Wo Muttermilch bald Menschenmilch heißt – und warum

Man kann es sehen, wie man will – Fakt ist aber, dass unsere Sprache viele alltägliche Begriffe beeinhaltet, die auf Menschen diskriminierend, ausgrenzend und beleidigend wirken können.

Diese Diskussionen gab es kürzlich schon, weil Disney viele seine Klassiker mit einem Rassismus-Teaser versehen hat: Viele Begrifflichkeiten werden ohne jeglichen bösen Hintergedanken tagtäglich genutzt und es erscheint einem vielleicht völlig übertrieben, wenn diese plötzlich in der Kritik stehen. Aber eigentlich sollte es ja reichen, wenn sich auch nur ein Mensch davon beleidigt fühlt, diese Worte zu überdenken, oder?

Das haben jetzt auch zwei Krankenhäuser in Großbritannien getan, allerdings in eine etwas andere Richtung gehend:

Die Uni-Kliniken von Sussex und Brighton ermutigen jetzt nämlich ihre Angestellten, auf den Geburtsstationen eine geschlechtsneutrale Sprache zu verwenden. Denn die Patienten und Patientinnen dort sind vielfältig. Damit sich auch transsexuelle Gebärende angesprochen und zugehörig fühlen, werden hier sogar neue Begriffe kreiert, wie u.a. RT.com berichtet.

Geburtselternteil und Menschenmilch

Das sind nur zwei der Begriffe, die Ärzte und Ärztinnen, Pflegepersonal und Hebammen künftig verwenden sollen. Denn neben den herkömmlichen Wörtern, die auf Geburtsstationen gang und gäbe sind, sollen nun auch transfreundliche Begriffe genutzt werden: „Person“ statt „Frau“, „Geburtselternteil“ (birthing parent) statt „Mutter“, „Menschenmilch“ (human milk) statt „Muttermilch“ (breast milk) – oder aber „Milch des stillenden Elternteils“ (milk from the feeding parent). „Elternteil“ oder „Co-Elternteil“ kann als Alternative für „Vater“ dienen.

Diese Begriffe sollen künftig auch bereits in den Geburtsvorbereitungskursen und bei allen anderen Terminen, an denen Eltern zusammenkommen, verwendet werden.

Allerdings gilt dies nicht starr und grundsätzlich:

Denn falls klar ist, dass es sich bei den Anwesenden ausschließlich um CIS-Frauen und CIS-Männer handelt, könne man aber bei den herkömmlichen Begriffen bleiben. (Als CIS-Frauen und -Männer bezeichnet man Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.)

Eine auf den ersten Blick vielleicht eine ungewöhnlich erscheinende Maßnahme.

Aber laut der Krankenhäuser ein wichtiger Schritt gegen Ausgrenzung. Denn die Kliniken hoffen, „schnell die historische Ausgrenzung von trans- und nichtbinären Menschen auf den Geburtsstationen“ zu beenden.

Brighton etwa ist die britische „Trans-Hauptstadt“. Und daher bekommen hier viele LGBT-Menschen Kinder. Sie alle möchte man nicht länger sprachlich ausgrenzen, sondern selbstverständlich inkludieren.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Katharina
Katharina
1 Jahr zuvor

Ich hab da kein Problem mit der Menschenmilch. Kuhmilch heißt ja auch Kuhmilch. Wo ist das Problem?
Mir tut es nicht weh und wenn anderen solche Begriffe helfen sich zugehörig zu fühlen, ist das doch gut.

Mordred
Mordred
2 Jahre zuvor

Auf einer Geburtenstation zählt in erster Linie bis ausschließlich das biologische Geschlecht. Von daher ist das der völlig falsche Ort für Begrifflichkeiten wie cis etc.

„Viele Begrifflichkeiten werden ohne jeglichen bösen Hintergedanken tagtäglich genutzt und es erscheint einem vielleicht völlig übertrieben, wenn diese plötzlich in der Kritik stehen. Aber eigentlich sollte es ja reichen, wenn sich auch nur ein Mensch davon beleidigt fühlt, diese Worte zu überdenken, oder?“
Definitiv nein. Ich fühle mich bspw. dadurch beleidigt, dass ich ständig als zur weißen Mehrheitsgesellschaft gehörend bezeichnet werde. Denn das kategorisiert mich nach einer Eigenschaft, die mir völlig egal ist. Aber natürlich können Leute das dennoch tun. Denn wenn jeder einzelne exakt nach seinen Befindlichkeiten nur noch angesprochen werden darf, können keine Gespräche mehr stattfinden.

Klaus (Papa und Opa)
Klaus (Papa und Opa)
2 Jahre zuvor

Es wird sicherlich sehr ergreifend sein, wenn die Gebärhilfe sagt: „Herzlichen Glückwunsch! Es ist eine Mensch…“

trackback
Schwangerer Trans-Mann: „Das medizinische System ist nicht auf uns ausgelegt!“
3 Jahre zuvor

[…] und auslösend für jemanden sein, der sich nicht als Frau identifiziert. Rachlin schlägt vor, andere Begrifflichkeiten zu verwenden: perinatale Versorgung statt Mutterschaftsvorsorge, Brusternährung statt Stillen, gebärende […]

Laura
Laura
3 Jahre zuvor

So langsam drehen alle durch.
Meiner Meinung nach sind solche Begrifflichkeiten wie „Menschenmilch“, bescheuert und übertrieben. Ein trans-Mann ist doch froh keine Frau mehr zu sein, als ob die dann noch stillen wollen geschweige denn ein Baby kriegen. Also auf natürlichen Weg.

Ich finde es gut wenn wir aufeinander Rücksicht nehmen aber das ist übertrieben! Ich werde so etwas auch nicht in meinen Sprachgebrauch einfließen lassen. Man kann und muss nicht jedem gerecht werden.

Anonym
Anonym
3 Jahre zuvor

Ich bin wirklich froh über mein Alter und die Tatsache, diesen Planeten nicht noch 70 Jahre mit derart dummen Menschen teilen zu müssen…

Anonym
Anonym
3 Jahre zuvor

Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstehe, beziehungsweise: Auf Deutsch kann ich das nachvollziehen. Denn es mag sicher biologische Frauen geben, die ihr Kind stillen, sich aber nicht als Mutter identifizieren.
Auf Englisch bin ich hingegen ratlos. Gibt es auch Menschenmilch, die nicht aus einer Brust kommt?