Wie mich die Ein-Zimmer-Lösung vom Zubettbringstress befreit hat

Vor einem dreiviertel Jahr stand ich das erste Mal in diesem Zimmer, das vielleicht unser Kinderzimmer werden sollte. Wir besichtigten ein Reihenhaus und im ersten Stock war aus zwei Räumen einer gemacht worden. Ich war hin und weg. Hier sollte das Reich meiner beiden Kinder entstehen.

Kurzum: Wir bekamen das Haus, zogen vor einem halben Jahr um – und die Große (damals vier Jahre alt) hatte ein sehr großes Zimmer für sich allein. Zumindest nachts. Ihr machte das nicht viel aus, schlief sie doch zu der Zeit wie ein Stein, von abends bis morgens. Aber ein bißchen traurig war sie dann doch, schließlich war es ihr Plan gewesen, sich nachts um den kleinen Bruder zu kümmern und ihm den Schnuller zu geben.

So ernst sie es meinte, das konnten wir ihr nicht zumuten. Denn der kleine Herr (damals gerade ein Jahr alt) dachte natürlich nicht daran, mit dem Umzug seine Nicht-Schlafgewohnheiten zu ändern: Er macht es nachts nämlich nicht unter fünf Mal aufwachen, Schnuller, Fläschchen, kuscheln, kuscheln und wieder kuscheln.

Wir Eltern und Söhnchen verteilten uns zwar theoretisch auf die zwei anderen Zimmern, aber er schlief meistens bei uns. Das Gitterbett im Kinderzimmer des Kleinen war also erst einmal arbeitslos. Es übernahm die Rolle des Reste-Schluckers: Alle Dinge, die zu groß für das Regal waren oder die eigentlich mal in den Keller sollten, die einfach so im Weg herumlagen oder sonstwie im Kinderzimmer vor sich hin existierten, landeten in diesem Bett. Schön war das nicht.

Das bedeutete aber auch, dass sowohl mein Mann als auch ich jeden Abend je ein Kind ins Bett bringen musste. War einer mal unterwegs, war das für den anderen absolut kein leichter Abend. Auch deshalb wünschten wir uns, dass es irgendwann mal klappte, dass eine Person beide Kinder ins Bett bringt.

Nun muss man wissen, dass mein Sohn eine besondere Einschlafgewohnheit hat: Er braucht einen fremden Unterarm, den er mit beiden Händen betasten und streicheln kann. Das ist an einem geschlossenen Gitterbett auch für Yoga-Halb-Profis wie mich ein Ding der Unmöglichkeit. Auch deswegen verschob sich der Umzug des kleinen Kindes in das große Zimmer immer wieder.

Aber dann kam mir die Idee, auf die ich heute noch stolz wie Bolle bin: Das neue Reisebett, welches eigentlich den Gastkindern vorbehalten war. Mit einer ordentlichen Matratze ausgestattet, durfte es nun im Kinderzimmer neben dem Bett meiner Tochter seinen Platz beziehen. Es hatte eine Öffnung am Kopfende und war somit bestens geeignet für Einschlaf-Rituale, in denen ein Unterarm die Hauptrolle spielt.

Links ein Bett und rechts ein Bett und dazwischen ein Platz für mich. Foto: privat

Wir stellten die Kinderbetten so, dass die Kinder Kopf an Kopf schliefen. Dazwischen war nur Platz für einen kleinen Sitzsack. Es dauerte noch etwa zwei bis drei dicke Schnupfen-Phasen, in denen der Zwerg so schlecht schlief wie noch nie – bis es schließlich besser wurde. Der Schnupfen ging und der Schlaf kam: Die Nächte wurden ruhiger und ein Betriebsausflug meines Mannes gab den Startschuss für das Projekt „Zwei Kinder schlafen in einem Raum“.

Was soll ich sagen? Es lief wirklich gut. Ich saß am ersten Abend zwischen den Betten, hielt den einen Arm in das Babyreisebett und mit dem anderen ein Buch, aus dem ich vorlas. Meine Angst, dass das Vorlesen den Kleinen wachhalten würde, war unbegründet. Er schien im Gegenteil sogar total glücklich zu sein über den neuen Schlafplatz neben seiner heißgeliebten Schwester. Oft kuschelten die beiden auch noch miteinander, bevor jeder in sein eigenes Bett kletterte. Außerdem hatten wir die Einschlafet unseres Sohnes etwas nach hinten verschoben, so dass er nun sehr müde und sehr ruhig in seinem neuen Bettchen lag und bald mit meinem Arm in den Händchen einschlief.

Die Nacht war dann auch okay. Wir haben das Glück, dass sich unsere Tochter, einmal eingeschlafen, von nichts wecken lässt. Da konnte der Kleine dann noch so laut brüllen, sie schlief einfach weiter. Also nichts mit ihrem Plan, ihrem Bruder nachts zu helfen. Stattdessen holten ihn im Laufe der Nacht zu uns ins Bett. Dass er nicht sofort durchschlafen würde, war uns klar. Es ging nur um das gemeinsame Einschlafen. Ansonsten darf jedes Kind in der Nacht zu uns kommen, wenn ihm danach ist.

Unsere Tochter kam nun allerdings auf die Idee, dass sie ab jetzt zum Einschlafen auch Händchenhalten müsste. Was der Kleine bekommt, will sie auch – Ältere-Schwestern-Gesetz bei uns. Also sitze ich nun nach dem Vorlesen zwischen meinen Kindern und halte jedem meinen Arm ins Bett.

Meine Arme sind dann auch meistens die ersten, die eingeschlafen sind.

Tamara Müller

Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.

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