Melina und ihr Mann leben mit ihren zwei Kindern in Dahab, einem kleinen Ort am Roten Meer. Das deutsche Schulsystem haben sie hinter sich gelassen – aus Überzeugung, wie Melina in ihrer echten Geschichte erzählt. Statt Noten, Pflichtstunden und Leistungsdruck setzen sie auf Freiheit, Familienzeit und selbstbestimmtes Lernen.
„Meinen Mann habe ich vor über zehn Jahren kennengelernt, als wir beide in einem Hotel in Hurghada gearbeitet haben. Er kommt ursprünglich aus Kairo, ich aus Deutschland. Nach einiger Zeit sind wir gemeinsam nach Deutschland gegangen – aber irgendwie wussten wir beide immer, dass wir dort nicht dauerhaft bleiben wollen.
2019, während der Elternzeit mit unserem ersten Sohn, sind wir dann losgezogen.
Wir gaben unsere Wohnung auf und reisten zunächst durch Ägypten und Mexiko. Dann kam Corona – und wir waren für rund zwei Jahre zurück in Deutschland: Job, Kita, Alltag. Alles ganz normal. Aber es fühlte sich für uns einfach nicht richtig an. Mein Mann war den ganzen Tag arbeiten, wir hatten wenig Familienzeit,das Geld reichte kaum, die Wohnung war klein – und es gab keine wirkliche Aussicht auf Veränderung.
Also beschlossen wir, wieder aufzubrechen. Erst waren wir in Portugal, dann in Ägypten – zunächst in Kairo, inzwischen leben wir in Dahab. Unser großer Sohn ist inzwischen fast sechs Jahre alt, unser Kleiner gerade sieben Monate. Wir lieben die Natur und die intensive Zeit als Familie. Mein Mann arbeitet als Fotograf, ich bin remote im Backoffice tätig, und wir planen derzeit einige Projekte vor Ort.

Melinas Sohn liebt das Reisen. Foto: Privat
Unser Sohn ist das Reisen gewohnt.
Er hat Freunde an vielen Orten – klar, er vermisst auch immer wieder jemanden, aber das ist der einzige Nachteil. Soziale Kontakte sind hier in Dahab kein Problem – im Gegenteil: Es gibt zahlreiche Projekte und Angebote für Kinder. Er geht zum Karate, spielt Fußball, und wir verbringen viel Zeit draußen am Strand mit anderen Familien, die ähnlich denken wie wir. In Deutschland haben wir soziale Kontakte sogar als schwieriger erlebt.
Wir wünschen uns für ihn einen anderen Bildungsweg als den, den das deutsche System vorsieht. Deshalb lebt unser Sohn aktuell kita- und schulfrei. Das herkömmliche Schulsystem finden wir schlicht nicht kindgerecht: zu viel Sitzen, zu frühe Benotung, zu wenig Raum für individuelles Lernen. Unser Sohn ist sehr wissbegierig – er hat früh lesen gelernt, liebt Zahlen, lernt gerade Englisch und spricht bereits Deutsch und Arabisch.
Wir möchten ihm den Spaß am Lernen erhalten.
Für uns bedeutet Bildung, die Welt zu entdecken, mit anderen Kulturen und Menschen in Kontakt zu kommen und Erfahrungen zu sammeln. Das ist für uns wahres Lernen – intrinsisch, lebensnah und selbstbestimmt.

Am Strand macht lernen viel mehr Spaß! Foto: Privat
Natürlich ist unser Alltag herausfordernd: Wir haben keine Familie in der Nähe, keine Fremdbetreuung, müssen arbeiten, uns um unsere zwei Söhne kümmern – und wir haben auch noch einen kleinen Welpen. Es braucht viel Organisation, Eigenverantwortung und ein gutes Miteinander. Aber es fühlt sich richtig an. Für uns ist das besser, als unser Kind in ein System zu geben, das nicht zu uns passt.
Wir wollen unseren Kindern mitgeben, dass sie alles versuchen dürfen, wovon sie träumen – selbst wenn nicht immer alles klappt. Aber sie sollen wissen: Es ist möglich, einen eigenen Weg zu gehen.
Wir schließen Veränderungen nie aus.
Ab Herbst könnte unser Sohn eine freie Schule in Dahab besuchen, die sich am amerikanischen Homeschooling-Programm orientiert – sie ist zwar nicht staatlich anerkannt, aber sie entspricht unseren Vorstellungen. Wir bleiben offen und gestalten unser Leben so, dass es für uns alle passt.

Melina und ihr Sohn nutzen ihre Freiheiten. Foto: Privat
Dahab ist nicht perfekt. Es gibt hier Probleme – zum Beispiel Müll auf den Straßen oder die extreme Sommerhitze. Und ja, als Deutsche muss ich lernen, mit mehr Chaos und weniger Struktur umzugehen. Aber ich liebe es, in der Natur zu leben, am Meer, mit Menschen, die ähnliche Werte haben. Ich genieße die Freiheit, Neues auszuprobieren – ohne starren Rahmen, ohne Druck.
Hier leben wir selbstbestimmt – und das ist genau das, was wir auch unseren Kindern mitgeben wollen.”
Liebe Melina, vielen Dank, dass wir eure berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen euch alles Liebe für die Zukunft! Wenn ihr mehr zu Melina erfahren möchtet, schaut gerne bei ihrem Instagram-Account vorbei: @mamas.flow
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