Alle Jahre wieder warnt der ADAC in der kalten Jahreszeit vor den Gefahren der Winterjacke im Kindersitz im Auto. Die hält unsere Kinder zwar warm, kann aber bei einem Unfall tödlich sein. Dann nämlich, wenn sie sich zwischen Gurt und Körper befindet.
Und das gilt übrigens genauso für uns Erwachsene!
Das hat der ADAC mit seinen Dummys ausgetestet. Für den Test schnallte der Autoclub Kinder- und Erwachsenendummys auf den Crashtest-Schlitten an, die Kinder natürlich im Kindersitz. Dann ging es los, und das Ergebnis ist eindeutig: Wird der Gurt über die Winterjacke gezogen, liegt der Beckengurt nicht dort, wo er liegen soll.
Fatale Folge bei falscher Gurtlage
Die Folge: Schon bei einem Unfall mit nur 16 km/h kann es zu schweren Verletzungen kommen. Dann spannt sich nämlich der Gurt, was er ja soll. Nur kommt es durch die falsche Lage dazu, dass er tief in den Bauchraum einschneidet: „Wir reden hier über sogenannte Abdominal-, also Bauchverletzungen. Es befindet sich dort die Leber, es befindet sich dort der Darm. Hier kann es ganz schnell zu Quetschungen kommen, wo es im schlimmeren Fall zu Blutungen kommen kann“, erklärt Testleiter Volker Sandner.
Darum weist er darauf hin, dass es sehr wichtig ist, die Jacke aus dem Gurt herauszuziehen, bevor man losfährt. Das gilt auch für Erwachsene! Anschließend soll man kontrollieren, ob der Gurt nun schön an der Hüfte aufliegt.
Experte rät von Winterjacke im Kindersitz ab
Aber das ist nicht die einzige Gefahr. Wattierte Winterjacken mit glatter Oberfläche haben noch einen anderen, fatalen Nachteil: Sie sorgen dafür, dass der Gurt über dem Kind nicht eng genug angezogen werden kann. Im schlimmsten Fall passiert es dann, dass das Kind aus dem Kindersitz fliegt und nur noch die Jacke zurückbleibt.
Beide Versionen klingen jedenfalls nicht nach Szenarien, die man sich für sein eigenes Kind vorstellen möchte. Darum rät der Experte grundsätzlich davon ab, Kinder mit Winterjacke ins Auto zu schnallen.
Stattdessen ist es besser, ihnen eine dünne Jacke oder beispielsweise einen Wollwalkanzug anzuziehen und ihnen nach dem Angurten eine Decke überzulegen.
Tipps für die Praxis
In der Praxis ist das ziemlich unpraktisch: So muss man als Mama das Kind, die dicke Jacke, die es für Schule und/oder Kindergarten braucht und eine Decke mit zum Auto schleppen. Trotzdem, für die Sicherheit unserer Kinder führt da kein Weg daran vorbei. Und es hat auch etwas Gutes: Immerhin wird den Eltern dabei schon mal warm….
Leider zeigt sich, dass es Eltern besonders bei kurzen Strecken damit nicht so genau nehmen, wie eine Umfrage von RTL beweist. Viele Eltern sind der Meinung, dass im Stadtverkehr und auf kurzen Strecken schon nichts passiert – eine fatale Fehlannahme, wie der ADAC-Test eigentlich beweist: 16 km/h sind ungefähr die Geschwindigkeit, die man bei einem klassischen Auffahrunfall in der Stadt hat.
Wer sich einen Teil des nervigen Anziehens, Ausziehens, Angurtens, Decke-Überlegens, Decke-Wegnehmens, Abschnallens, Anziehens, Ausziehens sparen möchte, dem sei die Fahrt mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ans Herz gelegt. Staus sei Dank dauert das meistens gar nicht viel länger als die Fahrt mit dem Auto, und wenn doch, dann kann man die Zeit als Quality-Time mit dem Nachwuchs nutzen.
Es gibt inzwischen auch Ponchos, die man dem Kind in der Wohnung anzieht und dann im Autositz das Kind unter dem Poncho anschnallt. D.h. der hintere Teil des Ponchos liegt dann über dem Kindersitz. Dem Kind ist warm und trotzdem ist es sicher angeschnallt.