Zwei Tage kinderfrei: Mein erster Urlaub ohne Kind

„Oh Mann, Laura. Wir müssen mal wieder ein Wochenende zusammen wegfahren. Und zwar noch dieses Jahr!“

So die Ansage meiner Freundin, als eines unserer leider selten gewordenen Treffen mal wieder in einem Jammer-Marathon endete: Wir fühlten uns gestresst, hatten viel zu wenig Zeit für Freundinnen, Bücher, Filme, Sport, die Schönheit, eben für uns selbst. Dazu die üblichen Nicklichkeiten mit Familie und Kollegen, das blöde Wetter, das Kilo zu viel – wir redeten uns in Rage.

Und dann kam diese Idee auf – gemeinsam wegfahren. Früher hatten wir das doch auch öfter mal gemacht. Mein erster Impuls: „Ui, nee, ich weiß nicht. Ohne meine Kleine weg? Kann ich das? Darf ich das? Und vor allem: Möchte ich das?“ Auf der anderen Seite: Warum denn eigentlich nicht? Mein Freund war schon ohne mich und unsere zweieinhalbjährige Tochter unterwegs, und zwar länger als ein Wochenende. Und das hat prima geklappt. „Ha! Dann kann ich das doch auch!“ Auf der anderen Seite: „Ich bin ja nun mal die Mama. Die MAMA! Ist das nicht was gaaaanz anderes?“

Nachdem ich einmal darüber geschlafen hatte, sah ich das viel entspannter. Na klar, meine Freundin und ich würden das machen. Ich hatte große Lust dazu, es waren nur zwei Nächte, und meine Tochter wäre ja zu Hause beim Papa und nicht sonstwo. Denn darüber, wie mein Freund das wuppen würde, machte ich mir gar keine Gedanken. Hab ich noch nie gemacht, auch nicht zu Säuglingszeiten. Es ist doch auch mein erstes Kind, warum sollte ich irgendetwas besser können als er? Schon unzählige Male hatte er sie alleine betüttelt, wenn ich etwas vorhatte. Und nie hatte sie nach mir gejammert.

Im Gegenteil: Da er oft lange arbeiten muss, fand ich es für meine beiden Lieben eigentlich ganz schön, dass sie sich mal so intensiv haben würden.

Also, wir fanden ein gutes Angebot und buchten ein Wellness-Wochenende in Friesland. Damit war es aufgemacht. Kneifen war jetzt nicht mehr, in anderthalb Monaten sollte es losgehen.

Natürlich passierte es nun in diesen Wochen zum ersten Mal, dass unsere Kleine Alarm schlug, als ich mal beim Zubettbringen nicht da war. Eine Stunde schrie sie nach mir, obwohl ich sie versuchte, am Telefon zu beruhigen. Mein Freund war kaputt, aber entspannt, als sie dann doch eingeschlafen war. Ich war nervös: „Ausgerechnet jetzt! Das war ja klar!“ Würde ich nun genau in einer Phase wegfahren, in der sie mich mehr als sonst brauchte? Wie grausam von mir!

Und dann war es soweit. Zwei Tage vorher erzählte ich meiner Tochter, dass ich Samstag wegfahren würde und sie ein ganz gemütliches Wochenende mit Papa zu Hause hätte. Nur zwei Mal schlafen und dann würde ich sie am Montag auch schon wieder von der Krippe abholen.

Nun hat meine Tochter die Eigenschaft, einem das Gefühl zu geben nicht zuzuhören. (Also, von mir hat sie das nicht, ist klar, ne?) Man erkennt nie, ob sie etwas mitbekommen hat oder nicht. Deswegen erzählte ich es ihr zur Sicherheit am nächsten Tag noch einmal. Da schaute sie mich allerdings ziemlich gelangweilt an und nickte. Sie hatte es sehr wohl schon beim ersten Mal verstanden, es war ihr nur keinen Kommentar wert.

