Sobald wir den positiven Schwangerschaftstest in der Hand halten, geht sie los, unsere Achterbahnfahrt der Hormone in Richtung Mama-Sein. Für die werdenden Papas ist das meist nicht so leicht nachzuvollziehen, und so fehlt vielen das Verständnis für die eine oder andere Schwangerschaftslaune.
Doch auch dem „starken Geschlecht“ winken gravierende hormonelle Veränderungen, sobald sie ihren Nachwuchs das erste Mal in den Armen halten. Selbst der coolste Typ kann da im Kreißsaal schonmal ein Tränchen verdrücken. Jetzt kann er es zumindest auf die Hormone schieben!
Von den Schwankungen im männlichen Hormonhaushalt sind vor allem das Testosteron, Oxytocin und Prolaktin betroffen.
Hormon Nr. 1: Testosteron
Testosteron ist das männliche Sexualhormon. Davon haben junge Väter insbesondere vor der Zeugung des Babys meist extra viel im Blut. Es unterstützt neben einigen anderen Funktionen nämlich vor allem die Spermienproduktion und somit die Fruchtbarkeit des Mannes.
Langzeitstudien ergaben, dass das Level jedoch rapide abfällt, sobald der junge Papa sein Kind zum ersten Mal erblickt. So fällt das Testosteron im ersten Vaterschaftsjahr durchschnittlich um etwa 30 Prozent, im ersten Monat mit dem Baby sogar um wesentlich mehr.
Die Folgen? Der niedrige Testosteronspiegel ermöglicht auch den sonst von einer „harten Schale“ umgebenen Zeitgenossen mehr Empathie mit dem Neugeborenen, was sich unmittelbar positiv auf die Vater-Kind-Bindung auswirkt. Väter, die sich mindestens drei Stunden täglich mit ihrem Kind beschäftigen, haben laut der Studie auch langfristig niedrigere Testosteron Level als Männer, die weniger oder keinen Kontakt zu (ihren) Kindern haben.
Hormon Nr. 2: Prolaktin
Prolaktin ist bei uns Frauen in erster Linie für die Milchbildung verantwortlich. Es sorgt bei Säugetieren zudem für ein ausgeprägtes Brutpflegeverhalten. Das gilt natürlich auch für uns Menschen – schließlich gehören auch wir zu den Säugetieren – und so zeigt sich um den Zeitpunkt der Geburt herum nicht nur bei uns Mamas, sondern auch bei den Papas ein erhöhter Prolaktonspiegel.
Er führt bei beiden Geschlechtern dazu, dass die sexuelle Lust abnimmt, dafür aber eine größere Bereitschaft entsteht, sich liebevoll um den Nachwuchs zu kümmern, wie eine wissenschaftliche Veröffentlichung im Journal of Postgraduate Medicine aus dem Jahr 2016 erläutert.
Hormon Nr. 3: Oxytocin
Oxytocin hat gleich mehrere Bedeutungen für die Geburt eines Kindes. Es löst die Wehentätigkeit aus, regt die Bildung von Muttermilch an und ist gleichzeitig bekannt als sogenanntes Liebes- oder Bindungshormon (das übrigens auch beim Kuscheln oder Sex ausgeschüttet wird).
Eine im Jahr 2017 veröffentlichte Untersuchung legt nahe, dass Oxytocin bei frischgebackenen Vätern ein erhöhtes Nähebedürfnis und gesteigertes Einfühlungsvermögen, also mehr Empathie für das Kind auslöst. Männer, die einen erhöhten Oxytocinspigel haben, reagieren demnach stärker auf das Weinen ihres Babys. Bei den untersuchten Vätern konnte sogar eine verstärkte Gehirnaktivität beim bloßen Anblick von Fotos ihrer Kinder gemessen werden.
Beruhigend zu wissen, dass nicht nur wir Mütter dem geheimen Wirken der Hormone ausgesetzt sind. Auch unseren Männern geht es so und auch sie spüren diese gewisse Verletzlichkeit, wenn der heiß ersehnte Nachwuchs endlich da ist – egal wie sehr sie versuchen, dabei cool zu bleiben.