Vor Kurzem war ich mit meiner Tochter sowie meiner Freundin und ihrem Sohn im Freizeitpark. Als meine Freundin auf der Toilette war, vor der wir eigentlich auf sie warten sollten, ging ich mit den Kindern schon einmal etwa 50 Meter weiter – das stille Örtchen dabei immer im Blick – um uns das nächste Karussell anzuschauen. Der Sohn meiner Freundin fragte mich: „Oh, sollten wir nicht auf Mama warten?“ Ich erklärte ihm, dass sie uns ja sofort sehen würde, wenn sie aus der Tür kommen würde und ich sie auch. Damit gab er sich zufrieden.
Nicht so aber ein Mann, der unser Gespräch mitbekommen hatte:
„Kennt ihr die Frau!?“ fragte er die beiden Kinder. Sie schauten ihn verwirrt an und nickten. „Aha, wie heißt die denn?“ „Öm, Laura!“ und „Mama!“ (😅) waren die Antworten. Damit gab sich der Mann dann zufrieden. Er erklärte mir: „Tja, ist ja immer erstmal komisch, wenn ein Kind fragt, ob man nicht auf seine Mama warten wolle.“
Ich gebe es zu: Ich fühlte mich im ersten Moment total beleidigt!
Aber nur kurz: Denn dann dachte ich mir, dass das ja so genau richtig war. Lieber einmal zu viel fragen als einmal zu wenig. Und es hätte ja durchaus sein können, dass ich gerade mit fremden Kindern stiften gehe.
Also schluckte ich meinen Stolz herunter und beschloss, die Reaktion des Mannes sogar richtig gut zu finden. Und begann mich zu fragen:
Reagieren viele Leute so toll, wenn sie ein komischen Gefühl in solchen Situationen haben?
Ich bin natürlich nicht die erste, die sich diese Frage stellt. Auf TikTok ist jetzt ein soziales Experiment viral gegangen:
https://www.tiktok.com/@adellea_sunny23/video/7130187787516661018?is_from_webapp=1&sender_device=pc&web_id=7107221934903035397
„Deine Mama hat mich gebeten, dich abzuholen. Willst du ein Eis?“
Ein Mann mit süßen Hund spricht Kinder an. Diese zieren sich, sind scheinbar unsicher, ob sie mitgehen sollen oder nicht.
Soweit der „Versuchsaufbau“. Nebenan saßen oder standen jeweils Passanten, die die Szenerie eindeutig mitbekommen haben. Wie das Ganze (in den meisten Fällen) ausging?
Die Frauen und Männer gingen dazwischen. Sie stellten sie zwischen Mann und Kind, fragten die Kinder, ob sie den Mann kennen würden. Sie jagten den Mann teilweise zum Teufel. Sie schauten nicht weg, sie griffen beherzt ein.
Ehrlich, ich hoffe sehr, dass solche Menschen dabei sind, wenn meiner Tochter mal so etwas passieren sollte.
Ist das nicht DER Alptraum aller Eltern, dass jemand ihre Kinder „mitschnackt“?
Es ist unglaublich wichtig, dass wir unsere Kinder vorbereiten, stark machen und mit ihnen über solche Situationen sprechen. Man kann ein Codewort abmachen, dass nur die engste Familie kennt – würde man jemals spontan jemand anderen zum Abholen schicken, müsste er dieses Wort nennen. Ansonsten dürfte das Kind nicht mitgehen.
Toll finde ich für diese Thematik übrigens folgendes Buch: „Ich gehe doch nicht mit Jedem mit!“ (Affiliate Link) von Dagmar Geisler.
Sagt mal, habt ihr schon mal so eine Situation erlebt?