Übrigens war das Einzige, was ich vor meiner Abfahrt vorbereitet habe: Klamotten für meine Tochter rauszulegen! Denn in den Untiefen ihres Kleiderschrankes kennt mein Freund sich nicht aus, und dort morgens zu wühlen, dazu hatte er keine Lust. Als ich jedoch anfangen wollte, ihm die Kinderhausapotheke und Snackvorräte näher zu erläutern, winkte er gelangweilt ab: Ich sei doch nur zwei Tage weg.

Am Samstag Vormittag ging dann es los. Bevor ich mit Sack und Pack die Wohnung verließ, verabschiedete ich mich. Zugegeben, ich hatte mit etwas Drama gerechnet. Mit ein paar kleinen Tränchen, zumindest etwas Gejammer. Okeee, vielleicht auch ein klitzekleines Bisschen für mein Ego. Auch, wenn’s peinlich ist. Aber: Nix. Ein kurzes Küsschen von meiner Tochter, dann spielte sie weiter. Pfff… ich rauschte fast beleidigt raus.

Aber natürlich war es perfekt so. Ich konnte besten Gewissens fahren und im Hotel angekommen direkt abschalten. Und was soll ich sagen: Es war wunderbar. Wir redeten, lachten, futterten uns durchs Buffet, weichten uns im Whirlpool ein, testeten alle Saunen. Lagen nach einem kleinen Drink in der Hotelbar um 22.30 in unseren Betten und gingen spätmöglichst zum Frühstück. Herrlich. Entspannend. Unbezahlbar.

An beiden Abenden telefonierte ich einmal kurz per Videoanruf nach Hause. Meine Familie saß gerade beim Abendbrot, meine Kleine freute sich, zeigte mir kurz ihr Essen und mampfte dann fröhlich weiter. Tagsüber lag mein Handy verlassen im Hotelzimmer, wenn ich abends darauf schaute, gab es keine verpassten Hilfe-Anrufe, sondern fröhliche Videogrüße von zu Hause.

Das war toll für mich. Ich sah, dass es allen gut ging und konnte danach wieder abschalten. Also, soweit das als Mama geht, zumindest. Denn oft ging es in den Gesprächen mit meiner Freundin, die auch Mutter ist, auch um unsere Kinder. Na klar! Aber eben nicht hauptsächlich.

Um es auf den Punkt zu bringen: Ich genoss meine zwei kinderfreien Tage in vollen Zügen. Es war so erholsam, mal nur rumzuhängen, sich ganz in Ruhe zu duschen, einen Kaffee komplett heiß zu trinken und abends nicht immer das Babyphon im Hinterkopf zu haben. Keine kleinen und großen Trotzkämpfe auszutragen, kein Buch drei Mal hintereinander vorzulesen.

Nach den zwei Tagen habe ich mich aber auch schon wieder auf zu Hause gefreut.

Als ich dann meine Tochter am Montag von der Krippe abholte, hatte ich auf dem Weg dorthin fast Bauchkribbeln, so sehr freute ich mich auf sie. Sie sprang strahlend in meine Arme – das pure Glück! Auf dem Rückweg erzählte sie mir, was sie alles mit Papa erlebt hatte. Und der hatte sich an diesem Wochenende gefühlt noch einmal mehr in seine kleine Maus verliebt. Ich hatte ein rundum gutes Gefühl.

Was ich daraus gelernt habe: Ganz ganz sicher werde ich nochmal mit meiner Freundin wegfahren. Es tut einfach gut, mal komplett raus zu sein aus der täglichen Routine. Wenn es nicht sogar überlebenswichtig ist! Alle kommen auch prima ohne mich aus. Meine Tochter profitiert am Ende auch davon, wenn ihre Mama mal wieder so richtig entspannt ist.

Und mit etwas Abstand und Zeit zum Nachdenken ist mir endlich mal wieder bewusst geworden, was im Alltag zu oft aus den Gedanken verschwindet:

Wie glücklich ich mit meiner Familie bin, und dass es sich nur zu dritt so ganz perfekt für mich anfühlt.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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