Es ist nicht immer leicht, wenn sich eine Mama neu verliebt. Denn wenn beispielsweise ihr Kind ein Problem mit dem neuen Partner hat, trübt das das frische Glück ungemein. Und ein Kleinkrieg mit der Ex kann auch viel Kraft kosten.
Aber zum Glück kann es auch ganz anders kommen. Unsere Echte Mama Maria* (28, aus der Nähe von Stuttgart) erzählt uns hier die Geschichte ihrer außergewöhnlichen Patchwork-Familie, zu der ihr Sohn Benny* (3) und ihre Verlobte Nadja* (28) gehören (*alle Namen von der Redaktion geändert).
„2011 lernte ich meine Ex-Ehefrau kennen. 2013 heirateten wir – damals hieß das noch eingetragene Lebenspartnerschaft. 2014 brachte ich dank einer Samenspende Benny zur Welt. Meine Ex adoptierte ihn und hat somit das halbe Sorgerecht, das läuft genauso wie bei Hetero-Paaren auch. Die gleichen Rechte, die gleichen Pflichten…
Im Januar 2015 trennten wir uns dann. Benny war knapp ein Jahr alt und hat alles mitbekommen. Er litt über Monate hinweg, als meine Ex-Frau auszog. Inzwischen versteht er es aber immer besser.
2016 lernte ich meine Verlobte Nadja kennen und verliebte mich. Sie wusste übrigens schon, dass ich ein Kind habe, bevor wir zusammenkamen. Wir beiden lernten uns erstmal in Ruhe kennen, und sie überlegte natürlich auch, ob sie ein ,fremdes Kind`akzeptieren könnte. Aber schon bald wusste sie, dass sie mich auch mit Kind wollte. Benny traf sie tatsächlich erst Monate später, und das auch nur durch einen Zufall! Ich war bei ihr und Benny bei meiner Ex-Ehefrau. Plötzlich rief sie an, dass ich unseren Sohn abholen müsse. Nadja kam mit. Das erste Treffen der beiden war also ganz spontan und ungeplant.
Meine Ex-Frau hatte damit ein gehöriges Problem. Sie wollte nicht, dass Nadja sich in Bennys Erziehung ,einmischt` und wünschte diesen Umgang nicht – das waren ihre Worte. Ich sprach mehrmals mit ihr, blieb dabei immer nett, machte ihr aber ganz klar, dass sie das nicht zu entscheiden habe.
Benny und Nadja brauchten natürlich ihre Zeit, um zusammenzuwachsen. So richtig klappte das erst, als Nadja zu uns zog und ich auch mal für zwei Stunden weg ging. Aber dann, dann wurde es eine wunderbare Beziehung zwischen den beiden.
So gerne sieht das meine Ex immer noch nicht. Es stört sie besonders, dass Benny Nadja ,Mama`nennt. Das hat er aber ganz alleine entschieden. Ich habe sowieso das leise Gefühl, dass er Nadja mehr als seine zweite Mama ansieht als meine Ex-Frau.
Benny liebt meine Verlobte wirklich sehr. Wenn er mal weint oder schlecht träumt und zu uns ins Bett darf, beruhigt er sich erst, wenn sie ganz nah bei ihm liegt. Er vertraut ihr sehr, was bei Benny nicht so einfach und nicht selbstverständlich ist.
Sie macht auch alles, kauft für ihn ein, tröstet ihn, spielt mit ihm – die beiden sind ein richtig gutes Duo. Ich finde das wunderbar und einen echten Glücksfall. Ich bin dankbar, dass wir drei so glücklich sind. Momentan ist es sogar so, dass ich eher uninteressant für ihn bin. Mama Nadja soll alles machen! Neulich beispielsweise hatte er sehr schlechte Laune und wollte sich nicht anziehen lassen. Ich kämpfte ewig mit ihm und seinen Klamotten. Dann kam Nadja – und alles ging wie von selbst! Ich grinse in so einem Fall in mich hinein und freue mich über unsere fröhliche „Patchwork-Familie“.
Meiner Ex-Frau passt diese Harmonie nicht. Sie hat zwar noch nie ein Wort darüber gesagt, aber ich spüre das genau. Der Knackpunkt an der ganzen Sache ist aber eher, dass sie noch ein Problem mit mir hat.
Benny ist immer Mittwochs und Freitags bei meiner Ex und ihrer Freundin. Ich habe damit kein Problem, obwohl er uns an diesen Tagen natürlich fehlt. Aber ändern kann man es ja eh nicht. Und Benny fühlt sich in seinen beiden Familien sehr wohl.
Ich glaube, wenn Kinder noch klein sind, fällt es ihnen leichter, eine neue Situation zu akzeptieren. Ältere Kinder brauchen bestimmt eine längere Anpassungsphase. Ich bin selber in einer Patchwork-Familie aufgewachsen, die entstand, als ich sieben Jahre alt war. Da fand ich die Umstellung schon recht schwer.
Und ich finde: Wenn es richtige, längerfristige Probleme in solchen Situationen gibt, liegt es meistens daran, dass die Eltern noch ein Problem miteinander haben. So kommt es aus verletzten Gefühlen zu Ideen und Aussagen, unter denen die Kinder leiden müssen, z. B. ,Mein Kind darf zu der neuen Frau meiner Ex nicht Mama sagen!` Ja, wieso denn nicht, wenn es das möchte? Wenn sich dieses neue Elternteil ganze Wochenenden liebevoll um das Kind kümmert? Kinder sehen die Welt nicht so kompliziert wie wir. Wir machen die Situation nur schwer.
Ach, und ob es ein Thema ist, dass wir zwei Frauen sind? Für uns nicht. Und Benny weiß ganz genau, das seine Freundin aus dem Kindergarten eine Mama und einen Papa hat – und er selbst eben zwei Mamas. Ende der Geschichte. Und auch für die Kinder in der Kita ist das etwas völlig Normales. Natürlich merken wir beim Abholen direkt, wer seine Kinder weltoffen erzieht und wer nicht – aber Probleme haben wir keine.
Ich fühle mich angekommen mit meiner kleinen Familie und genieße unser Leben in vollen Zügen.“