die Geburt quasi allein und war unglaublich stolz

So ging ich euphorisch und glücklich nach Hause. Und musste mich wirklich zurückhalten, mich nicht zu übernehmen.

Ich kann euch nicht sagen, wie meine Geburt verlaufen wäre, wenn ich mich nicht so gut vorbereitet hätte. Was ich weiß, ist, dass ich es jedes Mal wieder so machen würde.

Ich kann Frauen nur raten: beschäftigt euch mit der Geburt. Viele Bilder, die wir in Filmen und Ähnlichem sehen, zeigen verzerrte Bilder. So haben wir ein komisches Bild von Geburt im Kopf, dass es sich lohnt aufzubrechen und zu hinterfragen. Schließlich habe ich es in der Hand.

Foto: Alina Atzler

Inken Arntzen ist Coach, Beraterin, Gründerin und steht dafür ein, dass Familien eine selbstbestimmte Geburt erleben dürfen. Sie ist HypnoBirthing Kursleiterin in Ausbildung, Gründerin des Superheldentraining, Mitgründerin des Netzwerks Digital Media Women, und Organisatorin der Social Media Week Hamburg.

Siehe auch 
www.meyola.de und www.marryville.de.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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